Die deutsche Nationalmanschaft hat sich unter Jogi Löw zu einer der besten Ihrer Zunft entwickelt. Das Team ist jung, ehrgeizig und verfügt trotz der herausragenden Perspektive über einen großen Erfahrungsschatz. Nachdem der deutschen Nationalmanschaft trotz zuletzt toller Turniere der große Sprung verwehrt blieb, strebt man bei der EM 2012 in Polen/Ukraine den Titel an. Spätestens seit der makellosen EM-Qualifikation mit 10 Siegen aus 10 Spielen zählt die deutsche Elf zu den Favoriten. Am 02.12.2011 wurde den Deutschen entgegen dem nachgesagten „Losglück“ mit den Niederlanden, Portugal und Dänemark die vermeintliche „Hammergruppe B“ zugelost. Im Folgenden möchte ich die 3 Vorrundengegner vorstellen.
EM 2012: Deutschlands Gruppengegner im Profil
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Am 09. Juni 2012 trifft die DFB-Elf im ukrainischen Lwiw auf Ihren ersten Gruppengegner Portugal, welcher erst zum sechsten Mal an diesem Turnier teilnimmt. Während die Portugiesen die EM-Qualifikation 8 Mal verpassten, lässt sich das Abschneiden der 5 Teilnahmen durchaus sehen, zumal diese jüngerer Natur sind: zwei Viertelfinals, zwei Halbfinals sowie eine Finalteilnahme bei der EM 2004 gegen Rehagels unbezwingbare Griechen. Nichtsdestotrotz werden die Portugiesen, seit September 2010 von Paulo Bento trainiert, meines Erachtens deutlich zu hoch eingeschätzt. Weder für den EM-Titel, noch für das Weiterkommen in dieser Gruppe B sind die Südeuropäer Favorit – das es keinen einzigen Teilnehmer der EM-Endrunde zu unterschätzen gilt, ist natürlich klar. So verfügen auch die Portugiesen um Überspieler Cristiano Ronaldo über ein erwähnenswertes Potenzial, insofern die zweifelsfrei guten Einzelspieler wie Coentrao, Nani oder Meireles als Einheit auftreten. Die größte Baustelle dürfte die Abwehr sein, welche in der EM-Qualifikation ein durchwachsenes Bild ablieferte. Ich erinnere an das 4:4 gegen Zypern oder das 5:3 gegen Island. Die große Stärke liegt zweifellos in den schnellen und technisch einwandfreien Flügelspielern (Nani, Coentrao, Ronaldo), welche Spiele durch Einzelaktionen entscheiden sowie Flanken auf die kopfballstarken, ansonsten aber durchschnittlichen Stürmer (Hugo Almeida, Helder Postiga, Nuno Gomes) schlagen können. In der EM-Qualifikation haben sich die Portugiesen einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Nachdem Sie in der Qualifikationsgruppe hinter Dänemark auf Platz 2 landeten, lösten Sie Ihr Ticket erst über die Play-Offs. Und auch dort zeigten die Mannen von Bento zwei Gesichter, als Sie nach einem 0:0 gegen Bosnien und Herzegowina das Rückspiel mit einem furiosen 6:2 für sich entschieden und so den Weg nach Polen/Ukraine 2012 ebneten.
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Am zweiten Spieltag kommt es zum traditionsgeladenen Top-Duell zwischen den Niederlanden und der DFB-Elf, zwei der aktuell erfolgreichsten Nationalmanschaften auf dem Globus. Unser westlicher Nachbar bestritt die EM-Qualifikation ähnlich souverän wie Jogi Löws Jungs. Bis auf das unwichtige letzte Spiel gegen Schweden (2:3) gewannen die Niederlande jedes Spiel und erzielten 37:8 Tore. Wenngleich der gegenseitige Respekt gestiegen ist und man sich heute nicht mehr den Hintern mit des Gegners Trikot abwischt oder Ihn bespuckt, birgt die Partie nach wie vor eine gewisse Brisanz. Diese nimmt sicher nicht ab, wenn man das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams in Erinnerung ruft: Mitte November 2011 zerlegte die DFB-Elf die Oranjes nach allen Regeln der Kunst mit 3-0. Dieses Ergebnis dürfte die Niederländer jedoch eher mit besonderer Motivation versorgen und darf keinesfalls als Maßstab für das Aufeinandertreffen bei der EM 2012 genommen werden. Auch die Jungs von Bert van Marwijk glänzen hauptsächlich in der Offensive, so zaubern die genialen Mittelfeld-Virtuosen Wesley Sneijder und Rafael van der Vaart vor dem kompromisslosen Abräumer und Kapitän Mark van Bommel. Während man vor Arjen Robben nicht genug warnen kann, wird im Mittelsturm mit Robin van Persie einer der momentan besten Stürmer der Welt stehen und den ebenfalls überragend aufgelegten Huntelaar von S04 (13 Saisontore in 14 Spielen) wohl chancenlos lassen. Auch die Verteidigung hat in der Quali zu überzeugen gewusst, wobei die beiden Ex-Hamburger Khalid Boulharouz und Joris Mathijsen immer für einen oder mehrere Böcke gut sind.
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Am letzten Spieltag der Gruppenphase bekommt es Fußball-Deutschland mit dem vermeintlichen Underdog der „Todesgruppe B“ Dänemark zu tun. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Morten Olsen, seit über 10 Jahren im Amt, hat eine gute Truppe geformt, welche die Qualifiktionen zur WM 2010 und EM 2012 als souveräner Gruppenerster abschloss. Die dänische Manschaft, auch „Danish Dynamite“ genannt, verfügt über einen sehr ausgeglichenen Kader, ohne viele Extrempunkte. Als Ausreißer im positiven Sinne dürften Stürmer Niklas Bendtner sowie Dänemarks frisch gekürter „Spieler des Jahres“ Christian Eriksen als Erstes genannt werden. Während der von Arsenal an Sunderland ausgeliehene Stürmer Niklas Bendtner vor allem durch seine Physis und vielseitige Abschlussstärke glänzt, zieht der erst 19-jährige Eriksen mit seiner außergewöhnlichen Übersicht die Fäden sowohl bei Ajax als auch in der dänischen Nationalmanschaft. Weitere Stützen des Teams sind der zweikampfstarke Innenverteidiger Daniel Agger, Stuttgarts überragender 6er William Kvist sowie der efahrene Dennis Rommedahl als Rechtsaußen. Übrigens hatten es die Dänen in den letzten Jahren des öfteren mit den Portugiesen zu tun (EM-/WM-Quali), wobei Sie deren Schlagbarkeit mehrmals nachwiesen. Das letzte Aufeinandertreffen zwischen Deutschland und den Nordeuropäern am 21.08.2010 hatte freundschaftlichen Charakter und endete 2:2, wobei die Deutschen bis kurz vor Ende mit 2:0 in Front lagen.
In meinen Augen ist „Hammergruppe“ absolut der richtige Ausdruck. Portugal gut aufgelegt und dazu Holländer mit van Persie, Van der Vaart und Robben können tatsächlich bedeuten, dass schon nach der Vorrunde schluss ist.Selbstsicherheit ist gut, aber man muss aufpassen nicht überheblich zu werden..