Arbeitsmoral und Arbeitsethik – was ist damit gemeint?

Arbeitsethik und Arbeitsmoral sind insofern kaum zu trennen. Die Gesellschaft besteht aus Menschen, und das, was die meisten Menschen der jeweiligen Gesellschaft befürworten, wird zur Norm erhoben. Meist unterliegen die Mitglieder dieser Gesellschaft dann – ob bewusst oder unbewusst, ob gewollt oder nicht – einem gewissen Erfüllungsdruck dieser gesetzten Normen.

Arbeitsethik im Wandel der Zeiten

In vergangenen Zeiten hat sich die Arbeitsethik sehr stark von den heute gesetzten Normen unterschieden.

Im alten Griechenland galt im Allgemeinen körperliche Arbeit als verpönt, während das Philosophieren – und somit körperliche Nichts-Tun – angestrebt wurde.

In späteren Zeiten wurde die Arbeit als Mühsal gesehen (Mittelalter) oder als Pflicht (Protestantismus), um die herum die Freizeit gestaltet wird.

Moderne westliche Arbeitsethik

In heutigen Zeiten wird in der modernen westlichen Gesellschaft mehr und mehr eine Arbeitsethik entwickelt, die dem Menschen eine emotionale Erfüllung und ein Ausleben seiner Stärken innerhalb der Arbeit gestattet. Eine stark ausgeprägte Sichtweise dieser Ethik wird durch die „Hackerethik“ beschrieben. Dabei wird die Freude und Leidenschaft an der selbstgewählten Tätigkeit zum obersten Gebot erhoben. Bekannter Vertreter dieser Sichtweise ist der amerikanische Unternehmer Stephen Gary Wozniak, ein Mitbegründer der Firma Apple. 

Allerdings wird diese Sichtweise der menschlichen Erfüllung in der Arbeit immer noch von der Ansicht des „Geld verdienen Müssens“ und des „Klassenkampfes“ zwischen Machtgruppierungen überschattet, die am Arbeitsmarkt teilnehmen. Oft entsteht daraus eine destruktive Ethik und Arbeitsmoral der Mitarbeiter in Unternehmen, wenn es nur noch darum geht, seinen Job mit minimalem Aufwand zu erhalten.

Einordnung des Einzelnen in die gesellschaftliche Arbeitsethik

Die Arbeitsmoral als Unterordnung in die gesellschaftliche Norm ist die Entscheidung eines jeden Einzelnen. Letztendlich wird davon bestimmt, inwieweit der Mensch erfolgreich in dem jeweiligen gesellschaftlichen Arbeitssystem ist. Je besser der Mensch angepasst ist, desto erfolgreicher – könnte man meinen. Das ist aber nur bedingt richtig.

In den Gesellschaften der westlichen Welt wird oft noch das „Geld-verdienen-müssen“ großgeschrieben. Für den intelligenten Unternehmer von heute geht es aber um die Leistung und Nachhaltigkeit dieser Leistung bei seinem Mitarbeiter. Und die Leistung ist bei jemandem, dem die Arbeit Spaß macht, in der Regel besser, und vor allem nachhaltig besser. Kurzfristig kann sicherlich durch Druck und Disziplin eine Leistungssteigerung erreicht werden, da wir jedoch nicht mehr in der Sklavenhaltergesellschaft leben, ist das selten von Dauer.

Am wichtigsten für den einzelnen Menschen ist es sicherlich, mit sich selbst im Reinen zu sein. Fragen zur richtigen Wahl meines Arbeitsplatzes können z.B. sein: Was ist mir das Wichtigste an meinem Job? Geld, Spaß oder die Möglichkeit zur Qualifikation? Die Antworten können sehr vielfältig sein. Je stärker ich mich zu meinen Bedürfnissen bekenne, und ihnen den Vorrang einräume, desto nachhaltig werde ich in meinem Job glücklich. Wer nur aus der Angst heraus wählt, wird weder glücklich noch lange in seinem Job sein.

Unterschiedliche Länder – unterschiedliche Sitten

1963 – in einer Zeit, die von Leistung und Leistungsbereitschaft in Deutschland geprägt war – schrieb Heinrich Böll die oben genannte Erzählung „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“. Die Geschichte erzählt von einem Touristen und einem ärmlich gekleideten Fischer an der Westküste Europas. Der Tourist sieht den Fischer im Hafen liegen und nichts tun. Nachdem er ihn fragt, erzählt ihm der Mann, dass er schon genug gefangen hätte für die nächsten Tage, und nicht mehr aufs Meer fahren müsste. Nun erklärt ihm der Tourist, dass er – wenn er jetzt wieder hinausfährt, mehr arbeitet und weiteren Fisch fängt, den Fisch verkauft, Angestellte nimmt und ein Unternehmen aufbaut, er so viel verdienen könnte, dass er später herumliegen könnte und nichts mehr tun müsste. Darauf antwortet ihm der Fischer, dass er das auch jetzt schon könnte – herum liegen und nichts tun. Der Tourist geht nachdenklich weg.

Moral

Und die Moral von der Geschicht‘ – erzähl einem Anderen von deiner Sichtweise nicht.

Jeder wird nach seiner Fasson glücklich. Wir leben in einem Zeitalter der sich wandelnden Werte, die den Menschen und seine Bedürfnisse wieder mehr in den Mittelpunkt stellt.

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