Die 15-jährige Amtszeit der Afrikaner ist demnächst abgelaufen. Nach dem Ägypter Boutros Boutros-Ghali kam 1997 der Ghanaer Kofi Annan in das Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen. Die Verlängerung seiner Amtszeit war nicht unumstritten. Normalerweise hätte die Amtszeit von Boutros-Ghali auf das afrikanische Kontingent angerechnet werden sollen. Aber 2006 ist Schluss. Spätestens bei der Wiederwahl Annans zeigt sich, dass der in letzter Zeit häufig ins Spiel gebrachte regionale Verteilungsschlüssel nur bedingt eingehalten wird.
Formal nominiert wurden bisher unter anderen: Ban Ki Moon (62) südkoreanischer Außenminister, der stellvertretende thailändische Ministerpräsident Surakiart Sathirathai (47), der Abrüstungsexperte und ehemalige Botschafter Sri Lankas in den USA, Jayantha Dhanapala (67), sowie der jetzige Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen für Öffentlichkeitsarbeit Shashi Tharoor.
Und der Wahlkampf läuft anders als die bisherigen Bewerbungsdurchläufe. Unter anderem haben die Kandidaten Websites geschaltet oder auch schalten lassen. Aber über die Besetzung der Stelle des Generalsekretärs entscheidet kein Wahlvolk. Entschieden wird zunächst im Sicherheitsrat. Die fünf ständigen Mitglieder haben beim Vorschlag für die Generalversammlung der VN ein Vetorecht. Wie hartnäckig dabei insbesondere die USA sein können, hat der Fall Boutros Boutros-Ghali gezeigt. Seine zweite Amtszeit wurde damals durch die Vetoandrohung der Amerikaner verhindert. Im Unkehrschluss gilt aber auch: Der Favorit der USA muss lange geheim bleiben. Wie wichtig das ist, wurde bei der Wahl Annans klar. Der Botschafter der USA bei den VN, der umstrittene John Bolton gab bei FOX NEWS zu Protokoll: „Well, if I told you who we thought the best candidate would be, it would probably be the kiss of death for that person. …this is a very important decision, in all seriousness. We’ve been working hard on it throughout the year. We hope for an early decision maybe late September.“ Möglicherweise so verlautet aus amerikanischen Quellen wollen die USA den jordanischen Geschäftsmann und UN-Botschafter Prinz Seid al-Hussein zum Kandidaten machen.
In Deutschland findet halb offiziell der Inder Shashi Tharoor Unterstützung. Schließlich wollen Indien und Deutschland gemeinsam den Einzug als ständige Mitglieder in den Sicherheitsrat schaffen.
Am Rande ist auch immer wieder der Name Bill Clinton als Kandidat zu hören. Seine Aussichten sind wohl eher begrenzt: Amerikaner und dann noch Mitglied der Demokraten. Obwohl er gegen die 176.877 US-Dollar Jahresgehalt sicher nicht einzuwenden hätte. Am Ende wird aber wohl eher der Regionalbonus greifen und ein Asiate das schwierige Amt übernehmen.
Wie dpa meldet, hat die erste Testwahl wenig Überraschungen gebracht. Der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon erhielt zwar die meisten Stimmen. Aber die Deadline für Kandidaten ist erst der Wahltag.