Wenn man sich mal diverse Blogs oder Beiträge, schriftlich, mündlich, in den nicht nur Fachmedien oder im Bekanntenkreis zu Gemüte führt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass es die primäre Aufgabe von Werbung sei, den Menschen Freude zu machen, deren Leben(sleere) durch vermeintliche Sinnhaftigkeit zu füllen, sie zu unterhalten. Das geht so weit, dass man das nicht nur gerne hätte, sondern meckert, wenn Werbung das nicht bietet.
Ah, der Hobbyintellektuelle meldet sich zu Wort: Bitte? Die Kosten für die Werbung werden ja in den Preis miteingerechnet, damit macht Werbung Produkte nur teurer? Hey, super mitgedacht, Jens-Michael, und du hast völlig Recht. Lass uns die Werbung streichen. Du hast ja schon mit deinem „Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitungen“ damit angefangen, auch wenn es dich nicht selten ärgert, dass du gar nicht weißt, was wo los ist, denn für die Regionalzeitung bist du dir natürlich zu gut, und dass der Fernseher, den du dir neulich gekauft hast, bei dem Händler deines Vertrauens 400 Euro mehr kostete als beim Wettbewerb, das hat dich richtig gewurmt, aber ne, du hast völlig Recht: Werbung verdummt. Ach, das war anders gemeint. Wenn Werbung schön mehr kostet, dann kann man auch mehr davon erwarten? Ne, kann man nicht.
Du siehst doch Werbung wie ein Hure an. Verführerisch, lasziv, irgendwie toll und man würde ja mal schon gerne, dann aber, ach was soll’s, das, was ich schon immer habe, das erfüllt auch seinen Zweck. Sich dann aber ärgern, dass auf einmal die Hure weg ist und statt der Verführerin kommt ein dröge Argumentenschleuder. (Wieviel Homeshoppingsendungen gibt es eigentlich inzwischen?) Aber OK, du kannst natürlich auch zur Hure gehen, ihr sagen, dass du sie nicht willst, du sie für eklig hält, die nur mit den niederen Instinkten der Menschen spielt, die ihnen nur was vorgaukelt, was gar nicht stimmt, und wenn schon, dann sollte sie es so und so tun, …, wie bitte, Kennenlernangebot, äh, warum nicht?
Werbung ist aber nicht dazu da, Paula, deinem schnöden Leben Inhalt zu geben, sondern deinem Regal, deinem Garten, deinem Kühlschrank. Verstehst du, Heinz? Unsere erste Aufgabe ist es nicht, dir etwas zum Quatschen oder Glotzen zu geben, sondern dir was vorzustellen, dass du haben willst – und es auch nimmst.