Anders kann ich mir nicht erklären, warum deutsche-startups.de schreibt: "Das neue Angebot sichtet und ordnet (..) über 200.000 regionale Blogs." Auch das Upload-Magazin meint: "Unter dem Namen Newskraft ist heute ein Portal gestartet, das voll und ganz auf lokale Blogs setzt." Beides sind zumindest stark verkürzende Aussagen. Ich würde sie sogar als falsch bezeichnen. Richtig ist vielmehr, wie es beispielsweise BlogSprache.de schreibt, dass "Newskraft … ca. 200.000 Blogs nach regionalen Artikeln scannt". So ähnlich kann man es auch bei Robert Basic lesen: "(…) die ihre Inhalte (…) aus rund +200.000 Blogs bezieht und dann zu einer Region/Stadt+Themenkategorie zuordnet". Der Unterschied ist gravierend. Es werden nämlich nicht regionale Blogs hergenommen, sondern es werden Blogs quasi regionalisiert.
Einzig Robert erkennt die Problematik, die sich daraus ergibt. Alles hängt von der Qualität der Filterung ab. Und dabei kann es nicht bloß darum gehen, ob technisch die Funktionalität implementiert ist, dass wenn in einem Post beispielsweise das Wort Frankfurt gefunden wird, dieser Post dann entsprechend dieser Ortschaft zugeordnet wird. Das Problem ist grundlegenderer Natur. In meinem oben erwähnten Artikel schrieb ich bereits: "Da ich meine Beiträge nicht nach regionalen Kriterien oder auch nur mit lokalem Bezug veröffentliche, weiß ich nicht, wie und wo ich gezielt danach fahnden können und sollen sollte." Wenn ich das schon nicht weiß, wie will Newskraft es dann wissen? Ich bin aber mit meinem Blog quasi Teil von Newskraft geworden. Das kann ja nicht funktionieren.
Nun hat man die Möglichkeit, sich zu registrieren und ein Profil anzulegen. Im Profil kann man wieder eine Ortschaft wählen. Ich bin Pendler zwischen zwei Städten, kann aber nur eine Ortschaft wählen. Wie wirkt sich das auf die Einsortierung meiner Artikel aus? Ist jetzt automatisch alles, was ich veröffentliche, mit dem Regionalbezug "Frankfurt" versehen, wenn ich diese Ortschaft in meinem Profil wähle? Wahrscheinlich. Zumindest, soweit es die Postings betrifft, die keinen Filter antriggern; somit rund 99 % aller Beiträge. Das ist dann aber nicht nur falsch, sondern aus Userperspektive auch noch vollkommen sinnlos.
Der Vollständigkeit halber will ich auf ein Feature von Newskraft hinweisen, welches bisher noch von keinem Blogger genannt wurde. Es gibt für registrierte Nutzer die Möglichkeit, selber direkt auf Newskraft Artikel zu schreiben und entsprechend auch dazu Bilder hoch zu laden. Diese Funktion dürfte aktuell die einzig zuverlässige Möglichkeit darstellen, echten lokalen Content zu erhalten. Dazu stellt sich allerdings die Frage, warum solches jemand machen wollen sollte, noch dazu für Noppes. Nicht zuletzt angesichts der kargen Oberfläche, die nicht einmal einen HTML-Editor bietet, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass jemand aus Spaß an der Freude dort Inhalte produzieren wird, zumindest nicht jemand, der auch wirklich etwas zu erzählen hat.
Alles in allem: Ich hatte schon erwartet, dass sich Blogger, gerade wenn sie nennenswertere Leserschaften auf sich vereinigen, qualifizierter äußern und vielleicht auch mal ein bisschen recherchieren. Offenbar erwarte ich damit zu viel, was ich sehr schade finde. Zum Dienst selber noch abschließend so viel: Es muss ein Geschäftsmodell her, dass es erlaubt, Content zu kaufen oder die Lieferung selbigens für die Lieferanten anderweitig interessant zu machen. Gelingt das nicht, wird Newskraft das nächste Bloxbox.
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