Hofberichterstattung oder: Wie sich das Neue Deutschland an alte Tugenden erinnert.

Zu Beginn des Artikels
(der die Bezeichnung Artikel eigentlich nicht
verdient) wird dem Landesvorsitzenden der PDS Berlin, Klaus
Lederer, ausgiebig Platz eingeräumt. Seine Aussagen über die aktuelle Lage
werden weitschweifig referiert, vor allem die Erfolge der PDS nehmen
breiten Raum ein. Das er das auf dem Parteitag tut, okay, dafür sind solche
Veranstaltungen da. Das aber das ND dies auch noch eins zu eins abdruckt
verwundert dann schon. Beispiel: „bietet Berlin das Bild einer kreativen,
bunten, anziehenden Stadt, in der die Dinge in Bewegung sind“. Natürlich dank
Rot-Rot. Vorher war Berlin ein „Trümmerfeld“. Kritische Stimmen, die es ja auch
geben soll, sucht man vergebens.
 
Aber weiter im
Text: Dem Parteitag wird alsdann eine „gute Regie“ bescheinigt um
anschließend
Senator Wolf den Platz zu geben, dem rot-roten Senat erneut zu danken.
Wolf
darf natürlich auch auf den „guten Job“ der PDS im Senat hinweisen.
Noch kurz
ein paar Breitseiten in Richtung der renitenten WASG („uns bekämpft bis
aufs Messer“, „unpolitisch oder zynisch“) und dann darf auch schon ein
Befürworter der Fusion
aus den Reigen der konformen WASG Zeugnis ablegen: „Die neue Linke ist
nicht
aufzuhalten“, die paar Genossen die dies nicht wollen seien halt
„Irrlichter“
um die man sich nicht weiter kümmern müsse. Klar, wenn zwei
Landesverbände (Berlin und MV) beschließen,
lieber nicht mit den Postkommunisten zusammenzugehen, sind das halt Verwirrte –
genau wie damals, 1946, die Älteren
werden sich erinnern.
 
Alsdann kommt
der Auftritt Senator Flierls. Er betonte besonders, dass „unter Rot-Rot
die
Substanz von Wissenschaft und Kultur erhalten und gestaltet wurde“. Ah ja.
 
 
Und dann, auf
einmal, doch noch ein Anflug von Objektivität (oder so was ähnlichem).
Da wurde
doch tatsächlich berichtet, dass ein Antrag der Kommunistischen Plattform abgelehnt wurde, der forderte folgenden Passus zu streichen: „die
Verbrechen, die namens des Sozialismus begangen wurden, sind nicht zu
relativieren …“. Im Klartext, die Kommunistische Plattform
wollte eine Verharmlosung und Relativierung der Verbrechen die im Namen des
Sozialismus verübt wurde erreichen. Das klappte aber nicht.
 
Dann geht’s weiter mit der Lobhudelei. Senatorin Heidi Knake-Werner
zitierte erst Brecht um dann zu betonen, „das Land Berlin habe seine Spielräume
genutzt und die soziale Struktur jenseits des Kommerz’ erhalten und neu
aufgebaut.“
 
Ganz toll. Im ganzen „Artikel“ findet sich nicht ein kritisches Wort
zu Kürzungen, der aktuellen Auseinandersetzung über die Stasi oder sonst ein
kritischer Ton der auf dem Parteitag sicherlich gefallen ist. Fast wie früher.
Alles total in Ordnung und alle sind glücklich. Danke ND!

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