Die Zeit Online etwa – die niemand für tatterig halten sollte, wenn es um Musik geht – hat in ihren hervorragenden, grimme-nominierten Musikteil auch eine Genreübersicht eingebaut, die nach und nach ausgebaut werden soll. Dort findet sich zum Beispiel ein Punküberblick, der den wunderbaren Satz „Punk wurde ein Begriff für schnelle Musik, die zu wenig Folklore war, um Polka zu sein“ enthält. In den Kommentaren zum Artikel glänzen Leser mit Spezialwissen und unterschiedlichen Meinungen. Merke: Punkhörer sind nicht weniger penibel, eifrig und rechthaberisch, wenn es um ihre Musik(geschichte) geht als Jazz-Experten und Klassik-Koryphäen.
Außerdem sind bislang online: Ein etwas kleinteiliger Text zu Free Jazz, ein ausgezeichneter zu Reggae und Verwandten sowie Übersichten zu deutschsprachigem Pop, Elektronika und Rap/Hip Hop. Repräsentative Songbeispiele sind als Audiodateien hinterlegt, die haken aber leider regelmäßig.
Deutlich weiter ist der Genreguide von Laut.de. Die Konstanzer gehen um Einiges differenzierter als die Zeit vor, schreiben aber dafür nicht besser. Ihr Free-Jazz-Text etwa ist wohl eher die erste Ideensammlung des Autors als ein ausgereifter Artikel. Weil Laut.de immer so ein bißchen auf Masse schielt, ist der prominent präsentierte Genre-Artikel momentan der zu Visual Kei – denn dazu paßt ein Foto von Tokio Hotel.
Einen etwas anderen Ansatz hat die Indiepedia. Hier ist der Faktor „Indie“ übergeordnetes Aufnahmekriterium. Neben Beiträgen zu Bands, Fanzines, Festivals gibt es auch eine Kategorie „Genres“, die mit dem Satz „Gerne wird es haarsträubend“ eingeleitet wird. Hier finden sich neben den Standards auch die Punkte Crustcore, Proto-Punk, New Cross und – sehr schön – The Scene That Celebrates Itself. Das Ganze ist nach dem Vorbild der Wikipedia gebaut, wächst also mit dem zugetragenen Wissen der Nutzer. Also, Ihr Lieben: Über die auf der Startseite erwähnte tadschikistanische Elektropunkszene steht noch immer nix drin! Ran!