Das Geschäft mit der Esoterik

Eine persönliche Krise kann Betroffene in die Hände dubioser „Heiler“ führen.Esoterische Angebote verschiedenster Art boomen seit Jahren. Zeitungen, Zeitschriften und Stadtmagazine beinhalten jede Menge einschlägiger Anzeigen und im Internet finden sich zahllose Websites zu esoterischen Themen. So interessant vieles davon auf den ersten Blick erscheinen mag, sollte man jedoch nicht außer Acht lassen, dass die Esoterik vor allem ein großes Geschäft für die jeweiligen Anbieter ist.

Gigantisches Kaufhaus

Prof. Helmut Obst, Religionswissenschaftler aus Halle/Saale, hat die Esoterik kürzlich in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mit einem gigantischen Kaufhaus verglichen. Der renommierte Wissenschaftler und Buchautor, der sich bereits seit mehreren Jahrzehnten mit der Thematik befasst, beobachtet ein verstärktes Erscheinen von Gurus und „erleuchteten Meistern“. Die Zahl esoterischer Angebote wachse immer mehr und inzwischen sei die Szene selbst für Experten nur noch schwer zu überblicken. Das schlägt sich auch in entsprechenden Umsätzen nieder. Wurde der Umsatz der Esoterik-Branche im Jahr 2000 noch mit rund neun Milliarden Euro beziffert, so waren es 2010 bereits etwa 20 Milliarden Euro.

Weiteres Marktwachstum erwartet

Für die kommenden Jahre rechnen Experten mit weiteren Umsatzzuwächsen. So dürften die Erlöse der Esoterik-Branche im Jahr 2020 bereits ein Volumen von etwa 35 Milliarden Euro erreichen. Das wäre weit mehr als das Dreifache dessen, was den evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche zusammen im Jahr 2013 an Kirchensteuern zugeflossen ist. Obst weist darauf hin, dass es zwischen Esoterik und christlichem Weltbild offenbar gewisse Schnittmengen gebe. Dies erleichtere die Ausbreitung esoterischer Gruppen in kirchlich geprägten Regionen Deutschlands, während sie in anderen Regionen kaum Fuß fassen könnten. Eine Erklärung für das Interesse von Christen an esoterischen Themen sieht Obst in der verbreiteten Sehnsucht nach Spiritualität einerseits und der Distanz der Kirchen gegenüber außergewöhnlichen Glaubenserfahrungen. Obst rät daher beispielsweise, biblische Berichte über Engel wieder ernster zu nehmen. Das Christentum müsse dabei nicht von der Esoterik lernen, sondern sich lediglich auf seine eigene Tradition besinnen.

Häufige Orientierungslosigkeit

Die meisten Esoteriknutzer seien sich nicht darüber im Klaren, was sie eigentlich wollten, so die Einschätzung von Obst. Viele probierten von der indianischen Schwitzhütte bis zum Chanelling ständig neue Angebote aus, kämen dabei aber zu keinem Ergebnis. Der Esoterik fehle das Gemeinschaftsstiftende, so dass sie letztlich ein einsames Geschäft sei. Christen rät Obst zur Gelassenheit, denn wer an Christus glaube, dem könnten Martin Luther zufolge letztlich weder Teufel noch Welt schaden.

Foto: styleuneed – Fotolia

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