Meine Freundin Anna, eine von denen, die am Strand beim Umziehen irre Eiertänze hinlegt, hat es voll erwischt. Und das ausgerechnet in der noblen Toilette des "Del" in Hamburg-Wellingsbüttel (Poppenbütteler Landstraße 1c, 22391 Hamburg, www.restaurant-del.de): Sie muss mal für kleine Mädchen, schließt also die Tür ab, entblättert sich und lässt sich nieder. Doch statt wie gewohnt auf Grafitti-Schmierereien zu blicken, bietet die gläserne Tür vollen Durchblick auf den Waschraum. Noch bevor Anna richtig schnallen kann, was abgeht, kommen zwei Damen herein und meine Freundin fühlt sich wie auf dem Präsentierteller – mit heruntergelassener Hose. Als hätte ein Böller in ihrem Hintern gezündet, springt sie von der Schüssel, kreischt auf dem hohen C, bis der Groschen endlich fällt: Die Klotür ist nur von innen durchsichtig, wer draußen steht, sieht (fast) nix. Wie im Krimi beim Polizeiverhör.
Feiner Pinkeln
Na, das musste ich mir natürlich angucken. Ganz schräges Gefühl, sage ich Euch. Und noch etwas: Statt des gängigen Abba-Instrumental-Hintergrund-Gedudels schallt ein Audio-Italienisch-Kurs durchs stille Örtchen. Signor Rossi va alla banca. Alles klar?
Nun macht eine Toilette natürlich noch keinen Trend, deshalb hier Beleg Nummer zwei: Meine Mädels und ich in Köln. Die Messe Eat‘n Style war leider eine Riesenenttäuschung, der Karnevalstrubel eindeutig zu viel für unsere mitgebrachte hanseatische Zurückhaltung. Umso mehr freuten wir uns auf ein nettes Essen im "Chez Chef" neben dem Mediapark. (Wir wollten hinterher ins Kino. Borat. Aber das ist eine gaaanz andere Geschichte). Zwei Cola light später muss ich mal um die Ecke, Kerstin auch. Wieder durchsichtige Türen. Von beiden Seiten! Und nun??? Des Rätsels Lösung: abschließen, denn dann wird die Scheibe wie von Geisterhand umgehend milchig. Während mein Kopf noch entgeistert hin und her geht, höre ich hin: Auch hier dringt aus den Lautsprechern Lehrreiches. Das Hörbuch von "Die Lady" bzw. "Der Gentleman", tippe ich. Jedenfalls eine Art Audio-Knigge. Nicht, dass die Leute jetzt statt zur VHS ins Nobelrestaurant rennen. Fürs Essen zahlen und Fortbildung für lau auf dem Pott…