Es war ein zugegebenermaßen ziemlich lausiger Aufttritt, den der FC Bayern am Dienstag beim Tabellenschlusslicht der Champions-League-Gruppe F OSC Lille hingelegt hatte. In Teilen erinnerte das Spiel verdächtig an die bislang einzige Pflichtspielniederlage: das ernüchternde 1:3 bei BATE Borisov, dem weißrussischen Meister. Zuwenig Durchschlagskraft in der Offensive und einige bedenkliche Wackler in der Hintermannschaft sorgten bis zum Schluss für bange Blicke auf die Anzeigetafel, auf der seit der 20. Minute die bayerische 1:0-Führung durch das Elfmetertor von Thomas Müller aufleuchtete. Schließlich aber war es geschafft. Geschuldet auch des überschaubaren Spielniveaus der Franzosen, brachten die Bayern das Ergebnis über die Zeit und damit den wichtigen zweiten Champions-League-Sieg unter Dach und Fach. Und auch wenn das Spiel nicht berauschend war: der Kurs stimmt nun auch wieder international. Denn in der Bundesliga läuft es bislang famos für den Rekordmeister.
Bayern München vor dem Topspiel am 9. Spieltag
8 Spiele, 8 Siege – so blitzsauber ist bislang noch kein Verein in der Bundesligageschichte in eine Saison gestartet. Die Bayern haben das Siegergen wieder entdeckt und hören einfach nicht auf zu gewinnen. Nun waren die letzten Gegner Wolfsburg (3:0), Hoffenheim (2:0) oder Düsseldorf (5:0) auch keine großen Kaliber, doch die Münchener strahlen auf dem Platz jederzeit eine Souveränität und Siegessicherheit aus, die sie noch vor Jahresfrist zu häufig vermissen ließen. Auch leichtere Gegner werden ernst genommen. Und mit dem FC Schalke wurde auch bereits ein echter Brocken aus dem Weg geräumt. Obwohl S04 derzeit ebenfalls von Sieg zu Sieg eilt und aktuell sogar Auswärtssiege in Dortmund und London zu verzeichnen hat, gab es gegen den Angstgegner von der Isar mal wieder nichts zu holen. Alles Eitel Sonnenschein also in München? Können langsam schon die Planungen für die längst überfällige nächste Meisterfeier beginnen?
Wer so etwas behauptet, kennt das Umfeld an der Säbener Straße wohl kaum. Einerseits ist die Medienlandschaft beinhart genug, um regelmäßig für Aufruhr zu sorgen und Probleme herbei zu reden. Andererseits sind die Verantwortlichen um Matthias Sammer und Jupp Heynckes aktuell wohl professionell genug, um keine euphorie aufkommen zu lassen. Zu schmerzhaft waren die Erlebnisse der letzten Zeit mit mehreren knapp verpassten Titeln. Vielmehr will man jedes Spiel mit Ernsthaftigkeit angehen und die ohne Frage höchst fähige Mannschaft robust gegen Rückschläge machen. Nun kommt am 9. Spieltag Bayer Leverkusen in die Allianz Arena und dabei sollte den Bayern eigentlich nicht mulmig werden. Seit dem 21. Oktober 1989 hat eine Leverkusener Elf nämlich nicht mehr in München gewinnen können. Seitdem gab es 17 Niederlagen und nur 5 Unentschieden. Und die Voraussetzungen, dass sich diese Negativserie für die Rheinländer hält, scheinen klar gegeben.
Bayer Leverkusen vor dem Topspiel am 9. Spieltag
So richtig warm geworden mit der Saison 2012/2013 ist man in Leverkusen noch nicht. Seit das Duo Lewandowski/Hypiää im Frühjahr Robin Dutt abgelöst hat, ist wieder höchste Bescheidenheit unter Mayer-Kreuz eingekehrt. Die Schadensbegrenzung, die bei einer durchwachsenen Saison mit Platz 5 und dem Einzug in die Europa League betrieben wurde, wurde mit Zufriedenheit zur Kenntnis genommen. Größere Pläne als die Wiederholung dieses Zieles und möglichst langer Verbleib im internationalen Wettbewerb wurden bislang nicht ausgebrütet. Und daran tut man gut in Leverkusen, denn der Saisonstart war nicht viel mehr als durchschnittlich. Zwar wurde in den letzten Partien regelmäßig gepunktet und auch ganz ansehnlich Fußball gespielt, aber 3 Siege, 3 Unentschieden und 2 Niederlagen sind sicherlich noch nicht das Gelbe vom Ei. Ordentlichen Partien gegen Augsburg (3:1) und Fürth (2:0) folgten zuletzt nur jeweils 2:2-Resultate gegen Stuttgart und Mainz. Zuwenig für eine so gut besetzte Truppe, aber auch genug, um nicht in Panik zu verfallen, sondern in Ruhe weiter zu arbeiten. In der Europa League gab es bislang Minimalistenfußball: 0:0 gegen Charkiw, 1:0 in Trondheim und eine Partie bei Rapid Wien vor der Brust, bevor es dann nach München geht. Dort zu bestehen, erscheint im Moment kaum wahrscheinlich. Doch es gibt einen Hoffnungsträger: Stefan Kießling hat inzwischen wieder seine außergewöhnliche Form von vor zwei Jahren wieder entdeckt und trifft wie am Fließband. Schon 7 Tore gelangen ihm in bislang 11 Pflichtspielen. Einen Stürmer wie ihn haben im Moment selbst die Bayern nicht.
Fazit: Für Leverkusen sprechen 5%, für ein Unentschieden 5%, für die Bayern 90%, denn sie sind in herausragender Form, hinten wie vorne ausgeglichen besetzt und damit mehr als gut gerüstet gegen einen Konkurrenten wie Leverkusen. Das ergibt ein relativ sicheres 2:0 für die Heimmannschaft.