Klar, es gibt «podCasts» und «youTube» – trotzdem sind Blogs vor allem mit Buchstaben gefüllt. Heute teilt sich Blogville in zwei große Stadtteile: Da gibt es die My-Space- und Just-4-Fun-Plapperwelten, wo überwiegend weibliche Teenies mit so schönen Namen wie Jennymaus und Steffilein nach Richies Handynummer lechzen. Und es gibt jene «seriösere» Blog-Welt, in der ein überwiegend jüngeres, oft akademisch gebildetes Publikum sein berufliches Können, seine Hobbies, Meinungen, Versuche und auch Spleens auf dem virtuellen Boulevard ausführt, während gleichzeitig Presse, PR, Unternehmen auf diesem ungewohnten Terrain ebenfalls Fuß zu fassen suchen. Auch ich bin da mit meiner Kasperbude unter meinem nom de guerre zu finden.
Ein überdurchschnittlich intelligentes Publikum, eine Gruppe von Multiplikatoren also, entzieht sich hier weitgehend dem traditionellen Medienzugriff, indem es sich ein eigenes Medium auf dem verwaisten Territorium des Web 1.0 geschaffen hat. Diese Bloggeria ist – so sehe ich das – vor allem ein Versuch, der allgemeinen „Ökonomisierung der Welt“ zu entkommen, indem man selbst «eigenverlegerisch» über Inhalte bestimmt. Das Resultat ist das Web 2.0 – wie diese Zone inzwischen ein wenig plakativ bezeichnet wird.
Jedes Medium entwickelt seinen eigenen Stil. Der bisherige «Gatekeeper-Journalismus» trug das Objektivitätsideal wie eine Monstranz vor sich her. Der Schreiber musste sein wertes Ich verstecken, emotionale Beteiligung war verpönt und wurde in Reservate wie Glosse oder Kommentar abgedrängt, jeder Artikel klang letztgültig, in den Presseschlachten prallten die ewigen Wahrheiten aller Seiten aufeinander und schlugen sich die Fakten um die Ohren.
Ganz anders die eher nachbarschaftlichen Welten in Klein-Bloggersdorf: Hemmungslos subjektiv wird hier «erzählt», der Alltag ersetzt die großen Enthüllungsstories, man streitet sich und versöhnt sich wieder – es entsteht «Literatur im Mikroformat», ein Begriff, den ich hier bewusst vorsichtig noch in Anführungsstriche setze. Klar aber ist bei alldem, dass – neben den Watchblogs – vor allem jene Blogs Erfolg haben werden, die einen eigenen Stil entwickeln können. Beispiele aus solchen Blogs werde ich künftig häufig zur Illustration verwenden.
Wenn sich dies Blog Stilfragen widmet, dann sollen hier nicht die verhassten Grammatikregeln der Schulzeit erneut dekliniert werden. Hier geht es geht um die interessanteren Fragen, mit denen alles Schreiben eigentlich beginnt – wie Witz, Rhythmus, Bildlichkeit oder Frische in Texten. Auch das fällt nicht vom Himmel (oder vom Parnass), es lässt sich aber wie ein Handwerk erlernen.