Eine Systemkamera, oder auch Bridge-Kamera („Brückenkamera“), ist eine Zwischenlösung aus Kompakt- und Spiegelreflexkamera. Die Modelle fallen dabei von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich aus. Canon setzt auf eine DSLR-artige Form mit Sucher und größerer Ausstattung bei den Einstellungsmöglichkeiten, verzichtet dabei auf den optischen Sucher und Wechselobjektiv. Genauso wie die Panasonic Lumix GF3, die mehr zu einer Sony NEX 3 oder NEX 5 tendiert, dabei aber auf die handelsüblichen Panasonic Wechselobjektive aufbaut, statt sich eines ganz eigenen Systems zu erwehren (Sony NEX) oder auf ein fest verbautes Objektiv (Canon PowerShot) zu setzen.
Panasonic Lumix GF3 – Design zu Lasten der Funktion
Optisch macht die Kamera einiges her. Die Formanpassung an das Objektiv hat etwas für sich, wenn dafür nicht der Blitzschuh wegfallen würde. So steht dem Nutzer nur der integrierte Blitz zur Verfügung, der am höchsten Punkt der Designwölbung elegant untergebracht wurde. Die Überarbeitung hat dem Gerät auf dem ersten Blick gut getan. Der Rücken wirkt aufgeräumt, überzogen vom 3 Zoll großen Farbdisplay mit Touchscreen. Knöpfe wurden auf ein Minimum reduziert und beschränken sich auf das Steuerrad, Löschen, Menü, Aufnahmetaste und oberhalb des Bildschirms einer Taste zum Öffnen des Blitzlichts. Auf der rechten Oberseite befinden sich die üblichen Verdächtigen mit dem Auslöser- und Powerknopf. Das Plastikgehäuse ist hochwertig verarbeitet und fühlt sich zu keinem Zeitpunkt billig konzeptioniert an. Die rechte Oberseite der Rückseite ist mit einer gummierten Oberfläche versehen, die eine bessere Griffigkeit bietet. Das Gerät liegt dadurch nochmal deutlich besser in den Händen. Auf der gleichen Seite befindet sich der HDMI-Zugang, der Anschlussmöglichkeiten für TV und Display bietet. Da die Kamera 1080p Videos im komprimierten AVCHD-Format aufnehmen kann, ist sie als handliche Kamera bestens geeignet, die Qualität kann nach Angabe der Tester beeindrucken, vor allem für solch eine kleine Systemkamera. Die Micro-Four-Third-Kamera bietet 12 Megapixel Auflösung bei einem maximal einstellbaren ISO-Wert von 6.400. Zwischen ISO 160 und 400 liegt der Akzeptanzbereich, darüber werden die Farbflecken und der „Schnee“ auch mit bloßem Auge sofort sichtbar.
Vorteile in den Nachteilen gesucht
Der fehlende Spiegel, wie man ihn aus den meisten DSLRs kennt, fehlt bei der Kamera und muss daher auch nicht zwischen einem Sucher, der ja ebenfalls fehlt, bei der Aufnahme umgeschaltet werden. Als Vorteil ergibt sich daraus die Aufnahmegeschwindigkeit von knapp 4 Bildern die Sekunde. Das angesprochene AVCHD-Format der Videofunktion ist zudem ideal für Videos, die direkt auf YouTube oder einer anderen Videoplattform schnell hochgeladen werden sollen. Denn dieses Format ist nicht nur platzsparend auf der SD-Karte, sondern wird inzwischen direkt von YouTube unterstützt. Eine komplizierte Konvertierung entfällt. Das verbaute Leica Standard-Objektiv bietet qualitative Höchstleistung zum „kleinen Preis“, der aber noch nicht feststeht. Ich schätze um die 350 Euro. Pünktlich kurz vor der IFA in Berlin wird die Panasonic Lumix GF3 im Juli in den Handel gehen. Zusätzlich wird ein 1,4/25mm Macro-Objektiv im August zum Start der Kamera auf dem Markt angeboten werden. Ein konkreter Preis steht auch hier noch aus. Neben der schwarz-matten Farblackierung wird die Kamera in Weiß, Rot und Braun angeboten werden.
Technisch hat sich Panasonic stark ins Zeug gelegt. Die Wechselobjektiv-Lösung würde ich jeder festen Lösung prinzipiell vorziehen (außer der überragenden Canon PowerShot SX-30 IS). Der fehlende Sucher mag für Spiegelreflexkamera-Besitzer ein Manko sein, wer damit aber keine Probleme hat und für den Schnappschuss eine hochwertige Kamera braucht, der wird mit der Lumix ebenso glücklich werden. Der integrierte Blitz reicht für kleine Räume locker aus, für die Videoaufnahme und des mickrigen integrierten Mikrofons hätte ich den Aufsatz dennoch bevorzugt, um mein eigenes Studio-Mikro drauf zu packen. Man kann nicht alles haben.