Lilliputaner oder Liliputaner?

Im Deutschen schreibt man es „Liliputaner“

Obwohl Herr Jonathan Swift die winzigen Bewohner der Insel Liliput in der englischen Originalfassung mit einem Doppel-l geschrieben hat, bürgerte sich die deutsche Übersetzung im Sprachgebrauch ein, besonders Anglophile werden damit zwar ihre Probleme haben, aber das ist der deutschen Rechtschreibung ja für gewöhnlich egal.

Auf die Liliputaner trifft der Held Gulliver, als er nach einem Sturm an Land gespült wird und von den ums 12-fache kleineren Inselbewohnern erst gefangen genommen wird, um dann Liebling am Hof zu werden. In der Satire streiten sich die Winzlinge untereinander um die große Frage, wie man nun ein Ei aufschlagen sollte: auf der spitzen oder auf der runden Seite.

Liliputaner: Von Metaphern in und aus Liliput

Dies war eine famose Metapher auf die internen religiösen Auseinandersetzungen der Briten zu der Zeit, die sich zwischen den Protestanten und Presbyterianern entwickelten hatten. Der Kampf der Bewohner Liliputs mit den Nachbarn aus dem Land Blefuscu war als Streit der Briten mit den Franzosen zu verstehen.

Die Benutzung des Wortes als Bezeichnung für klein-, beziehungsweise minderwüchsige Personen ist selbstredend unangebracht, sehr viel passender ist aber die zweite Bedeutung, die sich im Britischen verbreitet hat, bei der es weniger um die Körpergröße, als die Engstirnigkeit der Person geht. Denn – und eben deshalb ist es eine Satire – die Bewohner Liliputs sind so klein, damit ihre winzigen Weltansichten auch nach außen hin sichtbar sind.

Daraus kann man gleich was lernen.

1. Man schreibt es „Liliputaner“, außer man ist im englischsprachigen Raum unterwegs.
2. Eine Metapher sollte nicht immer wortwörtlich genommen werden.
3. Politisch korrekt darf man nur dann von den Menschen aus Liliput reden, wenn man engstirnige und/oder fiktive Menschen bezeichnet, die sich darüber streiten, wie man nun am Besten ein Ei aufschlägt.

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