Das neue Medal of Honor im Spieletest: Gameplay, Grafik und Multiplayer

Angekommen – in Afghanistan?

Nach etlichen Spielen im Zweiten Weltkrieg ist auch die Medal of Honor-Serie in der heutigen Zeit angekommen. Im Vorfeld hat die Wahl, den aktuellen Krieg in Afghanistan als Szenario zu verwenden, für einige Aufregung gesorgt.

Der britische Außenminister bezeichnete es als „Widerwärtig“ und auch die deutsche Bundeswehr hat sich kritisch dazu geäußert. Die heftigste Kritik kam aber von Angehörigen und Hinterbliebenen von US-Veteranen – die Kritik betraf jedoch nicht das Szenario an sich, sondern die Tatsache, dass es den Spielern im Multiplayer möglich ist, auch in die Rolle der Taliban zu schlüpfen.

Später hat Electronic Arts dann die gegnerische Fraktion im Multiplayer in „Opossing Force“ umbenannt. Es ist sicherlich Kritisch ein Videospiel, dass ja schließlich auch Spaß machen soll, in einen aktuellen Krieg anzusiedeln, in dem jeden Tag Menschen sterben. Medal of Honor ist jedoch nicht das erste Spiel, das in Afghanistan oder im Irak spielt – oder zumindest einige Abschnitte. Ob das Szenario vertretbar ist oder nicht, muss letztendlich jeder Spieler selbst entscheiden.

Medal of Honor: Story und Missions-Design

Ein Satellit schwebt in der Erdumlaufbahn und man hört regen Funkverkehr. Die Kamera zoomt immer weiter auf das umstrittene Land. Anschließend findet man sich an Bord eines Hubschraubers wieder, der über irgendeiner Bergspitze in Afghanistan fliegt und euch und euren Begleiter absetzen will.

Kurz nachdem euer Partner den Hubschrauber verlassen hat und ihr euch ebenfalls für den Absprung bereit macht, gerät das Transportmittel unter feindlichen Beschuss und ihr werdet in die Nacht hinausgeschleudert. Auf dem Bildschirm ist zu lesen „6 Monate zuvor“ und es folgt ein Zeitsprung in die Vergangenheit.

Nach diesem sehr stimmungsvollen Auftakt begebt ihr euch in die erste Mission, in der ihr als Mitglied einer Spezialeinheit einen Informanten suchen müsst. Die Operation findet nachts statt und ihr solltet vorzugweise unentdeckt bleiben. Feinde werden im Nahkampf oder mit schallgedämpften Waffen ausgeschaltet. Hier finden natürlich auch die allseits beliebten Nachtsichtgeräte ihren Einsatz.

In der Anschließenden Mission müsst ihr einen Flughafen einnehmen und schon auf der Fahrt zum Zielort werdet ihr von allen Seiten angegriffen und ihr feuert aus allen Rohren zurück. Dieser Wechsel zwischen nächtlichen Stealth-Missionen und heftigen Gefechten am Tag zieht sich durch das komplette Spiel.

Zwischendurch wurden auch Fahrsequenzen mit einem ATV eingebaut, die aber ohne spielerischen Anspruch bleiben, da ihr nur stur eurem Vordermann hinterherfahrt und es auch zu keinen Feuergefechten kommt. In anderen Abschnitten im Spiel müsst ihr euch als Scharfschütze beweisen und feindliche Stellungen säubern oder den Rückzug von Kameraden decken. Im späteren Spielverlauf dürft ihr dann auch die Waffen eines Apache Kampfhubschraubers übernehmen und legt ein Bergdorf in Schutt und Asche. Dabei bewegt sich der Hubschrauber auf einer festgelegten Route und ihr müsst lediglich schießen.

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Während des Spiels schlüpft ihr die Rolle von verschiedenen Soldaten und erlebt auch die Story aus verschiedenen Blickwinkeln. Besonders gut gefallen hat mir ein Level in dem ihr als Scharfschütze ein paar Kameraden beim Rückzug über einen Bergkamm decken müsst. Nachdem ihr einige Gegner erledigt habt und die Kameraden über den Kamm sind, wechselt ihr die Rolle eines der Soldaten die sich gerade auf dem Rückzug befinden. Dabei besteht die ganze Zeit Funkkontakt zwischen den Teams, was die Szene nochmals unterstreicht. Generell ist im Spiel viel Funkverkehr zu hören, der teilweise auch mal zu viel wird und dann schnell auf die Nerven geht.

Gameplay und Steuerung

Der Ablauf der Level ist immer fest vorgeschrieben und ihr müsst immer genau das machen was vorgesehen ist – vorarbeiten fällt auch aus. Ganz am Anfang betretet ihr nach einem kurzen Schusswechsel einen Raum in dem ihr einen Lichtschalter mit einem Schuss aus eurer Waffe zerstören müsst, was aber erst funktioniert, wenn euch euer Begleiter dazu aufgefordert hat – davor könnt ihr eure komplette Munition erfolglos auf darauf abfeuern. Munition ist aber eh kein Thema, da ihr jederzeit bei euren Mitstreitern euren Munitionsvorrat durch drücken der X-Taste auffüllen könnt. Als Waffen bekommt ihr standardmäßig Ausrüstung des US-Militärs, könnt aber eure Schießeisen gegen die von erledigten Gegner eintauschen.

In fast der gesamten Kampagne werdet ihr von KI-Kameraden begleitet, welche sich meisten als sehr nützlich erweisen und auch ganz intelligent agieren. Die KI ist dagegen nur eins – doof. Die Jungs können nix und sind einfach nur Kanonenfutter. Mir ist es auch schon passiert, dass ich vor einem Gegner stehe und der mich nicht wahrnahm, selbst nachdem ich ein paar Schüsse in seine Richtung abgegeben hatte. Andere reagieren zwar auf Schüsse, feuern dann aber in die entgegen gesetzte Richtung zurück oder schießen einfach nur Löcher in die Wand. Ab und zu kann so ein Taliban-Kämpfer auch mal durch eine Kiste oder seine Deckung schießen. Schade, hier wäre sicherlich mehr drin gewesen.

Die Steuerung ist absoluter Genre-Standard und ihr könnt zwischen drei Konfigurationen wählen. Eine freie Tastenbelegung gibt es ebenso wenig wie eine spezielle Konfiguration für Linkshänder. Standardmäßig ist die Zielhilfe, die bereits aus anderen Titel bekannt ist, eingeschaltet. Schaut ihr in die Richtung eines Gegners und drückt die Zielen-Taste, so springen Kimme und Korn direkt auf diesen. Wer das nicht will, kann diese Option natürlich ausschalten – hab ich auch gemacht. Ein HUD gibt es nicht und auch die Munitionsanzeige verschwindet beim Nichtgebrauch der Waffe vom Bildschirm.

Präsentation und Atmosphäre

Grafisch setzt der Einzelspieler-Modus auf die Unreal Engine 3, die ja auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, was man dem Spiel leider auch anmerkt. Die gesamte Präsentation kommt nicht ganz zeitgemäß rüber. Auffallend sind auch teilweise starkes Kantenflimmern und pixelige Grafiken. Während der Apache-Mission hatte ich auch extreme Ruckler, was sich auch in einer weiteren Mission wiederholte. Ansonsten geht die Grafik im Spiel in Ordnung.

Die Musik und die Sounds sind dagegen wirklich super: Schöne satte Waffen-Sounds und zischende Geschosse bei Beschuss sind wirklich ein Genuss. Die Musik ist ebenfalls tadellos und unterstreicht beziehungsweise schafft einen großen Teil der Atmosphäre.

Da ich gerade beim Thema Atmosphäre bin: Die meiste Zeit fühlt sich Medal of Honor wie ein guter Shooter-Standard an und hat mich zwar gut unterhalten aber nicht begeistert. Es gab aber Momente im Spiel die mich wirklich beeindruckt haben und ich mich wie in einem Hollywood-Streifen gefühlt habe. Da gab es zum Beispiel die Mission in der ihr ein Plateau verteidigen müsst und die Gegner in Massen über euch hereinbrechen.

Ihr habt euch mit eurem Team in einem alten Haus verschanzt, welches in Stücke geschossen wird und ihr wartet auf Luftunterstützung. Die Szene ist jetzt nichts außergewöhnliches, aber die Mischung aus theatralischer Musik, hektische Funksprüchen und Kommentare eurer Team-Kameraden hat wirklich ein stimmiges Gesamtbild geschaffen. Definitiv eine meiner Lieblingsstellen im Spiel, wobei es noch ein oder zwei weitere gibt die ebenfalls toll gemacht sind.

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Medal of Honor durchgezockt: Was kommt danach?

Habt ihr die Kampagne nach circa sechs Stunden beendet, steht der Tier1-Modus zur Verfügung. Darin könnt ihr die Level der Kampagne unter erschwerten Bedingung und Punktewertung spielen. Ihr bekommt keine Munition mehr von euren Kameraden, es gibt keine Checkpoints mehr und auch der Schwierigkeitsgrad an sich wurde hochgeschraubt.

Ziel ist es das Level so schnell wie möglich abzuschließen, dabei gibt jeder Treffer je nach Trefferzone ein Zeitplus. Trefferserien werden natürlich höher bewertet. Die Abschlusszeit wird dann bewertet und ihr könnt euren Punktestand in einer Onlinerangliste mit anderen Spielern vergleichen.

Der Multiplayer

Im Gegensatz zur Kampagne, die von Danger Close entwickelt wurde, ist für den Multiplayer das Entwicklerstudio Dice verantwortlich. Aber nicht nur die Entwickler unterscheiden sich, sondern auch die eingesetzte Grafik-Engine – im Mutliplayer kommt nämlich die Frostbite-Engine zum Einsatz.

Es stehen insgesamt vier Spielmodi zur Verfügung. Im „Kampfeinsatz“ müssen fünf Ziele hintereinander gegen Angreifer verteidigt werden und in der nächsten Runde wechseln Angreifer und Verteidiger. Sieger ist das Team, das die Angreifer zurückschlagen und seine Stellungen verteidigen kann oder am schnellsten erobert. „Team-Sturmlauf“ ist im Prinzip das klassische Team-Deathmatch.

In „Ziel-Raid“ gibt es zwei Stellungen welche von den US-Streitkräften verteidigt und von der Oppossing Force unter Zeitdruck eingenommen werden muss. Ähnlich wie in der Battlefield-Reihe können im Modus „Sektorenkontrolle“ die beiden Parteien Punkte einnehmen und solange wie diese gehalten werden gibt es Punkte.

Die im Multiplayer verfügbaren Klassen sind recht übersichtlich – Schütze, Scharfschütze und Special Ops. Je nach Rang bekommt ihr neue Ausrüstungsgegenstände und könnt eure Waffen verbessern. Die Klassen gehen dabei bis maximal zum Rang 15.

Die Karten sind eher klein und bei bis zu 24 Spielern wird doch schnell eng. Gelingt euch aber eine Serie von Abschüssen, könnt ihr Unterstützung anfordern, was ein Mörserangriff, Luftangriff oder der Beschuss mit Cruise Missiles sein kann. Bei letzterem müsst ihr aber schon eine ordentliche Abschuss-Serie hinlegen.

Insgesamt ist der Multiplayer etwas klein ausgefallen und mit gerade mal acht Karten und vier Spielmodi ist die Auswahl nicht gerade groß. An dieser Stelle muss ich noch lobend erwähnen, dass Electronic Arts ein DLC mit zwei neuen Karten, zwei überarbeiteten und dem neuen Modus „Clean Sweep“ angekündigt hat, welche zum kostenlosen Download bereitgestellt werden.

Medal of Honor: Meine Bewertung

Medal of Honor ist ein solider Militär-Shooter, der auf jeden Fall seine großen Momente hat. Ich habe fast alle bisher erschienen Titel der Serie gespielt und bin ein großer Fan des aller ersten Titels (PSX) und von Allied Assault (damals für den PC erschienen) und in manchen Abschnitten läuft der neueste Teil wieder zu seiner alten Stärke auf. Gerade die Mission in der ihr euch durch ein ausgetrocknetes Flussbett kämpfen müsst, war wirklich toll. Leider wird der Spielspaß durch die bereits genannten Fehler und die dummen Gegner abgeschwächt. Alles in allem hat mich das Spiel sehr gut unterhalten und auch der Schluss passt meiner Meinung gut zum Rest des Spiels.

Entgegen mancher Befürchtungen hat Electronic Arts auf großen Patriotismus im Spiel verzichtet, wodurch es auch nicht zu einer Lobeshymne auf die US-Streitkräfte kommt. Ich hatte sogar den Eindruck, dass man an einigen Stellen im Spiel etwas Kritik raushören konnte. Was mich dagegen wirklich genervt hat waren die „Bösen Jungs“ – so werden die Taliban im Spiel eigentlich immer genannt. Andauernd hört man Sprüche wie „da sind viel böse Jungs“ und “ jetzt haben wir den bösen Jungs aber eingeheitzt“ – natürlich sinngemäß wiedergegeben.

Der Spieletest war nicht ganz so einfach, da das Szenarion schon etwas kritisch ist, Electronic Arts hat es aber gut umgesetzt und ich bin froh, dass die Serie endlich den Zweiten Weltkrieg verlassen hat.

Mein Lieblings-Buddy war übrigens Dusty: Der hat nicht nur den coolsten Bart, sondern trägt auch bei Nachteinsätzen seine Sonnenbrille.

4 Meinungen

  1. Habe zwar Star Craft selber noch kein Mal gespielt, aber wenn man sich Videos anschaut sieht es interessant und unterhaltsam aus.

  2. Ich war auch schwer angetan von dem Trailer. Ich werde es auf jeden Fall mal anzocken

  3. Das Spiel ist klasse. Aber von Blizzard erwartet mana uch nix anderes. Was mich nur stört ist dieser onlinezwang…
    Und… Lan… aber na ja vielleicht kommt ja irgendwann nen Patch…. warten wir es ab 🙂

  4. Das sieht ja wirklich vielversprechend aus. Vor Allem die Bilder sind beeindruckend. Ich denke ich werde es mir zulegen, zumindest um die Zeit bis zum neuen COD zu überbrücken.

    Grüße,
    Stefan

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