Dazu etwas Beuys: Wenn eine Frau, die Kartoffeln schält, sich dabei bewusst ist, dass sie arbeitet wie ein Bildhauer, dann ist die Kartoffel, die sie schält, eine Plastik.
So wird man also Künstler. Man muss sich bewusst werden. Bewusst werden, dass das eigene Handeln in einem größeren Kontext steht, als die Handlung selbst. Die ausführende Tätigkeit oder das Werk, ist ein winziges Rad im Getriebe. Verrückt man das Ganze ein wenig und schaltet damit einen Gang höher, geht auch schon die Post in Richtung Kunst ab.
Das beste Beispiel dafür ist wohl das Ready-Made. Eines der Ersten und Bekanntesten ist "Fontäne" von Marcel Duchamp. Ein gewöhnliches Pissoir aufgestellt auf einem Sockel. 1917 war das eine große Aufregung. Damals hat es Dämme in der Definition des Kunstbegriffs gebrochen. Auch heute grübeln und streiten sich die Kunstwissenschaftler immer noch über die Bedeutung dieses Objekts in der Kunst.
Der gemeine Kunstrezipient geht da etwas einfacher zur Sache. Während des Besuchs eines Museums an einem verregneten Sonntag (meistens zwingen einen die Frauen dazu, danach kann man aber mit gutem Gewissen Formel 1 gucken), zwischen Mittagsschmaus und Kuchenfressen, läuft man also an so einem Ready-Made vorbei. Da muss der Spruch einfach kommen: Das ist doch keine Kunst! Das hätte ich auch noch hingekriegt! Ja dann mach doch, du Schwachkopf! Wieder den höheren Kontext nicht begriffen, wie?
Macht aber nix. Das Leben geht weiter. Auch ohne die Kunst. Außerdem muss ja auch irgend jemand das Urinal herstellen. Und die wollen sich vielleicht gar keine Gedanken über eine Metaebene machen.
Trotzdem: Künstler sein, das wär fein.
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Kunst kommt tatsächlich von Können. etwas kann jeder – und ist somit Künstler? Eine eher zweifelhafte Aussage. Rethorisch jedoch, nicht schlecht.
Ich denke, Kunst ist die gestalterische Auseinandersetzung mit einem Thema. Etwas das wird und dazu braucht es erst einmal keine besonderen Fähigkeiten. Künstler sein heißt Leben interpretieren und gestalten. Und daraus entsteht der Wunsch es besser zu machen, den Ausdruck klarer zu machen. Und daraus entsteht Fähigkeit. Also beginnt Kunst vor dem Können…