Kid Kopphausen: Mit Knyp und Kopp auf Reisen gehen

Am 24. August 2012 kam es raus: Das gemeinsame Album von Gisbert zu Knyphausen und Nils Koppruch. Es trägt den schlichten Titel „I“ und ist bei Trocadero erschienen. Bereits im Pressetext kündigte man sich ausdrücklich als Band an. Damit bezog man sich allerdings weniger auf die voraussichtliche Lebenszeit der spannenden Kollaboration als vielmehr auf deren Mitglieder. Tatsächlich sind Kid Kopphausen mehr als „nur“ der Zusammenschluss zweier großartiger deutscher Songwriter. Neben Gisi und Nils gehören auch Marcus Schneider (an den Gitarren), Felix Weigt ( E-Bass und Kontrabass) sowie Alexander Jezdinsky (Schlagzeug) zur Band.

Kid Kopphausen: Ein „merkwürdiges Vieh, ein rätselhafter Haufen“

Eines muss man ihnen lassen: Spannend haben sie es auf jeden Fall gemacht. Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung gaben sich zu Knyphausen und Koppruch gewohnt schelmisch bis kryptisch. Demnach sei Kid Kopphausen nicht weniger eigen(-artig) als „ein merkwürdiges Vieh, ein rätselhafter Haufen“. Im April 2012 haben sich die fünf Multiinstrumentalisten schließlich zwei Wochen lang in ein kleines Studium in Nordfriesland zurückgezogen. Erschienen ist das Debüt bei Trocadero, einem kleinen Hamburger Plattenlabel, bei dem u. a. auch Olli Schulz, Ulrich Tukur und Pascal Finkenauer unter Vertrag sind. Produziert wurde es von Swen Meyer. Das Album „I“ enthält 13 formschöne, raue und poetische Songs, die in klassischer Songwritingmanier allesamt von der Suche nach dem Ich handeln (was auch immer das ist).

Underdressed und dehydriert: Wer bin ich?

Vielleicht weil rastloses Fragen schon immer beflügelnder war als das Ausformulieren frustrierend unzureichender (und immer nur vorläufiger) Antworten steigen die Songwriter, die neben ihrer Liebe zu Ton Steine Scherben und amerikanischem Folk auch ein Faible für verlotterte Anzüge teilen, dann auch mit keiner geringeren Frage als der nach dem eigenen Sein ein. Damit das nicht zu abgehoben/emo/ausgelutscht daherkommt, gibt's vergnügliche Sprachschwurbeleien wie diese:
[youtube piLpO3XEJ4c]

Das handgemachte Album „I“ von Kid und Kopp ist ein Debüt, das ans Herz geht, auch wenn es das deutsche Songwriting vielleicht nicht unbedingt neu erfindet. Es ist durchweg hörbar und punktet vor allem mit sprachlichem Schliff und Wortwitz. Auch wenn es mitunter noch dreckiger und kantiger klingen könnte, ist es niemals gefällig, sondern einfach eigen. Heimliche Highlights sind dabei ganz sicher Songs wie „Meine Schwester“ und das Glanzstück „Zieh dein Hemd aus Moses“, die sowohl textlich als auch klanglich einige Überraschungsmomente bieten.

Das Album von Kid Kopphausen im Schnelldurchlauf

Applaus, Applaus: Der „I“-Album-Trailer ist visuell sehr ansprechend und stimmungsvoll gemacht. Hier können sich Gisbertfans & Co. ein eigenes Bild machen:
[youtube 0ZuY2Kl7hh0]

Knyphausen und Koppruch: Wie alles begann …

Für das Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kuntz haben Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen den gemeinsamen Song „Knochen Und Fleisch“ aufgenommen. Mit dem Stück beteiligten sich die beiden (neben Songschreibern wie Wolfgang Müller, Moritz Krämer und Anne Depenbusch) an dem wohltätigen Hintz&Kuntz-Sampler „Kuntztstücke“, dessen Erlöse Hamburger Obdachlosen zugute kommen. Weil die erste musikalische Kollaboration so gut ging, folgte kurze Zeit später die Idee, ein gemeinsames Album zu machen.
[youtube 9lVIMFd1uJE] Kennengelernt haben sich die beiden aber ein ganzes Stück früher. Schon vor fünf Jahren nahm Nils Koppruch den (damals noch relativ unbekannten) Songwriter Knyphausen mit auf Tour. Das war 2007 und ein Meilenstein – für beide. Immerhin handelte es sich um die erste Solotournee von Koppruch, nachdem dieser seine zehnjährige Band Fink aufgelöst hatte. Während Koppruch versuchte, mit dem Solodebüt „Den Teufel Tun“ neuen Tritt zu bekommen, hatte Gisbert zu Knyphausen gerade sein Studium der Musiktherapie in den Niederlanden geschmissen, um in Hamburg zu jobben und sich intensiver der Musik zu widmen. Drei Jahre später konnte sich zu Knyphausen revanchieren: Längst hatte er sich einen Namen gemacht und pushte nun seinerseits Koppruch, indem er ihn als Support einlud – für die Tour zum Erfolgsalbum „Hurra! Hurra! So Nicht!“ (2010).

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