Bis zum 27.8 läuft in Frankfurt am Main im
Museum für Moderne Kunst die Ausstellung „Humanism in China“ die es geschafft hat, mein chinesisches Bildgedächtnis etwas umzukrempeln. Dort werden Motive ausgestellt, die dem Besucher intensiv auf die Pelle rücken. Die Nähe suggeriert einem das sichere Gefühl, an der abgelichteten Situation teilzunehmen und lässt kein entrinnen zu. Das möchte man auch gar nicht, ganz im Gegenteil, man entwickelt den Wunsch, noch mehr in die Bilder eindringen zu dürfen. Was passiert hinter den Grenzen des Bildausschnitts? Darauf gibt es nur die eigenen Antworten.
Seit ein zwei Wochen laufe ich nun mit dem Bild eines 13-jährigen chinesischen Jungen im Kopf rum, der vor dem Grab seiner Eltern auf Knien hockt, die beide an Aids gestorben sind. Obwohl es gegenüber dem o.g. Panzerbild keinerlei Sensation enthält, hat mir der Fotograf Lu Guang damit ein grosses Geschenk gemacht. Das Bild hat zwar auch gerade keine freudige Nachricht zu bieten, aber es hat mir doch die Chinesen, ganz still und heimlich, wieder als Menschen näher gebracht.