Ach so, diese Regeln habe ich mir vom BoingBoing-Blog kopiert, sie schwirren aber überall im Netz herum:
1. Gehe mit der Zeit eines total Fremden, deines Lesers also, stets so um, dass er nicht das Gefühl haben muss, seine Zeit würde verschwendet ("Use the time of a total stranger in such a way that he or she will not feel the time was wasted".) Hier geht es also um die Erzählökonomie: kurz, knapp, prazise, kein Wort zuviel.
2. Stelle deinem Publikum mindestens einen Charakter zur Verfügung, in dem er sich wiederfinden kann [‚verwurzeln kann‘]. ("Give the reader at least one character he or she can root for"). Hier geht es um die Identifikationsangebote: ein ‚anderes Ich‘ muss her.
3. Jeder Charakter soll etwas benötigen, und wenn es nur ein Glas Wasser ist. ("Every character should want something, even if it is only a glass of water"). Es geht um die Bedürfnisstruktur, die den Nachvollzug des fiktionalen Handelns ermöglicht.
4. Jeder Satz muss eins von zwei Dingen tun – den Charakter entblättern oder die Handlung vorantreiben. ("Every sentence must do one of two things — reveal character or advance the action") Es geht um die Erzählnotwendigkeit, ein guter Text hat keinen Raum für Ornament und sprachliches Allotria [da gibt es – nebenbei bemerkt – auch andere Schulen].
5. Beginne so nahe am Erzählende wie möglich ("Start as close to the end as possible"). Die Finalisierung des Erzählwerks, sie ist schwer zu erklären, aber das Wissen um eine kommende Katastrophe/Klimax/Happy End hält den Leser bei der Stange. Er will ankommen.
6. Sei ein Sadist. Und seien deine Protagonisten noch so süß und unschuldig, setze sie schrecklichen Ereignissen aus. Nur sie zeigen dem Leser den Stoff, aus dem sie gemacht sind. ("Be a sadist. No matter how sweet and innocent your leading characters, make awful things happen to them — in order that the reader may see what they are made of"). Die Katharsis, die ‚Läuterung‘ oder ‚Wandlung‘ der Charaktere, der Leser will sie an sich nachvollziehen.
7. Schreibe, um einer einzigen Person zu gefallen. Wenn du das Fenster öffnest, um mit der ganzen Welt Liebe zu machen, wird sich deine Geschichte eine Lungenentzündung zuziehen. ("Write to please just one person. If you open a window and make love to the world, so to speak, your story will get pneumonia"). Die Adressatenbezogenheit, so oft beschworen, so selten beherzigt. Ich schreibe übrigens häufig so, dass ein früh verstorbener Freund meiner Meinung nach daran Freude gehabt hätte.
8. Gebe deinen Lesern so viel Information wie möglich so schnell wie möglich. Scheiß auf Spannung! Leser haben das Recht darauf, komplett zu verstehen, was vorgeht, und wieso und weshalb. Sie sollten die Geschichte selbst beenden können, falls irgendwelche Kakerlaken die letzten Seiten fressen. ("Give your readers as much information as possible as soon as possible. To heck with suspense. Readers should have such complete understanding of what is going on, where and why, that they could finish the story themselves, should cockroaches eat the last few pages"). Der Abschied vom allwissenden Autor und vom ‚Godlike Modus‘ des Autors. Baue eine gleichberechtigte Ebene zur Leserschaft auf. Hier gibt es übrigens Gegenstimmen, zum Beispiel bei Agatha Christie …