Die Altersgruppe, die am meisten Zeit im Internet verbringt und damit als Internet Junkie mit hohem Potential zur Internetsucht zu bezeichnen sind, ist die der 14 bis 24 Jährigen, wobei nicht alleine die Zeit ausschlaggebend ist, die man im Internet oder am Computer verbringt – viele Menschen arbeiten bis zu acht Stunden täglich am Computer und surfen nach Feierabend noch zwei, drei Stunden -, sondern vor allem die Exzessivität, mit der sie dies tun.
Die folgende Top Ten kann einem Internet Junkie Hinweise darüber geben, ob es nicht dringend angeraten ist, sich selbst einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Wobei dies bei Süchtigen natürlich schwer ist. Sie wissen oft zwar, dass es ungesund ist was sie machen, können aber kaum etwas dagegen tun. Ähnlich wie bei Rauchern oder Alkoholabhängigen. Anders gesagt, viele Süchtige sind sich der Situation wohl bewusst (mehr oder weniger), verdrängen sie jedoch und/oder können sich gegen das Verlangen zu spielen, zu surfen oder zu chatten/simsen nicht mehr wehren. Ursache ist hierbei meistens die Flucht aus dem realen Leben. Das Internet bietet die „Scheinchance“, aus dem Alltag auszubrechen und das eigene, selbstbestimmte „Ich“ hinter sich zu lassen.
Wer zum Beispiel exzessiv, fast rund um die Uhr, sein Smartphone benutzt und nervös wird bis hin zu Schweißausbrüchen, wenn er keine SMS bekommt oder schlimmer noch versenden kann, weil das Konto leer ist, darf als süchtig bezeichnet werden. Gerade Kinder und Jugendliche haben es häufig nicht gelernt, mit den Medien klug umzugehen und viele Eltern stehen hilflos vor dem Problem. Ironischerweise finden sich gerade im Internet viele Seiten, die Hilfe, Ratschläge und Informationen zum Thema Internetsucht bereit halten, beispielsweise hier: www.computersuchthilfe.info. Betroffene Eltern, Jugendliche oder Erwachsene finden dort auch Anschriften für Beratungsstellen und Kliniken.
Es gibt einige Anzeichen dafür, ob jemand ein Internet Junkie ist. Nicht alle müssen zwangsläufig auf jeden zutreffen. Einige sind extrem, aber wahr, was heißt, sie sind nicht erfunden. Manche Grenzen fließen auch ineinander, so können Internetsüchtige gleichzeitig spiel- und/oder sexsüchtig sein. Die meisten Anzeichen sind speziell bei Jugendlichen zu finden, andere bei Erwachsenen, die es aber oftmals leichter haben, diese zu vertuschen. Allen gemeinsam ist, dass diese Anzeichen ins exzessive gleiten und nicht mehr kontrollierbar sind.
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Ein Beispiel: Wer ab und an vor dem Computer seine Suppe löffelt oder sein Abendbrot isst, ist bestimmt nicht süchtig. Wer jedoch regelmäßig lieber auf das Essen verzichtet und nicht mehr in der Lage ist, den Computer (oder die Spielkonsole) für eine kurze Zeit zu verlassen – weil zum Beispiel das Spiel im Moment so spannend ist – der läuft Gefahr süchtig zu werden. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, ist hier von Computerabhängigkeit und Sucht zu sprechen, die schwerwiegende psychische und soziale Folgen haben kann. Die Ursachen dafür können vielfältig sein und sind von vielen Faktoren (Alter, soziales Umfeld, Erlebtes etc.) abhängig.
Die folgende Top Ten ist nicht als „Hitliste“ zu verstehen, sondern als Indikator für eine beginnende oder schon ausgeprägte Sucht bzw. ungesundes Suchtverhalten. Und auch als kleiner Selbsttest. Hier die Top Ten: 10 Zeichen dafür, dass du zu viel Zeit im Netz verbringst!
Internet Junkie: Die Top 10 Indikatoren für Internetsucht
1
Vor Müdigkeit vom Stuhl fallen
Eltern die sich nicht zu helfen wissen, schalten zur Not schon mal die Sicherung ab und kappen damit die Verbindung ins Netz, damit ihr Filius endlich ins Bett geht. Denn freiwillig würde er den Computer erst ausmachen, wenn er vom Stuhl fällt vor Müdigkeit. Eigentlich ist es dann schon zu spät für „weiche“ Maßnahmen, denn die Ursache für so ein Verhalten liegen in der Vergangenheit. Häufig ist die Reaktion auf das Kappen der Stromzufuhr überzogene Aggressivität bis hin zur Raserei, weil natürlich gerade in diesem Augenblick das lang erhoffte Item greifbar Nahe war. Solltest du so eine Reaktion zeigen, ist es dringend anzuraten eine Selbsthilfegruppe oder den Arzt aufzusuchen.
2
Nachts aufstehen und Mails checken
Vier Uhr Nachts. Du bist zwar erst vor zwei Stunden schlafen gegangen, aber die Natur fordert ihr Recht. Da kann man doch auch gleich noch den Computer anmachen um die Mails zu checken. Vielleicht hat ja jemand eine absolut unaufschiebbare und wichtige Nachricht hinterlassen. Könnte ja sein. Vielleicht könntest du ja auch mal kurz inne halten und darüber nachdenken, was du da machst. Eventuell macht es „klick“. Könnte ja sein.
3
Verlorenes Spiel macht schlaflos
Ärgerlich: Ausgerechnet dieser schwache Magier kickt dich aus dem Spiel. Game over. Nochmal zurück auf Start. Du bist so verärgert, dass du die ganze Nacht nicht schlafen kannst und schwörst Rache. Folge: Du gehst unausgeschlafen zur Arbeit oder zur Schule und deine Gedanken kreisen nur um das Spiel. Du kannst dich nicht konzentrieren, deine Gedanken werden immer abgelenkt. Mal ehrlich: Normal ist anders, oder?
Aber es kommt noch schlimmer: Du empfindest das verlorene Spiel als persönliche Niederlage. Weitere Folge: Du wirst unzufrieden, deine Selbstachtung leidet. Du bist bereit, alle Zeit, die dir zu Verfügung steht zu opfern, um die „Schande“ wieder auszugleichen. Wer Zufriedenheit und Selbstachtung nur darin findet, wenn er ein Quest (Spielabschnitt / Aufgabe) gewinnt bzw. meistert, hat offensichtlich ein ernstzunehmendes Problem.
4
Abendessen vor dem Computer
Wenn man ab und an sein Abendbrot vor dem Computer knabbert, ist dagegen kaum etwas zu sagen. Wenn die Mutter jedoch schon das Abendessen bringt, weil du sonst gar nichts essen würdest, dann solltest du dir ernsthaft Gedanken machen. Kalte Pizza und Nudeln vom Vortag sind sind kein Ersatz für ein warmes Mittagessen – ohne Computer.
5
Freunde? Ja klar, jede Menge!
Jedoch sind diese „Freunde“ zumeist virtueller Natur. Die Mitglieder einer Gilde bei WOW vermitteln sich gegenseitig das Gefühl, „befreundet“ zu sein und dass jeder auf jeden angewiesen ist. So bekommt die eigene Rolle im Spiel eine Bedeutung, die sich im realen Leben zumeist nicht findet und auch selten erreicht werden kann. Aber der Schein trügt. Wirkliche Freunde des realen Lebens kommen schon lange nicht mehr zu Besuch, selbst wenn sie nur eine Straße weiter wohnen, wird oftmals lieber gechattet als sich gegenseitig besucht, geschweige denn etwas unternommen. Virtuelle Freunde werden immer wichtiger auch, weil man durch die Anonymität des Netzes ihnen Dinge anvertrauen kann, die man niemandem anderen sagt. Abkapselung vom Leben ist die bittere Konsequenz. „Gelebt“ wird nur noch in einer Scheinwelt, der im Laufe der Zeit alles geopfert wird: Soziale Kontakte, Freizeitaktivitäten, Nahrungsaufnahme und Hygiene. Wobei es nicht das Abenteuer-Adventure sein muss. Wer beispielsweise im Internet pokert und sich einem Forum anschließt, kann auch dort in diese Scheinwelt hinein rutschen. Was schließlich auch in den finanziellen Ruin führen kann, da man sich für besser hält als man tatsächlich ist.
6
Post bekomme ich schon lange nicht mehr
Ein Irrtum! Meist wird die Post nur achtlos entsorgt, da sie sich mit der „gelebten“ Scheinwelt nicht deckt. So werden Briefe von der Bank, dem Arbeitsamt, dem Sozialamt oder dem Stromanbieter nicht beachtet und man bekommt nicht mit, wenn die Bank den Kredit kündigt (oder der Vermieter die Wohnung), das Amt Bezüge kürzt oder aussetzt. Erst wenn der Stromanbieter den Strom abschaltet bricht Panik aus und man muss in die wirkliche Welt zurück. Neben allem anderen stellt sich dann die Frage, wo denn die virtuellen „Freunde“ plötzlich sind. Gut für denjenigen, der dann noch ein oder zwei reale Freunde oder Familie hat.
7
Ich muss nicht spielen!
Stimmt! Du kannst auch chatten, bei Facebook stundenlang Profile auskundschaften oder den anderen „FreundInnen“ mitteilen, dass du gerade in der Nase bohrst. YouTube bietet auch immer was Neues. Notfalls kannst du auch bei Wikipedia Beiträge verfassen, die aber häufig gelöscht oder stark redigiert werden, da du eigentlich von Nichts eine Ahnung hast. Spielt auch alles keine Rolle! Hauptsache, du musst dich nicht mit dir und deiner Wirklichkeit befassen und kannst im Internet surfen ohne dass dich jemand dabei stört. Dass du seit drei Wochen nicht mehr geduscht hast und deine Strümpfe die Farbe von Kampfstiefeln angenommen haben, was soll's? Ein Tipp: Gehe mal kurz aus dem Zimmer und schaue nach, ob deine Eltern nicht schon längst ausgezogen sind und nur vergessen haben dir Bescheid zu geben, selbst, wenn es dich sowieso nicht interessiert hätte.
8
Die anderen tun's doch auch
Nämlich stundenlang im Netz surfen oder Videospiele spielen. Das ist schon (teilweise) richtig. Doch wie oben schon erwähnt ist der Zeitfaktor – jedenfalls wenn man beruflich im Internet arbeiten muss – nicht das unbedingt allein Ausschlaggebende. Die Zeit, die man mit dem Computer bzw. Internet verbringt steigert sich ja nicht schlagartig, sondern wird aufgebaut. Erst, wenn man nicht mehr in der Lage ist, dies zu kontrollieren und jegliche sozialen Kontakte und sich selbst vernachlässigt, wird es zu einer ernsthaften Gefahr. Die Aussage, die anderen tun's doch auch, ist ein vorgeschobenes Argument, um seine eigene Unfähigkeit zu vertuschen, seine Zeit sinnvoll einzusetzen. Und Rückenschmerzen und Kopfschmerzen von stundenlangem Sitzen vor dem Computer verursacht es obendrein.
Etliche bekommen Angst wenn sie spüren, zu lange – viel zu lange – vor dem Computer zu sitzen und die Kontrolle über sich zu verlieren. Doch nur die wenigsten haben dann den Mut mit ihren Eltern, Partnern, Freunden darüber zu sprechen oder gar zum Arzt zu gehen. Auch deshalb, weil es in unserer Zeit ja gesellschaftlich akzeptiert ist, lange im Internet zu surfen oder vor dem Computer zu hocken. Die meisten Familienangehörigen oder Partner reagieren auch erst dann, wenn es sich um exzessives Onlinespielen handelt. Denn jeder hat schon mal gelesen, dass stundenlanges Spielen süchtig machen kann. Chatten in Foren oder sinnloses Herumirren im Netz ist da schon weniger auffällig.
9
Mich kann eh keiner leiden
Mal abgesehen davon, dass es fast unmöglich ist, einen Suchtkranken so gut kennen zu lernen, um zu entscheiden, ob man ihn gut oder schlecht leiden kann, ist so eine Aussage häufig nur die oberflächliche „Zusammenfassung“ des Grundproblems. Die meisten Süchtigen sind psychisch labil und haben nur ein geringes Selbstwertgefühl. Es fällt ihnen schwer, Kontakte zu knüpfen und echte Freundschaften zu pflegen. Dabei spielt natürlich das häusliche bzw. soziale Umfeld eine wichtige aber nicht allein ausschlaggebende Rolle. Denn Süchtige kommen sowohl aus gut betuchten bürgerlichen Familien, wie auch aus sozial schwächeren. Wer nicht in unserer Leistungsgesellschaft die vorgegebenden Ziele erfüllt, psychisch „angeschlagen“ ist, zum Beispiel durch eine vorangegangene oder nicht auskurierte (oder erkannte) Depression, dem starken Druck der Schule oder Arbeitswelt nicht gewachsen ist, ist leicht in Gefahr, eine Sucht zu entwickeln, ob dies nun Drogen, Alkohol oder Computer sind. Der potentiell Süchtige wird in der Regel in die Richtung gehen, die für ihn am einfachsten und am unaufwendigsten zu erreichen ist. Und Computer stehen heute in fast jedem Haushalt.
10
Mama, lass die Windeln liegen
Unglaublich aber wahr: Ein Mutter berichtete davon, dass sie im Zimmer ihres Sohnes eine Packung Windeln gefunden hat. Erklärung: Der Sohn zog Nachts die Windeln an, damit er während des Spielens nicht auf die Toilette gehen musste. Woraufhin die Mutter den Computer samt Monitor zerstörte. Suchen sie sich Hilfe, wenn sie eines dieser Warnsignale persönlich kennen. Sprechen sie mit Freunden, der Familie, Bekannten, denen sie vertrauen oder suchen sie sich online Hilfe. Jeder kann seine Sucht bekämpfen. Jederzeit.