Mehr Schein als Sein

Fiete Stegers hat auf onlinejournalismus.de einmal einen recht interessanten Report aus dem Innern von heise.de veröffentlicht. Besonders erstaunt ihn unter anderem, dass Deutschlands wahrscheinlich wichtigste IT-Nachrichtenseite von gerade einmal einer Handvoll Redakteure erstellt wird.

Eigentlich gar nicht erstaunlich, wenn man selbst schon die eine oder andere Online-Redaktion gesehen oder in ihr mitgewirkt hat.

Vielmehr ist es eine Frage von guter Organisation und geschickter Darstellung nach außen. So manche Ein-Mann-Firma wird dank ihres opulenten Internetauftritts für einen international agierenden Konzern gehalten. Nur ein Blick ins Impressum verrät manchmal die Potemkinschen Dörfer. Aber selbst das ist nicht sicher, denn auch eine GmbH muss keine große Unternehmung sein.

Im Bereich der Onlinemedien gibt es nur selten eine journalistisch arbeitende Onlineredaktion. Vielfach sind Onlineredakteure nur die Sachwalter, Aufpasser und Bescheidwisser. Für journalistische Arbeit haben sie keine Zeit. Schließlich steht schon wieder das nächste Experiment an (wenn man Glück hat) oder es ist mit technischen Problemen zu kämpfen (weniger schön).

Onlineversionen von Printprodukten sind sowieso vielfach Wurmfortsätze des „eigentlichen“ Produkts. Reine Onlineprodukte sind selten. Folgerichtig wird fürs Internet das zweitverwertet, was sowieso gerade produziert wird. Der Onliner ist dann noch dafür da, alles in eine entsprechende Form zu bringen.

Und selbst das ist gar nicht so oft nötig. Wer seinen Verlag mit Redaktions- und Content Manegement System gut ausgestattet hat, muss eigentlich nur noch kontrollieren: Alles drin, alles dran, alles drumrum? Das Layout ist einmal festgelegt und passt sich dynamisch an. Texte und Bilder kommen aus dem Muttermedium. Alles andere wird von selbst angepasst, eingesetzt und online geschaltet.

Kein Wunder also, dass es Internetseiten gibt, an denen überhaupt niemand mehr arbeitet, jedenfalls nicht ständig. Sie werden einmal eingerichtet, um danach automatisiert ihre Arbeit zu tun. Gelegentlich schaut jemand, ob das noch der Fall ist und greift bei Bedarf ein. Das war’s.

Manche nutzen das für Suchmaschinenspam nach dem Rezept: Inhalte von anderen Seiten wie Weblogs automatisch abgreifen und einsetzen, Google AdSense einbauen, fertig ist das Geschäftsmodell. Darüber demnächst vielleicht einmal mehr.

Andere nutzen die technischen Möglichkeiten, um eine Nachrichtenseite ins Internet zu stellen, die komplett ohne menschliches Zutun entsteht: Google News. Okay, zugegeben: Würden die Journalisten auf ihren Seiten nicht so fleißig schreiben, hätte Google nichts zum Zusammenstellen. Die Texte werden noch immer von Menschen gemacht.

Noch.

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