In seinem Roman „Plexus“ bin ich neulich an einer Hommage an Vincent van Gogh hängengelieben, die mich fasziniert hat. »Was mich schwer erschütterte, war Vincents flammender Wunsch, dass Leben eines Künstlers zu führen, nichts zu sein als ein Künstler, komme, was wolle. Bei Männern von seinem Schlag wird die Kunst zur Religion. Der für die Kirche längst tote Christus wird wieder geboren. Der leidenschaftliche Vincent erlöst die Welt durch eine wunderbare Handhabung der Farbe. Der verachtete und einsame Träumer durchlebt aufs neue das Drama der Kreuzigung. Er steht wieder aus seinem Grab auf, um über die Ungläubigen zu triumphieren.«
Was mich schwer beeindruckte, ist die Hingabe, mit der Miller auf fünf Seiten über das Werk und die Briefe von Vincent van Gogh schreibt. Unfassbar wie sich die Leidenschaft von Vincent auf ihn und damit auf den Leser seiner Zeilen überträgt. Man meint, den Geist van Goghs greifen zu können. Anfangs musste ich, später habe mich freiwillig mit den Bildern und der Person Vincent van Gogh beschäftigt, aber erst nach diesen Zeilen habe ich ihn ansatzweise begriffen.
»Immer wieder und wieder spricht van Gogh davon, daß er keinen sehnlicheren Wunsch kennt, als ein einfaches Leben zu führen. Verschwenderisch ist er nur in der Verwendung der Malutensilien. …. Van Gogh ist sich bewusst, dass er nie zu seinen Lebzeiten anerkannt, dass er nie den Lohn seiner Mühen erntet wird. Aber vielleicht werden seine Entsagungen den kommenden Malern die Dinge einfacher machen«
Da ich die Bibliographie von Miller kenne, kann ich wohl sagen, dass sich bei ihm die Begeisterung für Künstler und ihr schaffen, nicht nur auf einen kleinen Kreis beschränkt. Er kann viele Künstler mit wenigen Sätzen auf den Punkt bringen. Was er übrigens auch mit allen anderen Charakteren gut hinbekommt. Das Werk von van Gogh sowie von Miller, möchte ich jedem Kunstinteressierten ans Herz legen.
»Seine Bilder sind grauenhaft, finden die Leute. «Sie strotzen einfach vor Farbe!» Ich lache und ich weine, wenn ich das lese. Von Farbe strotzend! Wie schrecklich wahr! Welche Ironie, dass das Wunder, das sich vollzogen hatte (die Sättigung der Leinwand mit Farbe, ihre reine, revolutionäre Farbigkeit), dass dieser Traum aller großen Maler (endlich verwirklicht) gegen ihn ins Feld geführt wurde! Armer van Gogh! Allmächtiger van Gogh! Was für ein lästerlicher grausamer Witz! Als sage man zu einem Mann Gottes: Aber er ist zu sehr von Gott erfüllt!«
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