Da sitzen wir nun in Pnom Phen, neben uns Sargladen an Sargladen, um uns herum zehn bettelnde Kinder, teilweise mit zerstümmelten Armen. „Da gewöhnt man sich dran“, erzählt uns ein Engländer, der sich neben uns gebratenen Frosch bestellt hat, und legt die Hand auf ein Bein seiner asiatischen Freundin. Na dann! Wir denken uns unseren Teil und lassen dabei auch das typische Klischee vom beleibten Europäer um die 50 und der jungen asiatischen Frau unbeachtet.
Kambodscha hat eine schreckliche Geschichte hinter sich, die Gräueltaten der Roten Khmer sind vergleichbar mit denen des 3. Reichs. Obwohl ich eigentlich nicht zu den „Killing Fields“ wollte, den KZs von Kambodscha, begleite ich meinen Freund.
Armut und bettelnde Kinder
Mit dem Tuk-Tuk – einer Art Rikscha – geht es über Stock und Stein, an kargen Weiden mit klapperdürren Kühen vorbei, Kinder spielen und laufen wild durcheinander. Die Hütten sehen ähnlich aus, an den Wegrändern stehen „Achtung Minen“-Schilder. Nicht selten tritt ein Kind beim Spielen oder Arbeiten auf dem Feld auf eine Landmine. Wenn es überlebt, dann mit abgetrennten Gliedmaßen. Arbeiten ist dann unmöglich, und meistens ist Betteln das einzige, was Ihnen bleibt. Doch gibt man den Kindern Geld, so lernen sie und ihre gesunden Kameraden, dass auch ohne Arbeit Geld zu verdienen ist. Die gesunden Kinder wollen dann auch so ihr Geld verdienen, und teilweise gehen die Eltern so weit, den Kindern absichtlich Arm oder Bein zu brechen. Ein Teufelskreis! Und herzzerreißend! Doch das schlimmste ist: Der füllige Engländer hat Recht: Mit der Zeit „gewöhnt“ man sich daran. Da klammert sich ein Kind an deinen Arm – und du gehst einfach weiter. Das klingt grausam- und das ist es auch!
Die „Killing Fields“
Die „Killing Fields“ sind eigentlich nur Löcher, und Infotafeln gibt es quasi nicht. Eine Stellwand versucht in ausgeblichener Schrift, den Besuchern zu erklären, was passiert ist. Schlau wird man daraus aber nicht, deshalb kaufen wir später am Abend ein Buch über Pol Pot und die barbarischen Taten der Roten Khmer. Die Massengräber sind unspektakulär, Löcher eben. Nur ein Turm erinnert an die Taten von Pol Pot und seinem Gefolge. In diesem Turm stapeln sich die Schädel der Getöteten – ein Bild des Grauens!