Tavanceh ist der zweite Blogger innerhalb eines Monats, der der iranischen Behördenwillkür zum Opfer fiel. Ende April traf es Ramin Jahanbegloo, einen weltweit anerkannten Philosophen. Tavanceh ist weitaus weniger bekannt und so steht zu befürchten, dass die kritischen Reaktionen in seinem Fall weitaus weniger heftig ausfallen werden. Umso gefährlicher für ihn. Tavanceh war aktiv im Widerstand der Studenten an der Teheraner TU, die für Demokratie im Mullah-Staat stritten. Über seine Aktivitäten berichtete er regelmäßig in seinem Blog.
Hier wurde einer seiner Berichte von den Protesten ins Englische übertragen. Wer das liest, kann schon verstehen, warum die Behörden ihn lieber im Gefängnis als hinterm PC sehen will.
Passend dazu schreibt der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe: „In jüngster Zeit nahmen sich das Informationsministerium und die Zensurbehörde die Blogger vor […] Einige von ihnen verschwanden für zwei oder drei Monate im Evin-Gefängnis, dann wurden sie freigelassen. Der perfide Umgang mit jungen Aufsässigen oder Intellektuellen ist immer gleich: Sie kommen frei, offiziell auf Urlaub, das Urteil wird nicht aufgehoben, deshalb können sie bei erneutem „Fehlverhalten“ sofort wieder in Haft genommen werden.“Nach all dem was man noch über Herrn A. lesen konnte, wäre ein „regime change“ im Iran dringend notwendig.
Ich finde, dass der nervöse Umgang mit den Bloggern aber auch zeigt, dass dieses Medium von den Behörden ernst genommen wird. Die Verhaftungen sind ja auch ein Indikator dafür, dass die kritische Zivilgesellschaft noch nicht tod ist. Das macht ja in gewisser Weise auch Mut, selbst wenn die einzelnen Schicksale schon bedrückend sind.
Passend zum Thema kann man bei AI eine Online Petition unterstützen, die Meinungsfreiheit für das WWW fordert.