Wohnungsmarkt: Allein in Westdeutschland gibt es über eine Million Wohnungen zu wenig

Der Bau von Wohnungen hinkt seit Jahren dem Bedarf hinterher. Wie ernst die Lage ist, zeigt eine aktuelle Studie.

Neue Zahlen zeugen von dramatischer Lage

Nach einer Untersuchung des Pestel-Instituts aus Hannover fehlen allein in den alten Bundesländern 1,2 Millionen Wohnungen. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Messe München, die seit heute die Immobilienmesse „Expo Real“ ausrichtet. Diese Zahl ist wesentlich höher als die Ergebnisse anderer Untersuchungen. Der Grund hierfür liegt im Herausrechnen von Wohnungen, die langfristig leer stehen.

Negative Auswirkungen auf die Wirtschaft

Laut den Machern der Studie setzt der Mangel an Wohnraum mittlerweile die Wirtschaft unter zusätzlichen Druck, die in großen Teilen sowieso schon mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat.

Der Grund hierfür: Die Unternehmen haben Probleme, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und einzustellen, wenn mit dem Jobwechsel ein Umzug mit Wohnungssuche verbunden ist. Die potenziellen neuen Kolleginnen und Kollegen schrecken in solchen Fällen vermehrt vor einem Standortwechsel zurück, da sie die damit verbundenen Probleme bei der Wohnungssuche fürchten.

Kurswechsel gefordert

Ohne eine Änderung in der Wohnungspolitik wird der Mangel an Wohnraum nicht nur bestehen bleiben, sondern sogar noch zunehmen – so lautet das Fazit der Expertinnen und Experten vom Pestel-Institut.

Deshalb sprechen sich die Ökonomen des Instituts für breit gefächerte staatliche Förderungen aus, beim Bau von Sozialwohnungen ebenso wie bei frei finanzierten Mietwohnungen und Wohneigentum. Zudem sollte die Wohnungsbauförderung nicht an immer höhere Standards geknüpft werden.

Zuspitzung auf dem Wohnungsmarkt

Der gegenwärtigen Situation geht eine zehnjährige Phase extremer Dynamik und krisenhafter Zuspitzungen voraus. Zwischen 2015 und 2022 stiegen die Immobilienpreise teils rasant: In diesem Zeitraum verteuerten sich Wohnimmobilien deutschlandweit immens, besonders in gefragten Großstädten und Ballungsräumen.

Getrieben wurde dieser Boom durch das niedrige Zinsniveau, gestiegene Nachfrage und Bevölkerungszuwachs. Die Mieten in den Großstädten zogen kontinuierlich an, während das Angebot an bezahlbarem Wohnraum zurückblieb. Das stellte sich für Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen als besonders problematisch war, wenn sie sich auf Wohnungssuche begeben mussten.

Teuerungen bei den Baukosten

Seit 2022 stand der Markt jedoch unter neuen Vorzeichen. Inflationsbedingt erhöhte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen, wodurch Bau- und Immobilienkredite sprunghaft teurer wurden. Dies führte zu einem Nachfragerückgang beim Kauf von Wohneigentum und ließ die Kaufpreise zunächst stagnieren. Doch wurde das Bauen zugleich immer teurer: Hohe Baukosten, strengere Vorgaben bei Energie und Nachhaltigkeit sowie der Fachkräftemangel bremsten den Neubau massiv aus. Viele Bauvorhaben wurden gestoppt, und die Zahl der Fertigstellungen ging deutlich zurück.

Bildnachweis: Pixabay, 1108560, RAMillu

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*