Big Brother goes Mars

Acht Monate „Isolationshaft“: Ein Experiment simuliert die Reise durchs All bis zum Mars.Es ist ein bisschen wie in der TV-Show „Big Brother“, hat aber einen wissenschaftlichen Hintergrund: Auf Hawaii werden sechs Menschen acht Monate lang auf engstem Raum und isoliert von der Außenwelt zusammenleben. Das Experiment soll zeigen, mit welchen psychischen Problemen Astronauten auf einer Reise zum Mars rechnen müssen.

Hawaii – da denkt man an traumhaft schöne Strände und mächtige Wellen. Auf dem Vulkan Mauna Loa in 2.400 Metern Höhe zeigt die Inselkette aber ein anderes Gesicht. Die Landschaft ist extrem karg und steinig, wirkt fast leblos – und erinnert an die Oberfläche des Roten Planeten. Aus diesem Grund hat die US-Raumfahrtbehörde den hawaiianischen Vulkan als Standort für ihr Experiment ausgesucht und dort einen weißen Kuppelbau errichtet.

Leben auf engstem Raum – wie im Raumschiff

In der Kuppel leben seit Mitte Oktober drei Frauen und drei Männer unter Bedingungen zusammen, die denen in einem Raumschiff entsprechen. Die Räume sind winzig, zu Essen gibt es Astronautennahrung, geduscht werden darf pro Person nur acht Minuten pro Woche. Die sechs Freiwilligen, die für das Projekt ausgewählt wurden, dürfen die Kuppel viermal pro Woche für je zwei Stunden verlassen – und führen dann im Raumanzug wissenschaftliche Experimente in der marsähnlichen Umgebung durch.

Erprobung der psychischen Auswirkungen eines Mars-Trips

In gut 15 bis 25 Jahren will die Nasa eine bemannte Expedition zum Mars starten – das Experiment auf Hawaii dient der Vorbereitung. Zwei Dinge könnten Astronauten auf ihrem Trip zum Roten Planeten besonders gefährlich werden: Die hohe Strahlenbelastung im All – und die psychologischen Auswirkungen der Reise, die bis zu acht Monate dauern würde. In der langen Zeit der Isolation, so die Befürchtung, könnten die Teilnehmer einer Mars-Expedition depressiv werden. Die Crew würde dann nicht mehr als Team funktionieren, der Erfolg der ganzen Mission wäre bedroht.

Für die Teilnahme an dem „Big Brother“-Experiment auf Hawaii hatten sich 150 Freiwillige beworben. Die sechs ausgewählten Teilnehmer sind Studenten und Naturwissenschaftler im Alten von 26 bis 38 Jahren. Zuvor hatte die Nasa bereits zwei ähnliche, jedoch nur zwei beziehungsweise vier Monate dauernde Versuche durchgeführt. Das bisher längste Experiment, in dem die Reise zum Mars simuliert wird, fand aber in Russland statt. Sechs Freiwillige lebten von Juni 2010 bis November 2011 in einem Komplex nahe Moskau. Sie verbrachten insgesamt 520 Tage in „Isolationshaft“, was in etwa der Dauer für den Hin- und Rückflug zum Mars entspricht.

Foto: Matthias Haas – Fotolia

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