Krankenkasse Schweiz: 2023 Prämienanstieg zu erwarten
2022 sank die mittlere Prämie bei der Krankenkasse in der Schweiz zum ersten Mal seit dem Weltwirtschaftskrisenjahr 2008. Diese Senkung, die trotz Corona-Pandemie dank politischer Maßnahmen zustande kam, führt 2023 zu erheblichen Steigerungen.
Rückblick und Prognose
Die Prämien im Schweizer Gesundheitswesen stiegen in den letzten vier Jahren auch auf der Höhe der Corona-Pandemie nur leicht. 2022 gingen sie sogar zurück. Allerdings erhöhten sich die Kosten der Kassen: Auf die letzten zehn Jahre gerechnet verzeichneten die Krankenkasse Schweiz einen Anstieg von 2,5 Prozent pro Person und Jahr.
2023 müssen die gesteigerten Kosten durch höhere Prämien ausgeglichen werden. Hier ist mit einer durchschnittlichen Erhöhung um 5,4 Prozent zu rechnen. Während sich einige Kantone wie Glarus oder Jura mit einem niedrigen Anwuchs von nur 1 bzw. 1,4 Prozent glücklich schätzen können, kommt es in anderen Kantonen zu einem Prämienanstieg zwischen 7 und 9 Prozent. Am stärksten trifft es die folgenden Kantone:
- Tessin: 9,2 Prozent
- Graubünden: 8,1 Prozent
- Neuenburg: 7,8 Prozent
Diese Prämiensteigerungen wurden aufgrund der Kostenentwicklung 2021 veranschlagt. Zahlen aus dem Jahr 2022 sind nicht einberechnet. Sollten sich diese ebenfalls in den Prämiensteigerungen niederschlagen, könnte es zu Erhöhungen um mehr als 10 Prozent kommen. Eine solche Steigerung erlebte das Schweizer Gesundheitswesen zuletzt im Jahr 2003.
Gründe für den Prämienanstieg
Der Anstieg der Prämien ist an die Steigerung der Kosten gekoppelt. 2021 und 2022 wurde er durch politische Bestrebungen künstlich niedrig gehalten, indem die Krankenkassen ihre Reserven nutzten und die Prämien knapper kalkulierten. 2023 kommt es nun zum sogenannten Nachholeffekt. Die Kosten, die zuvor anderweitig gedeckt wurden, finanzieren sich nun über stärker erhöhte Prämien. Das Bundesamt für Gesundheit schätzt diese Kosten auf bis zu 600 Millionen Franken.
Neben dieser Ursache trägt auch die andauernde Pandemie zur Steigerung der Kosten und damit dem Anstieg der Prämien bei. Auf der einen Seite benötigen Corona-Patienten Pflege. Auf der anderen Seite kommt es zu einer größeren Anzahl an Behandlungen von Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankt sind: Kliniken holen Behandlungen nach, die 2020 verschoben werden mussten, und Personen, die sich in den vergangenen beiden Jahren bei der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen zurückhielten, wagen sich jetzt wieder zum Arzt.
Politische Mittel gegen die anstehende Prämienerhöhung
Eine starke Erhöhung der Prämien ist in Zeiten, zu denen auch Energiepreise und Inflation steigen, eine besonders große Belastung für die Schweizer. Um der zusätzlichen Strapazierung der Finanzen entgegenzuwirken, stehen dem Bund einige Mittel zur Verfügung: Die Überprüfung der Medikamentenpreise führte 2018 zu Einsparungen von 500 Millionen Franken. Eine solche Überprüfung ist normalerweise nur alle drei Jahre vorgesehen, könnte aber auch im Ein-Jahres-Rhythmus erfolgen, sofern zusätzliches Personal engagiert wird.
Großes Einsparpotenzial bieten auch Labortarife: Dem Preisüberwacher zufolge sind diese in der Schweiz bis zu 31-mal höher als im Ausland. Wie viel durch eine Anpassung der Labortarife eingespart werden könnte, wird unterschiedlich eingeschätzt. Während einige Krankenversicherer mit mehreren 100 Millionen Franken rechnen, geht der Preisüberwacher selbst von Einsparungen um bis zu 1,5 Milliarden Franken aus.
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