Das Wort Kicker kommt, wer hätte es gedacht, aus dem Englischen und macht aus einem Tätigkeitswort, nämlich "kicken" (treten) ein Substantiv – der Kicker. Allgemein wird dieses Wort im Sprachgebrauch von Fans und Reportern des Fussballs verwendet und nicht in Clubs mit Discolicht und Bühnennebel. Doch das "Schwuz" am Berliner Mehringdamm hat (obwohl schon 40 Jahre alt) einmal mehr die Zeichen der sportlichen Zeit erkannt und lädt sein zumeist schwules Klientel neuerdings zu einer Party mit dem schönen Namen "Popkicker". Das ist insofern innovativ, als das das Schwuz bereits mit Partyreihen wie "London Calling" für Abwechslung im eingefahrenen Gay-Party-Betrieb der Hauptstadt gesorgt hat. Sportlich gibt sich das traditionell eher dunkel gehaltene Souterrain mit einem echten Kicker-Spiel und – wie extravagant- einer Tischtennisplatte. Wer mitspielen will zahlt fünf Euro Pfand für einen Tischtennisschläger und jagt in teilweise atemberaubendem Tempo um die dunkelgrüne Platte. Im Laufe der Nacht wird die Schlange der Mitspieler immer länger und ganz nebenbei kommen sich Menschen näher, die ohne Ball und "Kelle" wohl nie zueinander finden würden. Von Style-Teenies und Modeopfern bis zu Kraftprotzen und Hairy-Bären jagt alles der weißen Plastikkugel nach, zieht zwischendurch – höchst lässig- an unsportlichen Zigaretten oder schlüft zur Abkühlung Bier und Drinks. Begleitet von Anfeuerungen der umstehenden Menge und von Madonna, Robbie Williams und Scissor Sisters – also deren Musik. Wie schwul ist das denn? Derweil heizt DJ und Partymeister Chriss T. (übrigens Thüringer und echter 70er und Schlager-Spezialist) mit Krachern ein, die kein Bein unbewegt lassen. Die Menge tobt, die Getränke fließen. Es ist Original-Party-Feeling. Es ist "Schwuz", ein bisschen Erinnerung an die Dorfdisko der eigenen Jugend – mitten in der Großstadt. Wer kann dazu schon NEIN sagen…