Jahrzehntelang konnte ich Beispiel um Beispiel dieser einfachen Gesetzmäßigkeit aus der Tagespresse und anderen Medien entnehmen, nach meinem Eindruck in den letzten zehn Jahren sogar mit steigender Tendenz. Dies führe ich vor allem auf ein perverses Verständnis von – nennen wir es – Public-Private-Partnership zurück, in der es vornehmlich darum geht, wie der Public-Partner dem Private-Partner möglichst großflächig Subventionen und andere Erleichterungen in den Allerwertesten bugsiert, während dieser sich entsprechend erkenntlich zeigt, zum Beispiel durch ausgezeichnete berufliche Perspektiven für den Public-Mann, wenn er denn dereinst zum Private-Mann wird. Beispiele dafür, wie den Herrn mit dem sehr gewöhnlichen Namen und den trotz hohen Alters noch auffallend schwarzen Haaren, die er sich aber selbstverständlich nicht färbt, gibt es zuhauf. So nimmt es nicht Wunder, dass ich meine Vorstellungen von Gerechtigkeit nach und nach ins Museum hehrer Überzeugungen entliehen hatte, ohne damit rechnen zu können, diese jemals wieder als Teil meines Alltagslebens begreifen zu müssen.
Dann, wie eine Botschaft aus Neverland, lese ich heute in der Zeitung, dass sich am gestrigen Montag führende Akteure der NRW-Arbeitgeberschaft, nämlich Arbeitgeberpräsident Maier-Hunke, sowie der Präsident des Handwerkstages Schulhoff, in geradezu erstaunlicher Weise zu aktuellen Fragen des Verhaltens von Führungskräften entäußert hatten. Die Zeitung titelt gar "Arbeitgeber in NRW sagen der "Raffke-Mentalität" den Kampf an". Was sicherlich überzogen ist, aber sich natürlich für jemanden, der nicht als Speckmade lebt, gut liest.
Tatsächlich haben Schulhoff und Maier-Hunke bislang unbekannte Töne gesungen. So beklagte Schulhoff beispielsweise, dass Dax-Manager ihre eigenen Bezüge beständig erhöhen, gleichzeitig aber von den Arbeitnehmern Lohnverzicht fordern. Weiterhin kritisierte Schulhoff, dass Vorstandsgehälter, Pensionszahlungen, Abfindungen und sonstige Vergünstigungen für Manager in der Regel von sehr kleinen Präsidien, anstelle einer Vollversammlung der zuständigen Gremien, beschlossen würden. Schulhoff ging sogar so weit, zu fordern, dass Manager für ihre Arbeit in die Haftung genommen werden und bei Versagen mit zwei bis drei Jahresgehältern zur Kasse gebeten werden müssten. Maier-Hunke fasste die unschönen Auswüchse in der heutigen Managerentlohnung dann unter dem schönen Begriff "Raffke-Mentalität" zusammen und bekräftigte, dass es unhaltbar sei, wenn Manager Pensionen erhielten, die teils höher sind als die Jahreseinnahmen mittelständischer Unternehmer, die überdies mit ihrem gesamten Vermögen für ihr Tun und Lassen haften.
Recht haben sie, die beiden NRW-Arbeitgeber. Man sollte indes nicht so tun, als gäbe es die Raffke-Mentalität im Mittelstand nicht. Man braucht sich bloß die Äußerungen eines Hundt oder eines Rodenstock anzuhören und schon fallen einem noch weit unflätigere Begriffe als "Raffke-Mentalität" dazu ein. Auch die nahezu Mitleid erregende Äußerung über den Mittelständler, der ganz im Gegenteil zum Manager mit seinem gesamten Vermögen haften müsse, ist bei näherer Betrachtung Unfug. Mit Sicherheit kann man nur sagen, dass der Manager nie haftet, der Unternehmer vielleicht. Je nach Gesellschaftsform und Bockmist, den er im Insovenzfalle treibt. Dabei ist der durchschnittliche Mittelständler mit seinen GmbHs oder noch besser GmbH & Co. KGs grundsätzlich schon auf der sicheren Seite.
Und so wird man im Ergebnis dazu kommen, dass Maier-Hunke und Schulhoff lediglich Populismus betreiben und dabei hoffen, das eigene Image anhand des schlechteren Image der Dax-Unternehmensführer etwas hochrelativieren zu können. Das gelingt für die Länge einer Zeitungsmeldung, aber nicht nachhaltig. Dennoch freut es mich ungemein zu sehen, wie sich die Krähen kannibalisieren. Auch wenn sich deren Population dadurch nicht namhaft wird schädigen lassen.
Die Kritik am Mittelstand ist so nicht in Ordnung.Ich denke, der Autor kennt wahrscheinlich keinen einzigen Mittelstaendler persoenlich, sonst koennte er nicht so schreiben.Sicherlich gibt es die oben beschriebenen Auswuechse.Die Regel ist aber, dass eine Insolvenz fuer einen Mittelstaendler die Katastrophe schlecht hin ist.Auch deshalb, weil, wenn man einmal eine Insolvenz als Untyernehmer hatte, man proktisch auf eine rote Liste kommt, was bedeutet, das keine Bank und kein Investor mehr bereit ist, Geld an einen einmal gescheiterten Unternehmer zu verleihen.D.h. nach der Insolvenz ist man proaktisch unfaehig, etwas neues aufzuziehen.Meist versucht der Unternehmer (nicht zuletzt deswegen) mit allen Mitteln, also auch unter Einsatz privaten Geldes oder Pfaendungen auf Haus und anderen Besitz, diese Katastrophe zu verhindern und wenn das dann schief geht, sitzt er eben nicht, wie ein Arbeitnehmer mit Abfindung und Arbeitslosengeld da, sondern mit nichts als Schulden.Das ist bei Managern fundamatal anders.Also bitte fair bleiben.Dost wird man ja bei Fehlern noch mit hohen Abfindungen belohnt.
.Der Mittelstand, wie er durch Maier-Hunke oder Rodenstock repräsentiert wird, hat diese Probleme nicht. Ich denke, es kommt bei der Interpretation meines Beitrages aber genau darauf an, für sich zu definieren, welcher Mittelstand wohl gemeint sein wird..Ich sprach natürlich nicht vom kleinen Installationsbetrieb mit seinen im Schnitt 7 Mitarbeitern..Wobei deren Mitarbeiter übrigens auch in den seltensten Fällen Abfindungen kassieren, wenn es zu Entlassungen kommt. .Dass es selbstverständlich gravierende Unterschiede zum Managertum gibt, habe ich jedoch hinreichend deutlich gemacht. .Übrigens: Ich bin Unternehmensberater..
Bemerkenswert wieviele Wahrheiten in diesen Sprüchen und auch vielen Bauernweisheiten dochoft stecken.
Diese von Ihnen beschriebene Raffke-Mentalität betrifft bei weitem nicht nur den Wirtschaftsteil der Süddeutschen oder sonstigen Blättern. Diese Mentalität gehört auf Seite eins, und das im Gesellschaftsteil. Die Angst davor abgedrängt zu werden und den Spurwechsel nicht schadensfrei zu überstehen treibt den gemeinen Homo sapiens dazu sich diese Mentalität anzueignen. In der heutigen Gesellschaft, auch Ellenbogengesellschaft genannt, scheint dies unvermeidbar. Geld regiert die Welt und deshalb kommen solche Eigenchaften ganz besonders hier zum tragen. Nur weil es bei den erwähnten Gruppen um ein paar Euro mehr geht rechtfertigt das nicht, diese Leute an den Pranger zu stellen.
Es ist völlig sinnlos die Raffke-Mentalität einzelner Menschen zu verurteilen. Entscheidend sind die Fehler im System. Wenn der Staat dem Menschen die Früchte seiner Arbeit überlassen würde, würde er damit von selbst wohltätitiges tun. Da der Staat völlig ungerechtfertigt das Eigentum seiner Bürger konfisziert und umverteilt, kämpft jeder um jeden Euo. Würde die Einkommenssteur abgeschafft, wäre auch der Arbeiter nicht mehr auf den Manager neidisch.
„… in dem ich glaubte, man könnte die Welt fundamental ändern und einer Art kommunistischer Gerechtigkeit zuführen …“und Gott sprach: Aus den 68er’n werden Wirtschaftsführer. In der Schweiz fast schon der Normalfall. Einer ist Bundesrat (Leuenberger), der andere Präsident eines schweizerischen Wirtschaftsverbandes, usw.Auch in unserem Kanton sind die einstigen SP-Hardliner nun überzeugte Anti-EU Verfechter und Ausländer-Bedenkenträger. Gar so schlimm wird es bei dir noch nicht sein.
Bei solchen Diskussionen ist der eigene Stand wohl einer der wichtigsten Faktoren um ein Statement zu bewerten. Meinungen sind eben dazu da und das sollte auch nie vergessen werden!
Also ich finden den Artikel sehr interessant. Danke.