Die Hauptstadtoper erschafft in der „Opernhauptstadt“, wie Berlin sich gern selbst umwirbt, große Kunst auf kleinem Raum. Der Name des Vereins ist keine Reminiszenz an den Berlin-Slogan. „Opernhauptstadt“, so betont Marco Oliver Janus, an diesem Abend für das Licht und die Abendspielleitung verantwortlich, „kam nach uns“.
Aber auf derartige Dinge geht man nur beiläufig ein. Obwohl man einen „Größenwahn“ diesbezüglich als durchaus schlüssig ansehen könnte, denn das gesamte Konzept beruht in gewisser Weise darauf: Du siehst einen Raum – wahrscheinlich nicht viel größer als eine geräumige Einraumwohnung – die Tür, das Fenster direkt zur Berliner Rungestraße gerichtet und nennst ihn Hauptstadtoper. Das ist einfältig…und genial.
Kirstin Hasselmann: Gründerin der Hauptstadtoper
Kirstin Hasselmann gründete die Hauptstadtoper im Jahre 2009 als Verein und gibt in der vierten Produktion die Eurydike. Sie selbst genoss eine klassische Gesangsausbildung im Fach Koloratursopran in Leipzig, ist diplomierte Opernsängerin und Gesangspädagogin, darüber hinaus Absolventin eines Meisterkurses bei Renate Hoff an der Staatsoper Berlin.
Nach langjährigen ständigen Engagements in Schwerin, Cottbus, Trier, Görlitz, Krefeld und Mönchengladbach begab sich die Sopranistin in die Selbständigkeit. In „Orpheus und Eurydike“ interpretiert sie Händels Wassermusik, lässt sich von Alexander Klein (Piano) und Max Hacker (Saxophon/Klarinette) mal in jazzige, mal in barocke Räume begleiten und bespielt den, in seiner Gedankenwelt erstarrten, Orpheus, dargestellt von Max Volkert Martens (u.a. Tatort, Der Baader Meinhof Komplex, Liebling Kreuzberg).
Orpheus und Eurydike – Eine Wassermusik
„Die Grundidee“, so die Berliner Autorin Sabine Bergk (Text und Regie), „ist die Liebesgeschichte zwischen Orpheus und Eurydike bis zu ihrem wirklichen Finale darzustellen.“ Orpheus ist dem Hades entstiegen und verirrt sich im Denken. Eurydike wandelt als Schatten an den schwarzen Wassern und ruft ihren Geliebten. Während der griechische Sänger Orpheus sich mit verzweifelter Wollust in seiner Gedankenwelt verirrt, versucht Eurydike, ihn mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln in ihre Realität, die auch nur eine unter vielen ist, zu ziehen.
Mit „Orpheus und Eurydike“ ist dem Ensemble der Hauptstadtoper eine kopflastige Vermischung von Elementen der Popkultur mit denen der klassischen Oper und des Theaters gelungen, die – so mutig sie auch zu sein scheint – am Ende doch schlüssig aufgeht und dabei den zwei Komponenten, Hauptstadt und Oper, nicht nur mit ihrem Programm entgegenkommt, sondern sie auch räumlich einnimmt und Grenzen zwischen Spiel und Stadt scheinbar mühelos verflüssigt. Eine Perle im Berliner Kultur– und Stadtleben, nicht nur für Fans der Oper, sondern für alle, die Lust haben sich diesem Fach anzunähern.
Orpheus und Eurydike – Eine Wassermusik
Premiere: 12. März 2010 um 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 13.3., 19.3., 9.4. und 16.4. jeweils um 20 Uhr
Die Hauptstadtoper befindet sich unweit des S-Bahnhofes Jannowitzbrücke in der Rungestraße 12, in 10179 Berlin
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