Hamburger Autofahrer noch immer im Winterschlaf ? oder: wie ich Fußgänger wurde

Ich gebe zu, mit Fahrrad oder Bus und Bahn fährt man
gesünder und kommt genauso, wenn nicht sogar schneller, von A nach B. Aber mein
Auto ist mein rollendes Wohnzimmer, den Sitz in eine gemütliche Position
gebracht, den CD-Wechsler frisch gefüllt (in der Bahn kommt es meist nicht sehr
gut an, wenn man laut seine Lieblingssongs zum i-Pod mitsingt) und schon bin
ich Herrin der Straßen. Wenn da nicht diese üble Verschwörung gegen mich laufen
würde.

Gerade als ich mich freue, mal freie Fahrt zu haben, kommt
doch tatsächlich ein kleiner weißer Daihatsu Cuore aus einer Seitenstraße
geschossen, der nur auf mich gelauert hat. Na, wer so flink abbiegt, der fährt
dann auch zügig weiter, denke ich. Doch die kleine Seifenkiste würde die 40
heute nicht mehr überschreiten. Mein Gott, trag doch dein Auto, wenn’s
schneller geht, pöble ich vor mich hin. 60 ist das neue 50, du Schnarchnase!

Eine halbe Stunde später bin ich genervt und zu spät dran,
die Schese vor mir jedoch mittlerweile losgeworden. Ich will schon freudig
auf’s Gas treten, als ein froschgrüner, undefinierbarer, japanischer Kombi auf
meine Spur zieht, blinkt und stark bremst. Ja nee, ist klar, völlig logische
Reihenfolge. Wahrscheinlich hat der vor, in ein paar Kilometern links
abzubiegen und muss sich schon mal drauf vorbereiten. Ich würde gerne auf die
rechte Spur wechseln, aber ein mehr grau als silberner alter BMW mit
aufgeklebtem Tattoo an der Heckscheibe bleibt konsequent neben mir, damit die
gegelten Insassen misch freundlisch angrinsen können, Alta!

Wie viel kostet eigentlich mittlerweile eine HVV-Tageskarte,
frage ich mich in einem Augenblick der Kraftlosigkeit und halte schon fast die
weiße Fahne aus dem Fenster.

Das froschgrüne Bobbycar rettet sich in
Schrittgeschwindigkeit über eine dunkelgelbe Ampel. Ich gebe auf und bleibe
stehen. Meine neuen Freunde lassen ein paar Mal lässig den Motor aufheulen. Ja,
ihr wisst, worauf Frauen abfahren, denke ich mir. Angeben kann jeder, aber
gleich wird’s grün, meine Lieben. Und tatsächlich suchen die Jungs noch den
zweiten Gang, als ich mit 70 die Alsterkrugchaussee runter düse. On the road
again … Gleich bin ich da, nur noch ein paar hundert Meter von meinem Ziel
entfernt! Doch was sehe ich – ein lila Twingo mit aufgeklebten Wimpern an den
Scheinwerfern versucht vorwärts einzuparken und der Gegenverkehr scheint kein
Ende zu nehmen. Och nö! Morgen gehe ich zu Fuß.

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