Mobbing am Arbeitsplatz: Wie geht man als Opfer vor?

Karriere über alles – Mobbing am Arbeitsplatz wird zum wachsenden Problem in Deutschland: Eine neue Studie des Sozialforschungsinstitus Ifak belegt nun, dass bereits jeder Achte an seinem derzeitigen Arbeitsplatz gemobbt wurde. Fast ein Drittel aller Befragten gab außerdem an, schon Zeuge von Mobbing unter Kollegen gewesen zu sein. Doch was tun, wenn man selbst Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz ist? Ist eine Mediation mit dem Mobber die richtige Lösung? Ist es besser, gleich zum Chef zu rennen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen oder gar den Job zu kündigen? Und was, wenn der eigene Chef der Grund für das Mobbing am Arbeitsplatz ist? Im Folgenden können Sie nachlesen, wie man als Mobbingopfer am Besten vorgeht – und welche Alternativmöglichkeiten Sie haben.

Mobbing am Arbeitsplatz: So wirds gemacht!

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Schlagfertigkeit erlernen

Dumme Sprüche und leere Floskeln gehören mittlerweile zum Berufsalltag dazu – und sind in fast jedem größeren Betrieb an der Tagesordnung. Wenn also gelegentlich Bemerkungen fallen, die Sie verletzen, aber mehr oder weniger im gesamten Büroklima an der Tagesordnung liegen, so haben Sie zwei Möglichkeiten: Dies bei ihrem Chef oder den Kollegen zur Sprache zu bringen, und sich für eine bessere und freundlichere Arbeitsatmosphäre einzusetzen, oder durch Schlagfertigkeit zu punkten. Dabei ist es ganz wichtig, nicht auf der gleichen, verletzenden Ebene zu antworten. Eine gute Taktik ist dabei zum Beispiel stets mit einer Gegenfrage zu antworten, oder auch mit einer humorvollen Bemerkung. Ganz wichtig bei Kontern ist allerdings, dass Sie auch mit ihrer Körpersprache klar darstellen, dass Sie nicht ein unsicheres Opfer sind, sondern gleichberechtigt und selbstsicher erscheinen. Durch diese Gegenwehr wird einerseits erreicht, dass dem Mobber ein deutliches „Stop“-Signal gesendet wird, andererseits bewirkt das Wehren auch beim Opfer eine psychische Stärkung. Tipps für sicheres Auftreten und Schlagfertigkeit im Arbeitsalltag finden Sie ausführlich in: Meike Müller, „Lizenz zum Kontern – Rhetorische Selbstverteidigung im Job“, Eichborn, 12,95 €

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Reden hilft

Wenn Menschen psychischen Belastungen ausgesetzt sind, ist das wichtigste Gegenmittel aktiv zu werden. Wenn man über die Stresssituation mit Freunden, Familie oder auch anonym mit einer Beratungsstelle redet, kann die eigene Psyche die Situation wesentlich besser verarbeiten. Der allerwichtigste Tipp, um gegen Mobbing vorzugehen, ist demnach darüber zu reden. Seien Sie offen, verstecken Sie sich nicht, sondern holen Sie sich Hilfe. Dies ist der erste Schritt, um aus der Mobbing-Spirale herauszukommen und die gegenwärtige Stresssituation zu ändern.

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Objektive Beurteilung

Mobbing ist mittlerweile ein weit gefasster Begriff, und muss oft bei jeder unfreundlichen Bemerkung herhalten. Wenn Sie also das Gefühl haben, gemobbt zu werden, und dagegen vorgehen möchten, schildern Sie Ihre Erfahrungen am besten einem Experten oder einem entfernteren Bekannten, und hören Sie sich eine objektive Meinung an. Durch die Objektivität der Person werden Sie schnell herausfinden, ob es sich um ein tatsächliches Mobbing am Arbeitsplatz handelt, oder ob lediglich ein raues Arbeitsklima vorherrscht.

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Hilfsmittel „Mobbingtagebuch“

Als ein wirksames Hilfsmittel im Kampf gegen Mobbing hat sich das sogenannte „Mobbingtagebuch“ herausgestellt. Jedes Mal, wenn Sie sich ungerecht behandelt fühlen, wenn eine Situation vorkommt, in der Sie gemobbt werden, oder verletzende Bemerkungen fallen, notieren Sie dies. Am besten mit Datum, Ort und eventuellen Anwesenden – durch diese Gedächtnishilfe können Sie in späteren Gesprächen auf präzise Beispiel zurückgreifen, Kollegen als „Zeugen“ benennen und Klarheit und Durchsichtigkeit in Ihrer Beschwerde aufweisen. Ein Tagebuch kann sich, falls es dazu kommen sollte, auch in einem späteren Gerichtsverfahren als nützlich erweisen.

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Vermittlung im Betrieb

Versuchen Sie, bevor Sie rechtliche Schritte einleiten, mit Hilfe eines Kollegen oder Ihres Vorgesetzen, ein klärendes Gespräch zu führen. Bei einem „Mediations-Gespräch“ können Sie dabei, unter Anwesenheit eines Dritten, ganz klar zum Ausdruck bringen, was Sie stört und wie sich das Mobbing für Sie darstellt. Auch erfahren Sie dabei, wie die Situation für Ihren Peiniger aussieht. In manchen Fällen kann solch ein klärendes Gespräch zumindest ein erster Schritt aus der Mobbing-Falle sein, im Idealfall sogar die Lösung des Problems werden. Auch der Personalrat kann als Vermittler agieren, dies ist ein besonders geeigneter Mediator, wenn es sich beim Mobber um den Vorgesetzten handelt.

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Professionelle Hilfe – psychologische Seite

Scheuen Sie sich nicht davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aus psychologischer Sicht können dabei die Sozialberatungsstellen von Kirchen oder Gewerkschaften eine erste Anlaufstelle sein, die eine erste Beratung anbieten. Ein Psychologe kann Ihnen zusätzlich helfen, die Belastung weit besser zu verkraften. Auch Selbsthilfegruppen, entweder in Ihrer Stadt oder auch in Internetforen, können oft hilfreich und wohltuend sein. Zudem können Entspannungstherapien wie Meditation helfen, mehr Abstand zur Stresssituation zu schaffen, und Dinge klarer und distanzierter zu sehen.

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Professionelle Hilfe – rechtliche Schritte

Wenn Sie sich dazu entschieden haben, rechtliche Schritte gegen Ihren Kollegen oder Vorgesetzten einzuleiten, ist es ebenfalls ratsam, sich auch in diesem Feld professionellen Beistand zu holen. Ein Anwalt, der mit dem Sujet „Mobbing“ vertraut ist, kommt nach Erfahrungsberichten häufiger und schneller zu Ergebnissen, und kann Sie mit der rechtlichen Lage vertraut machen und mögliche Unsicherheiten und Fragen zum Arbeitsrecht klären.

3 Meinungen

  1. Mobbing ist sicher so alt, wie die Menschheit und ihre unterschiedlichen Kulturen. Doch es lohnt sich, einmal dort hinzuschauen, wo unsere aktuelle Kultur des gesellschaftlichen Zusammenlebens und –arbeitens ihren Mitgliedern, sprich: uns Menschen genau die Lücken hinterlässt, in der Mobbing geschehen kann.

    Eine entscheidende Lücke ist durch den Wegfall einer wichtigen menschlichen Kernkompetenz entstanden, die uns kaum noch im Bewusstsein ist: die „Identitätsschaffungs-Kompetenz“, ein für uns moderne Menschen scheinbar bedeutungsloser Begriff. Sie geriet nahezu völlig in Vergessenheit, seit der gesellschaftliche Wandel durch die Industrialisierung den Stellenwert des aus den einstigen beruflichen Ständen hervor gegangenen Identitätsbewusstseins in der menschlichen Werteskala weit hinten angestellt hat. Ein Blick in die historischen Zusammenhänge macht das deutlich:

    Mit Beginn menschlicher Zivilisationen entwickelten sich gesellschaftliche Aufgabenteilungen, aus denen die beruflichen Stände hervorgingen. Diese sämtliche Lebensbereiche prägende Form des gesellschaftlichen Lebens brachte die ursprünglichste und kraftvollste Kompetenz hervor, über die wir Menschen verfügen, und die zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor menschlicher und gesellschaftlicher Entwicklung in allen Lebens- und Schaffensbereichen wurde: die „Identitätsschaffungs-Kompetenz“.

    Mit der innerhalb von zwei bis drei Generationen einsetzenden industriellen Revolution wurde diesem auf Identität basierenden Leben und Schaffen für Millionen von Menschen ein jähes Ende gesetzt, was zur Folge hatte, dass Menschen seither in kollektivem Ausmaß den Faktor Identität nahezu komplett aus der Reichweite ihres Selbstverständnisses verbannt haben und es nun in anstrengender und versagensanfälliger Weise aus den Ergebnissen des Verhaltens und der Leistung determinieren.

    Keinesfalls zufällig war die Epoche der industriellen Revolution auch die Geburtsstunde der Psychologie, für welche aufgrund der massenhaft auftretenden Identitätskrisen seinerzeit ein enormer Bedarf entstanden war. Doch damals wie heute betrachtet sie ihr Einsatzgebiet unter dem Aspekt des Beseitigens seelischer und geistiger Störungen. Sie agiert bis heute vorrangig verhaltensorientiert und ist daher kaum geeignet, „Identitätsschaffungs-Kompetenz“ zu reaktivieren. Mobbing-Opfer lernen mithilfe psychotherapeutischer Maßnahmen in aller Regel, sich zur Wehr zu setzen, doch das Erschaffen eines kraftvollen Identitätsbewusstseins erfolgt hierbei, wenn überhaupt, nur im langwierigen Prozess des emotionalen Verwertens der dadurch erzielten mehr oder weniger großen Erfolge und ist damit lediglich eine mögliche Auswirkung anstelle eines Therapieziels.

    Das heute allgegenwärtige Phänomen des kollektiven Fokus auf das TUN (Verhalten, Leistung etc.) und die damit verbundenen, sukzessiv ansteigenden Zahlen von Mobbing, Burn Out, Depression etc. werden zu einem wachsenden Problemfaktor für Wirtschaft und Gesellschaft und machen daher ein modernes und kompetentes Identitätsmanagement unumgänglich.

    Die Erfahrungen mit einem von mir entwickelten und seit 2007 durchgeführten Identitätsmanagement-Trainings belegen eindrucksvoll, dass die Erschließung menschlichen, Erfolgspotenzials mit diesem Ansatz ungleich einfacher und vor allem ungleich schneller möglich ist, als mit den gängigen, aufs Verhalten zielenden Trainings- oder Therapiemethoden. Mobbing-Betroffene profitieren hiervon auf beeindruckende Weise ebenso, wie Führungskräfte, die ihr Niveau an Integrität, Führungskultur und Erfolgen insgesamt spürbar anheben wollen.

    Chris Witt
    Diplom Psychologe,
    Certified Leadership Coach,
    Gründungsmitglied
    der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement.
    Information: http://www.iikom.de und http://www.lifecontext.de

  2. Naja, da gibt es aber diverse philosophische Theorien (speziell in der Bildungsphilosophie), die dem widersprechen, immerhin versteht sich der Mensch erst seit Kurzem als Individuum und nicht als großes Teil einer Gesellschaft. Das kollektive Bewusstsein ist dabei evolutionsbiologisch sehr viel natürlicher und älter, als die Individualiät, kein Wunder also, dass wir dahingehend Probleme haben. Ich denke eher, dass es genau diese frisch gewonnene Individualität ist – das Anderssein – die Mobbing hervor ruft. Aber auch das ist rein natürlich, da „ausgeartete“ Subjekte in einer Gruppe oftmals gemieden wurden. Das kann man in fast jeder tierischen Gruppe erkennen. Ich wüsste auch nicht, wie ein Identitätsmanagement gegen Mobbing helfen soll, wenn es doch eher ein Gruppenproblem ist, das durch Mediation leichter gelöst werden kann.

  3. Ich selbst hab in letzter Zeit viel Stress am Arbeitsplatz erlebt. Es gab Tage an dehnen meine Frau mich zwingen musste aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Ich litt sogar an Depressionen und starken Selbstzweifeln die immer schlimmer wurden und schließlich Angstzustände auslösten. Im Internet haben meine Frau und ich uns schon ausgiebig informiert. Letztenendes bin ich dann auf Ihre Webseite gestoßen und ich muss erhlich zugeben, dass sie mir sehr geholfen hat. Durch ihre Texte wurde mir so einiges klar und es hat mich schließlich Motiviert. Danke für diese Unterstützung. Weiter so!Viele Grüße, TimoPS: Ich hab jetzt einen neuen Job und bin super glücklich 😉

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