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Mehr als 14,6 Milliarden Euro, also 77 Euro pro Aktie, das war dem Darmstädter Pharmaunternehmen Merck KGaA (WKN 659990) dann doch zu teuer für den Kauf der Berliner Schering AG (WKN 717200). Die Leverkusener (WKN 575200) sahen das anders und boten satte 86 Euro für eine Aktie des Berliner Pharmakonzerns.
Obwohl Merck nicht mehr an Schering interessiert ist, kauften die geschäftstüchtigen Darmstädter in den letzten Tagen immer mehr Schering-Aktien an der Börse und und erreichen nun mit 21,8 Prozent der Anteile beinahe eine Sperrminorität. Um einen teuren Bieterwettbewerb um die restlichen Scheringaktien zu vermeiden, haben die Bayer-Manager nun die bittere Pille geschluckt und kaufen das Aktienpaket der Darmstädter für 89 Euro pro Aktie auf. Dieser Preis gilt auch für alle anderen Schering-Aktionäre; ein verdammt teuerer Spaß also, denn es entstehen Mehrkosten von ca. 400 Millionen Euro. Doch nicht genug damit, möglicherweise hat Merck die Bayer AG auch noch zu einer Kooperationsvereinbarung gezwungen, um zusätzlich vom Know-how der Schering AG zu profitieren. Wir werden es in den nächsten Tagen erfahren. Fest steht aber schon jetzt, dass Merck einen ordentlichen Gewinn eingefahren hat, ohne sich den unternehmerischen Risiken des Schering-Geschäftes aussetzen zu müssen.
Denn, ob die Bayer AG wirklich mit dem zugekauften Produktportfolio glücklich werden kann, steht in den Sternen. Neben dem weltweit führenden Verhütungsmittel Yasmin® (die synthetischen Hormone sorgen nebenbei über das Trinkwasser für die zunehmende Unfruchtbarkeit der männlichen Bevölkerung), ist das Multiple Sklerose-Medikament Interferon beta-1a® der Hauptumsatzträger der Berliner Leidensprofiteure.
Den Gesamtmarkt für MS-Medikamente schätzen Analysten auf 7 Milliarden Euro. In diesem Marktsegment droht nun arges Ungemach von den Mitbewerbern BioGen(WKN 789617) und Elan(WKN 903801). Die Amerikaner und ihr irischer Kooperationspartner Elan bringen Ende des Jahres mit Tysabri® ein neues, enorm potentes Multiple-Sklerose-Therapeutikum auf den Markt. Obwohl das Medikament nach einer kurzen Prüfphase im Februar 2005 überraschend wieder vom Markt zurückgezogen werden musste, da sich bei drei Patienten ein Virus zu einer lebensbedrohlichen Infektion ausgeweitet hatte, an der ein Mensch sogar starb, ist die endgültige Marktzulassung nun gesichert.
Wenn das Mittel nur entfernt hält, was die Studienergebnisse versprechen, wird der Markt für Multiple-Sklerose-Medikamente mittelfristig völlig neu aufgeteilt. Mit weiterem Umsatzwachstum im Interferon beta-1a® Geschäft ist also nicht zu rechnen.
Aber, als wenn dies noch nicht schlimm genug für die zukünftigen Geschäftsaussichten wäre, läuft in Kürze auch noch der Patentschutz für das Interferon-Präparat Rebif® der Serono SA aus. Dieses Medikament ist in der Zusammensetzung und Wirksamkeit mit Scherings Interferon beta-1a® vergleichbar.
BioPartners, ein Schweizer Start-up, zu 100 Prozent im Besitz der Credit Suisse, arbeitet mit Hochdruck an einem Generikum. Das Nachahmermedikament soll, dank deutlich tieferem Preis, Seronos Kassenschlager Rebif® vom Markt fegen. Es ist vorhersehbar, dass auch Scherings Marktanteile stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Umsätze eines Medikaments rasch um 50 bis 80 Prozent einbrechen, wenn ein billigeres Nachahmerprodukt auf den Markt kommt. Der Patentschutz für Rebif® beginnt 2009 auszulaufen.
Die Zukunft ist für die Hersteller von Interferonen zur MS-Therapie offensichtlich sehr unsicher geworden. Das sieht zumindest der Mitbewerber Serono so. Das Schweizer Unternehmen suchte bereits verzweifelt nach einem Käufer. Für Serono, die weitgehend von dem MS-Medikament Rebif® abhängig ist, steht noch mehr auf dem Spiel. Nach Einschätzung von Analysten hat eine Rückkehr von Tysabri® auch einen Einfluss auf die gesamte Zukunft des Unternehmens. Im vergangenen November hatte Serono die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt, nach strategischen Alternativen, sprich einem Käufer, zu suchen. Bisher erfolglos.
Dass die Bayer-Manager wissen, was sie tun, ist mindestens zweifelhaft. Schließlich haben die Herrschaften ihre enorme Kompetenz schon während des Lipobay-Debakels eindrücklich unter Beweis gestellt. Offensichtlich ist es leicht, das Geld anderer Leute auszugeben – in diesem Fall das der Bayer-Aktionäre. Für die Finanzierung der Mehrkosten aus der mißratenen Übernahme konnten im Personalbereich bereits die notwendigen Synergieeffekte geortet werden: Bei Schering stehen zumindest 500 Arbeitsplätze zur Disposition.
Die Chefarztfrau
UPDATE:Frankfurt (Reuters) – Der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer ist mit seiner milliardenschweren Übernahmeofferte für Berliner Pharmarivalen Schering am Ziel.[Weiter…]
Hier noch zwei Beispiele, die belegen, daß die BAYER-Manager möglicherweise nicht wissen was Sie tun:Projekt1: Bau der umstrittenen Kohlenmonoxd-Pipeline quer durch dicht besiedeltes gebiet.Der Chemiekonzern Bayer verlegt eine Leitung, die Kohlenmonoxid transportieren soll. Anwohner protestieren, weil sie das hochgiftige Gas fürchten. Nichts ist zu sehen, nichts ist zu hören, nichts ist zu riechen. Trotzdem fallen Menschen in Ohnmacht und ersticken kurze Zeit später: Kohlenmonoxid (CO) ist farblos, geruchsneutral und hochgiftig.Weitere Infos unter http://www.cbgnetwork.org/1968.htmlProjekt2: Planungen für den Bau eines unnötigen Kohlekraftwerkes mit CO2- und Feinstaubausstössen, die weit über den Werten eines klimafreundlicheren Gaskraftwerkes liegen.Etwa um das Jahr 2015 herum ist es beabsichtigt, im BAYER Werk Uerdingen zwei relativ kleine Kohlekessel, die je 150 Tonnen Dampf pro Stunde produzieren, stillzulegen, während ein größerer Kohlekessel mit 400 Tonnen Dampf pro Stunde und vier weitere gasbefeuerte Kessel weiter betrieben werden können. Durch eine Ausgliederung der Dampfproduktion auf ein Kraftwerk der Firma Trianel (auf zu pachtendem Bayer-Gelände im Chemiepark Uerdingen) könnte dann auch der jahreszeitlich schwankende Bedarf an elektrischer Energie, der die Eigenproduktion übersteigt, gedeckt werden. Ein Kraftwerk mit 200 MW elektrischer Leistung wäre hierbei ausreichend. Berücksichtigt man dann noch den Wunsch der Stadtwerke Krefeld nach elektrischer Leistung in der Größenordnung von 100-150 MW, wäre ein umweltfreundliches Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit passender Kraft-Wärme-Kopplung von 350- 400 MW elektrischer Leistung voll ausreichend. Dennoch plant der Energiekonzern TRIANEL mit massiver Unterstützung durch Bayer ein großes, mit Importkohle befeuertes Kraftwerk mit ca. 750 MW elektrischer Leistung. Mal abgesehen von den immensen Feinstaubbelastungen für die anwohnende Bevölkerung. Wir dürfen beim Klimaschutz keine Zeit mehr verlieren. Wenn wir das Schlimmste verhindern wollen, muss jetzt gehandelt werden. An vielen Orten regt sich Widerstand. So auch in Krefeld. Die anfangs mutige Entscheidung der Krefelder CDU und SPD, sich gegen ein geplantes 750MW-Importkohlekraftwerk auszusprechen, scheint zu kippen. Deshalb rufen die Krefelder Naturschutzverbände zum offenen Dialog auf. Beteiligen Sie sich aktiv an der Diskussion und beziehen Sie Stellung zu der Position von BAYER.Weitere Infos unter http://nuv-online.de/