„Und geht’s ja noch gold", lautet die stehende Redensart von Kempowskis Mutter in den Tadellöser-Romanen. Ein Wolf Schneider hätte diesem Satz sofort die ‚überflüssigen‘ Beiwörter ‚ja‘ und ‚noch‘ amputiert, das sei Schnickschnack, Ornament und überflüssiger Ballast: „Uns geht’s gold", sei zum Sinntransport völlig ausreichend. Ist das so? In meinen Ohren wäre die sprachchirurgische Rigidität wiederum Bullshit, wie ihn vor allem Journalisten gern anrichten. Denn durch den Schnitt gehen dem Satz wesentliche Bedeutungselemente verloren.
Das ‚ja‘ transportiert ein ‚trotz alledem‘, einen Hauch von unverwüstlichem Optimismus, das Glas ist immer halb voll, und nicht halb leer. Während das ‚noch‘ zugleich das Gegenteil an die Wand malt: Morgen kann es schon ganz anders kommen, das weiß dieses ‚noch‘ bereits. Es assoziiert einen tiefen Pessimismus aus blanker Lebenserfahrung heraus. Die ganze ‚Volksweisheit‘ kommt also erst im unverstümmelten Satz zum Ausdruck.
Auch das Wortwörtliche, das ‚Authentische‘, um ein Modewort zu verwenden, ist nur in den Redewendungen mit füllwörterischem Schnickschnack enthalten: „Was hat er sich da man bloß bei gedacht?" – das ist unüberhörbar norddeutsch. „Was hat er sich dabei gedacht?" ist dagegen bloß schriftdeutsch.
Mit Hilfe richtig eingesetzter Füllwörter transportieren wir also viel Atmosphäre und den Ort des Geschehens in den Text hinein. Dazu brauchen wir ‚bloß‘ ein gutes Ohr für den mündlichen Redegebrauch.
Darauf wollte ich euch ja man bloß mal hinweisen …
Leuten, die solcherart Sprachbereinigung betreiben möchten, habe ich früher schon gesagt, dass sie bitte konsequent sein oder den Mund halten sollen: ;-)Bitte sprachliche Äußerungen jeglicher Art zukünftig ausschließlich in Form formallogischer Ausdrücke formulieren.Dann erst ist nämlich der angeblich überflüssige Ballast wirklich entfernt.
„Füllwörter können Sie sich an die Wand hängen“, hat meine Englischlehrerin immer gesagt…Ich finde man sollte sich um sowas nicht allzuviel Gedanken machen, führt ja doch (!) zu nichts…
Es gibt allerdings auch ein paar Füllwörter, die mir nervigerweise immer wieder unterlaufen: dies „allerdings“ gehört dazu, aber auch „schließlich“ und „übrigens“ …
.Oder „auch“. höhö…
Ach – ‚auch‘ noch hier?