Das Auto auf einem der Park&Ride Parkplätze abzustellen und mit der U-Bahn den Weg zur Allianz-Arena anzutreten, ist im Vergleich zum Parkchaos am Stadion die Zeit sparendere Variante. Und wie ich gestern wieder feststellen durfte, auch eine einigermaßen stressfreie, sofern man die Ausdünstungen von in dicken Winterjacken steckenden Fußballfans vernachlässigt. Aber an den Gestank gewöhnt man sich ja auch während der rund 20 Minuten Fahrt vom Marienplatz nach Fröttmaning.
Ist man erstmal angekommen, besteht auf dem Weg vom U-Bahnhof zum Stadion reichlich Gelegenheit, noch einmal eine hinreichende Portion Frischluft zu tanken. Lang kam es mir – der ich blöderweise mit leicht lädiertem Knöchel und daher etwas tapsig unterwegs war – vor, der Weg zum Stadion. Eine Deeskalationszone (wie schreibt man das eigentlich?) soll das sein, habe ich gehört. Und dann fragt man sich, wer sich denn hier prügeln soll. Die Gruppe von IT-Fachleuten, die sich in der U-Bahn über den letzten Firmenkick unterhalten haben? Oder die Mutter mit Bayern-Schal, die ihren nicht mehr ganz zeitgemäß im Elber-Trikot gewandeten Junior zur Eile antreibt? Vielleicht sind es die 14-jährigen Möchtegern-Balljungen, die im vollen Trainingsoutfit die aktuellsten Klingeltöne austauschen. Nun denn – auch wenn ich mit der U-Bahn lieber direkt unters Stadion fahren würde – im Sinne des subjektiven Sicherheitsgefühls der Stadionbesucher ist eine solch große Deeskalationszone wohl notwendig.
Ein wenig mehr Aggressivität könnte die bayerische Anhängerschaft dennoch an den Tag legen, sich mitreißen lassen vom Geschehen auf dem Rasen und es vielleicht auch ein wenig selbst beeinflussen. Doch die Unterstützung für das eigene Team wird zwar durch ein Cap oder einen Schal nach außen dokumentiert, aber stets in der Rolle des Außenstehenden. Da wirkt es fast skurril, wenn die rot erhellten Lamellen der äußeren Stadionhaut innen nur schemenhaft zu erkennen sind, in der neblig grauen Arena die Menschenmassen aber gemeinsam schweigen – zu cool, um Farbe zu bekennen. Allein die Mönchengladbacher, selbsternannte Auswärtsdeppen, machten Stimmung, sangen und hüpften, jubelten und schimpften. Der Jubel nach der 1:0-Führung durch Demichelis dauerte gefühlte zehn Sekunden an und war ja schließlich selbstverständlich. Auch nach Deluras Ausgleich ging kein Weckruf durch das Stadion, kein Pfeifkonzert, kein Aufbäumen, kein zwölfter Mann. Es war ein kalter Tag gestern, beim Spiel der Bayern gegen Gladbach. Beim Spiel gegen Inter Mailand könnte sich das ändern – hoffentlich…
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