Ist das moderne Verlierertum männlich?

Puh, das ist erstmal harter Tobak. In dem Interview Ist das moderne Verlierertum männlich? mit Wassilios Fthenakis wird doch einiges behauptet, was einen aufhorchen lassen sollte.

Das Mädchen bei gleicher Leistung besser benotet werden als Jungen ist für mich nichts neues. Bei Jungen heißt es "Nichts gesagt, das gibt ne 5", Mädchen lächeln nett und kriegen ne mündliche 3, obwohl sie auch nichts gesagt haben. Naja, daran hat man sich inzwischen gewöhnt, aber folgendes Zitat ist doch mal echt hart: „Wenn wir wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen" – das stand vor zwanzig Jahren in der „Emma".

Stelle man sich den Artikel man genau anderes herum vor, nämlich Junge und Mädchen vertauscht, ich glaube es würde der Bundespräsident eine Rede halten. Oder ist das alles gar nicht ganz so schlimm? Ich sehe im Büro immernoch nicht sooo viele Kolleginnen im Bereich Informatik, es wird langsam mehr, hin und wieder taucht mal eine Diplomantin auf, aber ansonsten ist alles beim alten geblieben. So schlimm kann es ja noch nicht sein.

Vielleicht ist das ja derzeit nur die eine Extrem-Seite beim Einpendeln des richtigen Wegs. Der goldene Weg der Mitte ist ja bekanntlich nicht so einfach zu beschreiten, aber hin und wieder streift man ihn sicherlich vom einen Extrem ins andere. Wenn hauptsächlich, wie im Interview angesprochen, die Sozialschwachen und Migrantenjungen betroffen sind, dann gibt es ja noch ein paar andere, aber da die Deutschen tendenziell seit den 1970er Jahren aussterben, sollte man so langsam auch die männliche Basis wieder stärken, egal ob Deutsch oder sonstwas.

Aber hört man nicht auch immer wieder von brutalen Mädchenbanden? Hat das ganze vielleicht doch auch starke soziale Aspekte?

2 Meinungen

  1. Wieviele Jahrhunderte lang haben sich die Eltern denn Jungs gewünscht? Und auch heute gibt es durchaus noch diese Vorstellung, dass erst mal ein Stammhalter her muss… Aber da sind wir ja beim Punkt: warum haben sich die Eltern denn Jungen gewünscht? Weil die was werden konnten in der Welt (wenn nicht mehr, dann zumindest das, was der Vater auch schon war), weil man keine Mitgift erwirtschaften musste, weil man seinen Namen erhalten sieht, weil man auf eine Versorgung im Alter gehofft hat, weil man ein Mädchen ja nur aufgezogen hat, um sie schließlich in die Familie eines anderen Mannes zu geben. Andererseits: wenn dies nicht gelang, stürzte der Himmel über den Eltern und der „alten Jungfer“ zusammen.Und heute?Die Versorgung der Eltern liegt dank Rente nicht mehr bei den Kindern. Die Ehe ist relativ geworden, es heiraten lange nicht mehr alle, viele von denen, die es tun, lassen sich scheiden. Das mit den Namen hat sich auch liberalisiert: ein Mädchen zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig ein Enkelkind mit anderem Namen zu haben. Auch muss man nicht mehr ganz so krass auf die „Jungfräulichkeit“ seiner Tochter achten, weil sie sonst keinen Ehemann mehr abbekommen. Frauen können, bei richtiger Förderung und dem nötigen Willen, alles werden, was sie wollen. Auch Kanzlerin, wie wir wissen. So weit, so gut!Was bedeutet das?Mädchen werden immerhin zu Frauen und Frauen sind ja bekannterweise die kommunikativeren, die, die sich kümmern, die, die meist versuchen, ein gutes Familienklima aufrecht zu erhalten. Vielleicht erhoffen sich die Eltern von Mädchen später einfach einen engeren Zusammenhalt? Wenn man sich Familien anschaut, in denen es mehrere Brüder und eine Schwester gibt: wer kümmert sich da um die Eltern? Meist die Tochter. Und ansonsten sind es auch oft die Schwiegertöchter, die sich auch um diesen Teil der Familie kümmern.Und Mädchen im Kindesalter: vielleicht geht man einfach davon aus, dass es ein bisschen leichter ist mit Mädchen weil sie netter, sensibler, vermeintlich leichter zu händeln sind? Gibt es Statistiken zu ADHS? Trifft es vielleicht mehr Jungs als Mädchen? Oder wird es bei den Jungen schneller und bereitwilliger diagnostiziert? Dem Vernehmen nach war Prinz Charles damals etwas enttäuscht über den zweiten Sohn. Klar, er hatte seine Pflicht mit William erfüllt, eine Tochter wäre die Kür gewesen. So eine Prinzessin ist ja auch was Schönes, sie wird tolle Kleider tragen und… na ja, hier kann ja jeder einsetzen, was er persönlich mit dem Begriff „Prinzessin“ assoziiert. Meine Oma hat drei Jungs und mein Vater, der Jüngste, sollte ein Mädchen werden und das hätten ihr damals wohl auch alle gewünscht. Sie sagt, sie hätte dann jemanden gehabt, dem sie ihre Haushaltstricks hätte beibringen können und die ihr hätte zur Hand gehen können.Und das ist es vielleicht: Frauen geben Traditionen weiter, an ihre Töchter, Familiengeschichte wird erzählt, es entsteht ein Band über die Generationen hinweg. Eine Bekannte hat eine Tochter, und als ich sie fragte, ob sie sich einen Jungen oder ein Mädchen als zweites Kind wünsche, sagte sie: ich wollte immer eine Tochter und jetzt habe ich eine. Der Rest ist mir eigentlich egal!Frauen bekommen diese Kinder. Mädchen werden zu Frauen. Wenn eine Frau in einer Gesellschaft lebt, in der es Frauen schlecht geht, dann wird sie sich vielleicht von daher freuen, einen Jungen auf die Welt zu bringen – weil der ihr eigenes Elend mal nicht teilen muss:Die äußeren Umstände zwingen den Eltern dann auf, sich über Jungs mehr zu freuen als über Mädchen. Im westlichen Teil der Welt haben sich die äußeren Umstände nun mal zum Glück geändert. Zumindest größtenteils…Und das mit den Haushaltstricks… vielleicht gibt es inzwischen ja auch Mütter, die sich nicht scheuen, diese ihren Jungs zu zeigen?!?

  2. Die Suche nach der Wahrheit im Journalismus…Natürlich ist an solchen Texten irgendetwas Wahres. Natürliche berichten Lehrer, dass es die Mädels einfacher haben, und die Jungs hinterher laufen. Aber deshalb gleich vom „Modernen Verlierertum“ zu schreiben?!Sex sells…

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