Dr. Dog ‚Be the Void‘: Retrospektiver Sonnenschein

Das Schwierige an einem wirklich guten Retro Album ist es, trotz der Referenzen soweit eigenständig zu bleiben, dass der Hörer nicht die Platten der alten Bands heraus holt und diese stattdessen hört.

Dr. Dog schaffen genau diesen Spagat, was nicht zuletzt an den musikalischen Fähigkeiten liegt und außerdem an der doch sehr eklektischen Mischung, mit der die Jungs ihr Album zusammen flicken.

Dr. Dog – Be the Void

Bereits im Opener „Lonesome“ wird eine entspannte Lagerfeuerrunde eröffnet, die mit Steelgitarre und ausgelassenem „Hey“ die Brücke zwischen Blues und Folk spannt und dabei ein Gefühl aufkommen lässt, dass man hier unter Freunden ist.

Auch textlich wird sich an die 60er gehalten, Elefanten und Vampire bringen Farbe in Songs, die nicht so klingen, aber sehr wohl auch düstere Themen behandeln, wobei sie dabei jedoch immer genug Licht hinein lassen, um „Be the Void“ letzten Endes doch im Wohlgefallen aufzufangen.
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„Be the Void“ ist das mittlerweile sechste Album, weshalb hier niemand mehr um die Individualität einer jungen Band bangen muss, die sich ja besonders in den Anfängen gerne einmal verflüchtigt. Auch wenn das Line-Up über die Jahre einige Male durchgeschüttelt wurde, musizieren sich Dr. Dog äußerst sicher und wirken eingespielt wie die Bradys und das sogar ohne geschwisterliche Streitereien. Mit PGSR Wunderkind Eric Slick an den Drums (das eigentlich auch schon seit einigen Jahren) und Dimitri Manos an einer der zahlreichen Gitarren ist das derzeitige Team A-Ok.

Das mag auch daran liegen, dass Toby Leaman und Scott McMicken seit eh und je das Songwriting übernehmen, was nach 20 Jahren Freundschaft auch eher wie ein Gedankenaustausch funktioniert. Für die Aufnahmen wurden übrigens nach langem Hin- und Her-Überlegen doch die altmodischen Tape-Recorder heraus gesucht und wie derzeit bevorzugt im eigenen Heimstudio aufgenommen.

Ekletischer Retrorock

Man muss sich dann auch wundern, wie diese Band es schafft, so poppig und eklektisch zu klingen, so schamlos Referenzen aus den Zeiten des Rock zu ziehen, als alles so viel besser (und weniger wütend) als heute war und gleichzeitig einen Sound zu kreieren, der nicht jünger klingen könnte.
Es wird nicht wenige Bands geben, die gerne genauso versiert wären, genau so eine verspielte, dennoch mit aller Wahrscheinlichkeit perfektionistische Hingabe für komplexe Kompositionen haben, die leichtfüßig und sonnig klingen.

My Morning Jacket, The Greatful Dead, ein wenig Beach Boys und sogar Beatles in ihren psychedelischen Phasen und ein Haufen Erinnerungen an Songs, die man irgendwann einmal im Sommer im Radio gehört hat, während man sich ein Glas Eistee an die heiße Stirn hielt – Dr. Dog machen alles richtig und dürften zusammen mit Bands wie Drink up Buttercup oder White Denim die neue Liga der psychedelischen Rockbands bilden, deren Plattensammlung nicht erst in den 70ern anfängt.

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