Bereits Ende 2005 fertiggestellt, ist der Inhalt trotzdem noch nicht überholt. Das Buch ist ursprünglich als Diplomarbeit konzipiert (was auch den „griffigen" Titel erklärt) und folgt dem dafür klassischen Aufbau (u.a. Umrahmung von Vor- und Schlußbemerkung). Zunächst wird ins Thema eingeführt mit Definitionen, Zitaten, ein bisschen Historie und ersten Einordnungen in die Literaturwissenschaft (v.a. Gegenüberstellung Weblog – Tagebuch-Literatur). Es folgen Ausführungen über Strukturen, Katalogisierungs-Versuche und sprachliche Besonderheiten (mit reichlich Konzentration auf Emoticons, Inflektive, Soundwörter und ähnliche Randerscheinungen des Bloggens und der Internetkommunikation allgemein). Dann wird miagolare vorgestellt. Ein paar Zitate werden erläutert und in den Kontext des Arbeitstitels gebracht („Literarische Aspekte"). Und immer, wenn es tiefer geht, wenn ich mich auf ein paar neue Ansätze, streitbare Aussagen, frische Erkenntnisse oder gewagte Thesen freue, beginnt schon das nächste Kapitel.
Denn dies ist ein kleines Buch über eine große Sache. Ein zu kleines Büchlein über eine Riesensache. Von einem Wissenschaftsverlag erwarte ich kein Buch mit visuell brillant durchkomponiertem Einband (ist es auch nicht). Aber eins mit sehr viel Inhalt (mir leider nicht genug). Aber das, was zu lesen ist, liest sich flüssig, informativ, anspruchsvoll und in sich stimmig. Erstaunt stelle ich fest, dass es inzwischen akzeptiert zu sein scheint, in wissenschaftlichen Arbeiten mehrfach wikipedia zu zitieren.
Ich hege Sympathien für die Autorin. Konnte man den Fortschritt der Werkschöpfung (mit ihren kleinen und großen Hindernissen, Sackgassen, Blockaden, Erleuchtungen und Erfolgen) doch in ihrem Blog mitverfolgen. Und genau da hat sie meine Hauptkritik an dem Buch sonderbarerweise schon vorweggenommen. Im Eintrag vom 23.06.2005 schrieb sie: „der häufigste Satz in meiner Diplomarbeit: Dies näher auszuführen würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen." (Ähnliches steht auch im Kapitel „Schlussbemerkung".) Vielleicht war es dieses „Mitfühlen“. das meine Erwartungen letztlich zu hoch steigen liess. Vielleicht bin ich deswegen jetzt zu "streng". Und vielleicht ist der Diplomarbeits-Rahmen hier tatsächlich zu eng oder/und das Thema zu weit.
Für den Erstkontakt mit dem Thema ist es eine kluge, gut recherchierte Arbeit. Sie bietet eine ansehnliche Übersicht über Form und Inhalte. Für mich bleibt die Hoffnung auf Sylvia Ainetters Doktorarbeit.
Heute Abend: I.Innsbrucker Bloglesung + Buchpräsentation
Das trifft’s ganz gut – viel Neues steht in dem Buch wirklich nicht drin und direktes EINTAUCHEN in die Analyse von literarischen Weblogs lässt es auch nicht zu; bleibt mehr an der Oberfläche. Schade, Schade, Schade. Aber es kommen bestimmt bald noch mehr Arbeiten zu Blogs raus.