«Digital immigrants», Super-A-Blogger oder Entrepreneurship-Workshops – die dicksten Backen werden regelmäßig dort gemacht, wo der Anteil an heißer Luft besonders hoch ist. Und so klingt's und duftet's dann auch: «Attaque de prétension» heißt dieses kunstlederduftende Sprach-Parfum, dessen Eau de pénetrance immer unausweichlicher die Öffentlichkeit wie gebrauchter Urinalstein durchweht.
Mit Tucholsky wollen wir an dieser Stelle diesen kommunikativen Sprachschmöcken einfach mal ein wenig Sprachgel von der aalglatten Zunge schrubben, ohne diese Kritik allzu einseitig auf billige Polemik gegen «Anglizismen» zu beschränken:
"Verschönerungs- und Wichtigkeitsworte greifen um sich wie das Feuer – jedesmal wenn sich einer eine solche Sprachdummheit ausgedacht hat, bricht die Papageienkrankheit aus. Nehmen Sie Fachwörter – det hebt Ihnen -, und richtig angewandt brauchen sie nicht zu sein."
"Was heute in Deutschland schreibt, hat sich eine Sprache beigebogen, die schnattert und stelzt, die plappert und schnalzt, und ganze Fachterminologien werden aufgeboten, um den Herrn Autor als einen in allen Fakultäten bewanderten Mann dastehen zu lassen, immer im Magnesium-Blitzlicht einer falschen Bildung. Sie können nicht mehr sagen: «Der Tisch ist rund», das wäre zu einfach, sie haben nichts zu Ende gedacht, alles ertrinkt in einer tranigen Majonäse, aus der man das ranzige Öl herausschmecken kann."
"Erst denken sie nicht, und dann drücken sie's schlecht aus."
Über das Bessere: "Denn nichts ist schwerer, nichts erfordert mehr Arbeit, mehr Kultur, mehr Zucht, als einfache Sätze unvergesslich zu machen. «Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet». Die Wörter mit der Wurzel ausgraben, das ist Literatur."
„Erst denken sie nicht, und dann drücken sie’s schlecht aus.“ — Das trifft den Nagel auf den Kopf.Ja, es ist ganz großer Mist, dass ausgerechnet die (meisten) Werbe-Schwätzer sich offenbar nicht um gute Sprache scheren.
Schaue ich mir die “ Plattform “ – german blog, alzeimer blog, digitallife blog usw. – an, dann erscheint der Schreiber des Artikels eher einäugig.Der inhaltlichen Aussage des Beitrags kann ich jedoch zustimmen.
Ausdrücklich erkläre ich mich hier nur für meinen eigenen Beritt verantwortlich …
Mit der Literatur selbst die Literatur zu definieren…
Sowas kenn ich nur aus der Philosophie.
Ach und danke für die lebhafte wenn auch nicht urzweckhafte Begriffserklärung von Prätension.
Lateinkenntnis ist für Kant keine schlechte Investition.