Die staatliche Finanzaufsicht will sie womöglich verbieten, doch manch ein Börsenprofi sieht in ihnen auch Vorteile: Die unter dem Begriff „binäre Optionen“ bekannten Finanzderivate sind zurzeit auf dem Finanzparkett in aller Munde.
Finanzderivate mit Ja-/Nein-Option
Bei den binären Optionen handelt es sich um Finanzderivate. Sie funktionieren folgendermaßen: Mit ihnen wird quasi darauf gewettet, dass ein Ereignis zu einem bestimmten Zeitpunkt eintritt, was für den Erfolg und Misserfolg eines Geschäfts maßgeblich ist. Dabei gibt es lediglich eine Ja-Nein-Option, ähnlich wie beim Roulette, wo man entweder auf die Farben Rot oder Schwarz oder auf gerade oder ungerade Zahlen setzen kann. Daher rührt auch die Bezeichnung binär (vom lateinischen Wort Bini für „je zwei“). Der Anleger spekuliert auf dieses Ergebnis und wettet mit dem Anbieter: Beispielsweise darauf, ob der Preis einer bestimmten Finanzanlage zu einer bestimmten Zeit über oder unter einem bestimmten Wert liegt. Hat der Anleger nun richtig getippt, erhält der Käufer vom Anbieter, dem Broker, eine Prämie. Hat er danebengelegen, geht das investierte Kapital verloren.
Totalverlust und Co: Die Risiken binärer Optionen
Das größte Risiko beim Handel mit binären Optionen ist der drohende Totalverlust des eingesetzten Kapitals, wenn man sich verschätzt hat. Da das recht häufig geschieht, hat das die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan gerufen: Sie beobachtet den Markt bereits seit 2016 und wird eventuell einschreiten – aus Verbraucherschutzgründen. Außerdem kann der Handel immer nur kurzfristig erfolgen, da die Optionen von den Händlern stets nur gegen Ende des Handelstages angeboten werden. Ein weiterer Nachteil ist die Tatsache, dass der potenzielle Gewinn im Voraus berechnet und festgesetzt wird – kommt es während des Handels zu einer Explosion des betroffenen Kurses, ist der Anleger daran nicht beteiligt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass binäre Optionen außerbörslich gehandelt werden – die Anbieter unterliegen dadurch nicht der Börsenaufsicht, weder national noch international. Daher ist es ratsam, sich vor dem ersten Handel über die Seriosität des Anbieters zu informieren. Außerdem muss in der Regel noch eine besondere Software vom Anleger angeschafft werden, für die er selbst aufkommen muss.
Trotz Kritik: Anleger sehen Vorteile
Obwohl binäre Optionen als Finanzprodukt zusehends der Kritik ausgesetzt sind, sehen viele Anleger in diesen Finanzprodukten nach wie vor auch Vorteile. Sie sind gegenüber anderen Produkten auf dem Finanzmarkt mit ihrer „Win or lose“-Option leicht zu verstehen. Zudem kann man im Falle des Erfolgs zum Teil sehr attraktive Gewinne einfahren. Außerdem sind binäre Optionen flexibel: Es kann auf Aktienkurse genauso gesetzt werden wie etwa auf Rohstoffe oder Währungen. Zusätzlich ist der Einstieg günstig: Mit 50 Euro kann man bereits dabei sein. Trotzdem: Es braucht trotz des einfachen Mechanismus ein gewisses Maß an Erfahrung, um beim Handeln mit binären Optionen erfolgreich zu sein.
Praxis-Tipps für den Handel mit binären Optionen
Wer sich trotz des hohen Risikos dazu entschlossen hat, mit binären Optionen zu handeln, der sollte einiges beherzigen: So ist es ratsam, nur mit binären Optionen zu handeln, mit denen man sich auskennt: Fachwissen über bestimmte Produkte des Finanzmarkts oder bestimmte Branchen erhöhen die Chance, beim Wetten auf ein bestimmtes Ereignis innerhalb dieses Bereichs richtig zu liegen. Ein weiterer wichtiger Tipp: Man sollte nie sein ganzes Kapital in binäre Optionen investieren – es sollten nicht mehr als fünf Prozent sein, und bei Verlust dieser Summe sollten laufende Kosten nach wie vor noch bezahlt werden können. Außerdem ist es ratsam, sich über die verschiedenen Online-Anbieter im Netz gut zu informieren, bevor man sich für einen entscheidet. Das schützt vor betrügerischen Angeboten im Netz. Und, last but not least: Man sollte nie mehr als zwei binäre Optionen zur gleichen Zeit handeln – so behält man stets den Überblick.
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