Kurznachrichten: Was die falsche Zeichensetzung bewirkt

In Zeiten von SMS, WhatsApp oder Twitter kommuniziert man auf kurzen Wegen und oft in abgehackten Sätzen. Wird Zeichensetzung damit unwichtig? Eine Studie zeigt das Gegenteil. Richtige Zeichensetzung entscheidet nicht nur über die logische Struktur des Textes – sie übermittelt dem Empfänger auch Eindrücke, mit denen die Nachricht emotional eingeordnet wird.


Um Wichtigkeit von Zeichen weiß der Wortwitz

Kurzmitteilungen sind heute Massenmedium. Auf direktem Weg kommuniziert man darüber in wenig Textzeichen und ohne die Person direkt zu sehen, sie zu hören oder sich länger mit ihr zu unterhalten. Im Falle einer falschen oder fehlenden Zeichensetzung können daher schnell Missverständnisse entstehen. Im Satz „Komm wir essen Opa“ fehlt bekanntlich ein lebensrettendes Komma.

Mit der Zeichensetzung werden Sätze logisch strukturiert und Ansprech- und Zielpersonen von Aussagen klargestellt. Wo diese Klarstellungen fehlen, da entstehen Missverständnisse oder zumindest Doppeldeutigkeiten. Auf der satzlogischen Ebene müssen die Zeichen richtig gesetzt werden, um diese Fehler auszuräumen. Und wo man sich nur kurz schreibt, wird dies umso wichtiger.

Zeichensetzung zielt auf Beziehungsebene

Eine Studie von Psychologen der Binghamton University in Amerika belegt nun die besondere Relevanz von Zeichensetzung in SMS – oder besser gesagt die Relevanz der Nichtsetzung von Zeichen. In einem Experiment mit 126 Studierenden stellte sich heraus, dass ein irrtümlich gesetzter Punkt am Ende eines unvollständigen Satzes in einer SMS beim Empfänger der Nachricht den Eindruck erweckte, dass der Sender es nicht ganz ehrlich meine mit seiner Botschaft. In handschriftlichen Notizen wirkte sich dies im Vergleich weit weniger aus. Die Zeichensetzung arbeitet offenbar zu Teilen ganz wesentlich an der Beziehungsebene von Nachrichten mit. Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Motzgesicht.

Nachricht ohne persönliche Eigenschaften?

Mit der Verbreitung von Kurznachrichten scheint die Zeichensetzung also auf bestimmte Art wichtiger zu werden. Wir brauchen sie nicht nur für die logische Strukturierung von Texten. Wie die Studie vermuten lässt, scheinen wir heute durch die Zeichensetzung stärker nach dem emotionalen Gehalt von Nachrichten zu fragen. Vielleicht soll sie aufwiegen, dass uns fast jede persönliche Note – Mimik, Stimmlage und Schriftgestalt – in der elektronischen Kurznachricht fehlt.


Foto: Thinkstock, 524091515, iStock, DaniloAndjus

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