Die 10 irrsten Fälle von Steuerverschwendung

Meeresfische aus dem Saarland kosten den Steuerzahler bis zu 20 Millionen Euro.Alljährlich veröffentlicht der Bund der Steuerzahler eine neue Version seines Schwarzbuchs – und alljährlich finden sich darin zig bizarre Beispiele für die Vergeudung von Steuergeldern durch die öffentliche Hand. Vorhang auf für die 10 verrücktesten Fälle von Geldvernichtung.

1. Frisch saniert aufs Altenteil

Der selbstfahrende und seetüchtige Schwimmkran „Hiev“ wurde 1962 von der Bundeswehr in Dienst gestellt, jahrzehntelang war er der einzige Hochleistungsschwimmkran an der deutschen Ostseeküste. 2009 entschied man, ihn grundlegend zu sanieren. Und es kam, wie es kommen musste: Die Bauzeit verdoppelte sich, die Kosten explodierten und beliefen sich schließlich auf 13 Millionen Euro. Das Ergebnis: Ein Jahr nach Abschluss der Sanierungsarbeiten war der Kran nur noch eingeschränkt einsetzbar, am 31. Dezember 2013 wurde er stillgelegt. Begründung: Er würde nicht mehr benötigt. Und falls doch, müsse halt ein Kran von einem Privatunternehmen angemietet werden.

2. Ein Herz für Kröten

Das Städtchen Schorndorf, rund 26 Kilometer östlich von Stuttgart gelegen, meint es besonders gut mit seinen Kröten und Fröschen. Gleicht sechs Froschtunnel spendiert die Gemeinde den Tierchen, Kostenpunkt: 650.000 Euro. Die Unterführungen sind so großzügig bemessen, dass neben den bedrohten Amphibien auch Kleinsäuger und sogar Füchse hindurchpassen. Wenn das mal den wandernden Fröschen nicht so manch böse Überraschung beschert: Fuchs, du hast die Kröte gestohlen …

3. Kinder sind ein teures Gut

Die Bundeswehr will familienfreundlicher werden, das ist eine gute Sache. Weniger gut ist dagegen die Kostenexplosion, die der Bau der ersten bundeswehreigenen Kita namens „Campusküken“ verursacht hat. Satt 1,78 Millionen Euro betrugen die Baukosten schließlich 2,45 Millionen Euro. Bei 36 Plätzen macht das stolze etwa 68.000 Euro pro Kitaplatz. Dabei belässt es die Bundeswehr aber nicht, schlägt auch bei den Betriebskosten zu. Die liegen laut Prognose fast 30 Prozent über dem Durchschnitt.

4. Fischers Fritz fischt frische Fische …

Wenn man schon keine Küste hat und rund 600 Kilometer vom nächsten Meer, der Nordsee, entfernt ist, dann kann man sich ja wohl zumindest eine Zuchtanlage für Meeresfische gönnen! Das haben sich die Vertreter der saarländischen Stadt Völklingen gedacht und eine Salzwasser-Kreislaufanlage zur Zucht von Meeresfischen errichtet. Nach den schon fast obligatorischen Bauverzögerungen produzierte die Anlage vor allem eins: Verluste. Die Investitionen belaufen sich mittlerweile auf 15 bis 20 Millionen Euro. Im Frühjahr 2014 startete der Verkauf von Fischen – und die kommen fast so „gut“ an wie die Meerestiere vom Fischhändler Verleihnix aus den „Asterix“-Comics.

5. Nach Umbau geschlossen

Was macht man, wenn man ein überdimensioniertes, ständig Miese machendes Schwimmbad sein eigen nennt? Man baut es noch aus, erweitert es um eine Sauna und einen Kinderbereich. So geschehen im hessischen Pfungstadt. Doof nur, wenn man die Millionen für den Umbau eigentlich in die marode Betriebstechnik hätten stecken müssen. Um die Mängel zu beheben, werden jetzt weitere zwölf bis 18 Millionen Euro fällig. Und das frisch umgebaute Schwimmbad, das bleibt bis auf weiteres geschlossen. Ein neues Nutzungskonzept muss erarbeitet werden. Geld spielt ja keine Rolle.

6. Schuster, bleib bei deinen Leisten

Kommunalpolitiker und Stadtwerkemanager aus Schwäbisch-Hall und dem niedersächsischen Uelzen wollten mal so richtig einen auf Globalisierung machen und mit dem Anbau von Weizen und Raps im Nordwesten der Ukraine ordentlich Geld verdienen. Man ahnt schon, was kam: Die Betreibergesellschaft schrieb Jahr für Jahr rote Zahlen, denn von Landwirtschaft hatten die „Global Player“ keine Ahnung. Im Mai 2014 wurden dann die Gesellschaften samt Landpachtverträge für rund 3,7 Millionen Euro verkauft. Klingt nicht schlecht – leider haben die Stadtwerke Uelzen 7,5 Millionen Euro und die Stadtwerke Schwäbisch Hall etwa zwölf Millionen Euro in das Projekt gesteckt.

7. Eine Aussicht zum Verlieben

Eine Aussichtsplattform, die keine besondere Aussicht bietet – das muss sich auch erst einmal jemand einfallen lassen. Die nordwestlich von Köln gelegene Gemeinde Pulheim hat’s getan. Im Rahmen des Projekts „RegioGrün“ hat man sich eine Plattform gegönnt, die gerade mal vier Stufen hoch ist. Zudem wurde sie oberhalb einer abschüssigen Wiese platziert. Wer sich neben statt auf der Plattform befindet, hat einen genauso guten Blick auf die Umgebung. Das Bauwerk hat den Steuerzahler zwar „nur“ 8.500 Euro gekostet – ist aber komplett überflüssig.

8. Klotzen und nicht kleckern

Die Stadt Bremen, um deren Finanzen es ja nicht gerade rosig steht, hält nichts von halben Sachen. Einen etwa 400 Meter langen Fuß- und Radweg am Achterdieksee im Stadtteil Oberneuland ließ man komplett sanieren – obwohl der Weg weitestgehend intakt war und nur an vereinzelten Stellen Unebenheiten und abgesackte Steine aufwies. Doch Flicken kam der Baubehörde nicht in den Kram, eine Gesamtsanierung sollte es sein. Kostenpunkt: 73.465 Euro.

9. Ruhet sanft, Steuergelder

Eigentlich eine gute Idee: Im Berliner Ortsteil Moabit versucht der Bezirk Mitte seit November 2013, Autofahrer durch Fahrbahnschwellen zur Einhaltung von Tempo 30 zu zwingen. Dazu wurden in der Quitzowstraße und Lehrter Straße Kopfsteinpflaster in die Fahrbahn eingelassen. Doof nur, dass man die eine Hälfte so flach eingebaut hat, dass beim Darüberfahren quasi nichts zu spüren und Fahrer somit nicht abbremsen müssen. Und die andere Hälfte der Holperpflaster ist so schmal geraten, dass Autofahrer sie spielend einfach umkurven können. Verkehrsberuhigende Wirkung: Fehlanzeige. Kosten: insgesamt 81.500 Euro.

10. Mittendrin statt nur dabei

Der Bundesnachrichtendienst (BND) zieht aus dem verschlafenen bayerischen Pullach nach Berlin-Mitte. 720 Millionen Euro sollte der Umzug der Schlapphüte einstmals kosten, so die Planungen aus dem Jahr 2005. Jetzt hat man es geschafft, die 1,5 Milliarden-Euro-Grenze zu knacken. Und da der Umzug nicht vor 2016 abgeschlossen sein wird, könnte noch die eine oder andere Million dazukommen. Dafür schnüffeln unsere Geheimdienstler dann aber auch am Puls der Zeit, im Herzen der bundesdeutschen Hauptstadt.

Foto: Yvonne Bogdanski – Fotolia

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