Der Orgasmus des Storches – oder wie jetzt?

Der Storch hat schon lange ausgedient und selbst die Allerkleinsten wissen, dass Mamas Bauch nicht dick und rund wird, weil sie zuviel gegessen hat. Kinder besuchen bereits mit ihren „schwangeren" Eltern den Frauenarzt und bewundern per Ultraschall das neue Geschwisterchen. Das Schwimmenlassen von Tampons kann zum Hobby werden und Slipeinlagen den Weg durchs Haus pflastern. Nackte Eltern, unterschiedliche Körper – das ist natürlich und ist heutzutage auch (wieder) völlig normal. Zum Glück für unsere Kinder. Aber: Übertreiben sollte man es auch nicht.

Es gibt eine Menge „Aufklärungs"-Bücher für jede Altersgruppe. Der Loewe-Verlag zum Beispiel hat gleich eine Reihe zu diesem Thema herausgebracht. Ab 5 bis 15 sozusagen. Von „Das bin ich von Kopf bis Fuß" bis zu „Wie ist das mit der Liebe". Ich hab mir mal das Buch für die Kleinsten genauer angesehen. Es heißt „Mein erstes Aufklärungsbuch", Zielgruppe sind die Fünfjährigen und es ist aufgeteilt in verschiedene Rubriken. Themen sind Gefühle, Mut – auch zum Nein-Sagen und die Fortpflanzung. Dieses Kapitel allerdings finde ich zu heftig für Kleine. Es ist zu ausführlich, geht zu sehr in Detail und ich glaube auch nicht, dass es notwendig ist, Fünfjährige (und auch keine Siebenjährigen) bereits mit dem Thema Orgasmus zu konfrontieren.

Man nenne mich prüde, aber ich bin der Ansicht, dass es übertrieben ist, wenn kleine Kinder besser über den Eisprung oder Spermazusammensetzung Bescheid wissen als ein Großteil der Erwachsenen. Außerdem sollten unsere Kinder doch auch was zu kichern habe im Aufklärungsunterricht der vierten Klasse. Bzw. in diesem Alter zuhause – je nachdem. Auf jeden Fall dann, wenn die Kinder beginnen, sich in Teenager zu verwandeln. Dann, wenn der Körper anfängt, sich zu verändern, dann sollten sie definitv auch bis ins kleinste Detail aufgeklärt werden. 

Vorher aber genügt es doch, wenn sie im Groben wissen, wie es funktioniert. Und wenn sie im Groben wissen, was nicht passieren darf und wogegen sie sich wie wehren können. Altersgemäß.

„Hol dein Kind da ab, wo es steht." Diesen Satz find ich immer wieder und in so vielen Situtionen mit Kindern richtig. Wenn die Fragen kommen, dann sollten sie auch beantwortet werden. Aber es macht keinen Sinn, Antworten zu geben, wo noch gar keine Fragen gestellt wurden. Dinge, die man noch nicht in der Lage ist zu begreifen verwirren nur unnötig. Wozu sollte ein fünfjähriges Kind wissen, wie ein Kondom benutzt wird?

Trotzdem: das Buch ist gut gemacht. Und bis auf das eine Kapitel, das man dann eben nicht wortwörtlich vorliest, auch wirklich für Fünfjährige geeignet. Kurze prägnante Sätze, einprägsame fröhliche Bilder – ein bisschen im Stil von Lea Wirbelwind.

Besonders gelungen ist der Part, den Pro Familia beigesteuert hat. Das Kapitel heißt „Mein Körper gehört mir" und behandelt Grenzen. Für den Fall, dass solche überschritten werden (worden sind), sind auf der letzten Seite Informationsstellen verzeichnet, an die man sich wenden kann. Für Deutschland (z. B. Zartbitter e. V.), für Österreich und für die Schweiz.

Holde Kreul (Hrsg.): „Mein erstes Aufklärungsbuch" mit Illustrationen von Dagmar Geisler, erschienen in einer Neuauflage im Juni 2007, ursprünglich ist es bereits von 2003. Das broschierte Buch hat rund 130 Seiten, kostet 7,95 € und findet (fand bereits) mit Sicherheit auch Eingang in diverse Praxen. 

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