Das Exoskelett: echte Hilfe bei Querschnittslähmung?

Eine Querschnittslähmung, zum Beispiel durch einen Unfall oder Tumor verursacht, ist sicherlich eines der fatalsten Diagnosen, die ein Patient bekommen kann. Obwohl es heute gute Therapieansätze gibt, bleibt der Patient in der Regel letztlich für sein Leben lang an einen Rollstuhl gefesselt. Die Sehnsucht (und Aussichtslosigkeit) wieder „auf eigenen Füßen“ stehen zu können, ist für viele Patienten deshalb deutlich belastender, als viele der sonstigen therapeutischen Anwendungen. Weshalb weltweit intensiv daran geforscht wird, den Patienten durch gezielte Maßnahmen und technischen Hilfen ein, soweit möglich, weitgehend normales Leben zu ermöglichen.

Exoskelett: Ein Geschäft der Zukunft

Ein Exoskelett – eine Stützstruktur (Orthese) des äußeren Organismus – ist ein solches technisches Hilfsmittel. Seit über 50 Jahren arbeitet die Wissenschaft an einem Gehhilfe-Roboter. Nicht nur in Israel, Japan und Neuseeland, auch in Europa und den USA wittert man das große Geschäft. Die US-Firma Ekso Bionics stellte ein neues Gerät vor, welches nun an Rehakliniken in den USA und in Europa getestet werden soll. Da allein in Deutschland rund eintausend Menschen jedes Jahr neu als Patienten mit Querschnittlähmung hinzu kommen und das Gerät in einigen Jahren auch alltagstauglich für Daheim erhältlich sein soll (zum Preise eines Neuwagens), verspricht man sich für die Zukunft einiges. Von der Nutzung beim Militär mal ganz zu schweigen.

In der Therapie eine echte Hilfe

Therapeutisch eingesetzt werden die Roboter schon länger. Japanische Wissenschaftler haben einen roboterähnlichen Anzug entwickelt (Hybrid Assistive Limb = kurz HAL), der einen Testpatienten über eine kurze Strecke selbständig gehen ließ. Nicht nur das: Das Training bewirkte auch, dass der Patient ohne Anzug mithilfe eines Rollators einige Schritte allein gehen konnte. Andere Geräte verlangen nach sensorbestückten Krücken und sind so schwer, dass sie nur kurze Zeit getragen werden können.

Gedämpfte Erwartungen in der Medizin

Sicherlich werden elektrische Gehhilfen in wenigen Jahrzehnten auch für den „Hausgebrauch“ erhältlich sein, jedoch werden nicht alle Patienten eine solche benutzen können. Der Brust- und Lendenwirbelbereich muss hinlänglich stabil, die Gelenke beweglich und belastbar sein. Auch Muskelkrämpfe, eine Begleiterscheinung einer Querschnittslähmung, dürfen nicht zu stark ausgeprägt sein. Von Folgeschäden durch das ständige Tragen mal ganz abgesehen.

Ein Exoskelett ist kein Wunderheilmittel der Zukunft, womit Lahme wieder gehen können; aber durchaus eine sinnvolle therapeutische Ergänzung, um Patienten Mut und Kraft zu geben und vielleicht ihren anstrengenden Alltag ein wenig besser in den Griff zu bekommen. Zu hohe Erwartungen sollte man jedoch nicht haben.

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