Zwei Stunden sind wir nun schon auf dem Tauchschiff von Pro Dive Cairns auf dem Great Barrier Reef unterwegs und werden kräftig hin und hergeschaukelt. Riesige Wellen schlagen an die Fenster, die Tassen rutschen bedenklich von einer Seite zur anderen und die Klappen der Schränke müssen mit Klebeband befestigt werden. Dementsprechend geht es mir. Das Problem an der Sache: Der Trip ist meine Probefahrt – als Köchin. Und eine seekranke Köchin, na, das hat bestimmt keiner gerne. Abgesehen davon, dass mir vom Geruch jeglichen Essens der Magen noch mehr rebelliert als eh schon. „Na, den Job kann ich mir abschminken“, denke ich, und hoffe, dass es mir bald besser geht und ich zum Tauchen komme – oder sterbe. Tatsächlich schaffe ich es irgendwie, Aoife – meiner „Trainerin“ – beim Mittag zu helfen und sogar die Gerichte der nächsten Tage eigenständig zuzubereiten. Schließlich wollen 31 Tauchgäste und sieben Crew-Mitgleider gefüttert werden.
Jobben bei Pro Dive Cairns
„Du kannst morgen anfangen.“ Ich kann´s nicht glauben! Obwohl ich mir selbst sicher war, dass ich den Job nie machen könnte, sage ich ja und gehe bepackt mit Crew-Uniform und zwei Packungen Seekrankheitstabletten in meine WG. Einen Tag später stehe ich wieder in der Kombüse der Scuba Pro II, hantiere mit riesigen Töpfen, versorge alle mit Makkaroni-Auflauf und Cottage Pie. Essen kochen, ausgeben, aufräumen. Ich weiß nicht, wie viele Zwiebeln ich in der Zeit geschnitten habe, wie oft ich einen Raita-Salat gezaubert habe und wie viele Zentner Kartoffeln ich für meine Gerichte verbraucht habe. Zum Abwaschen der großen Töpfe geht es ans Hinterdeck, wo sofort bunte Fische aller Größen angeschwommen kommen und sich über die Essensreste hermachen. Den übrigen Abwasch erledigen die Tauchlehrer – ein sehr guter Service J
Open Water
Von den Tabletten bin ich zwar angeschlagen, doch nicht müde genug, um nicht tauchen zu können. Viel Zeit bleibt nie, denn Taucher sind hungrig und es gibt fünf Mahlzeiten am Tag, und die müssen von mir zubereitet werden. Das Tauchen ist einfach gigantisch: Brian, die Riesenschildkröte, Anemonen mit Clownfischen, farbenfrohe Korallen oder Haie. Manchmal tauche ich mit einer der Tauchgruppen, oft auch einfach mit einigen Crew-Mitgliedern. Sogar abends geht es noch einmal ins Wasser, und während meine Apfeltörtchen im Backofen vor sich hin garen, gleite ich schwerelos auf 18 m Tiefe an schimmernden Langusten vorbei. Wieder über Wasser, haste ich in die Dusche, trockne mich schnell ab und nehme den Abendimbiss aus dem Ofen. Die anderen Taucher werden noch gezählt – nicht, dass jemand einfach vergessen wird im Wasser, so etwas soll ja vorkommen – und trocknen noch, bevor sie zum Apfelkuchen greifen.
Entspannung muss sein
Nach drei Tagen harter Arbeit, tollen Tauchgängen, super Wetter und lustigen Abenden geht es zurück nach Cairns ans Festland – zwei Tage frei. Endlich den ganzen Tag in der Sonne liegen, baden und abends mit Freunden Barbecue. Heute Abend geht es erstmal mit der Crew und den Gästen feiern. Bis es dann in zwei Tagen wieder heißt: Auf zur Arbeit, auf zum Great Barrier Reef – dem wahrscheinlich schönsten Arbeitsplatz der Welt!
Ich war 2001 in Cairns und am Great Barrier. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keinen OWD, sodass ich mich mit Schnorcheln begnügen musste. Aber selbst das war schon unbeschreiblich. Schnorcheln war ich an meinem Geburtstag und ich hätte mir kein aufregenderes Geburtstagsgeschenk vorstellen können. Mittlerweile habe ich meinen Tauchschein. Da lohnt es sich sicherlich, noch einmal um die halbe Welt zu reisen. Oder gibt’s da andere Meinungen? Aber Vorsicht mit Reisetabletten/Tabletten gegen Übelkeit und Tauchen wg. des Tiefenrauschs. Nicht zu unterschätzen!