Auslöser der Kritik ist die von der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ organisierte Ausstellung „Erzwungene Wege“. Die finden die Politiker jenseits der Oder überhaupt nicht gut, da ihrer Meinung nach nicht deutlich genug herausgestellt wird, dass die Deutschen die Aggressoren waren. Ein Befürworter dieser Ausstellung ist Thomas Urban, langjähriger Polen-Korrespondent der SZ. Nun schreibt unsere Polen-Beauftragte (bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass wir so etwas brauchen haben), Gesine Schwan, über eben jenen Urban: „Thomas Urban, Polenkenner und Autor eines Buches über die Vertreibungen, seit Jahren aktiver Befürworter des Zentrums gegen Vertreibungen Erika Steinbachs, hat nach Eröffnung der Ausstellung in vielen Artikeln das negative Bild Polens bestätigt, in dem er Polen mit polnischen Nationalisten vermengt hat, die polnische Kirche mit der polnischen Rechten, so dass der wenig orientierte Leser sich nur merkt, dass die Polen merkwürdig und unerträglich sind (…). Die Logik ist folgende: Je schlechter die Polen dabei ausfallen, desto besser ist es für die Ausstellung“.
Pikanterweise tut sie das nicht in den deutschen Medien, sondern in der polnischen Tageszeitung „Rzeczpospolita“, einer Zeitung für die auch Urban regelmäßig schreibt schrieb. Damit trifft Schwan den Nerv der Zeit unserer Nachbarn, denn dort hat man sich schon länger auf die bösen deutschen Blätter eingeschossen. Den Anfang machte die Kartoffelaffäre in der taz. Daraufhin drohten die polnische „Nasz Dziennik“: „Polen beleidigt man nicht ungestraft“; und veröffentlichte die Namen 16 deutscher Journalisten, um sie so an den Pranger zu stellen. Akademische Unterstützung bekam das Blatt durch den in Bremen lehrenden Soziologen Zdzislaw Krasnodebski: „Die deutsche Presse attackiert uns“. Vorläufiger Höhepunkt war die Feststellung „In den deutschen Medien kommen die Gebrüder Kaczynski schlechter als Lukaschenko weg“ in der Wochenzeitung „Wprost“.
Ein Urteil wird sich jeder selbst bilden können, für mich klingt es nach Kindereien auf hohem Niveau. Doch das unsere gescheiterte Bundespräsdentschaftsamtbewerberin aka Polen-Beauftragte nun weiter Öl ins Feuer gießt, die Polen in ihren Eitelkeiten weiter bestärkt und einen deutschen Korrespondenten lächerlich macht, ist ein Armutszeugnis für eine hochangesehene Akademikerin. Wenn es tatsächlich nur an den deutschen Medien liegt, dass das Polen-Bild hier so schlecht ist, dann handelt es sich hierbei wohl um eine Zeitungsente.
Bild: Europa-Universität Viadrina, Frankfurt