Totale Erschöpfung, andauernde Schmerzen und depressive Verstimmungen, für Fibromyalgie-Patienten ist das Leben beschwerlich. Was steckt hinter der rätselhaften Erkrankung, die auch als Weichteilrheuma bekannt ist? Und was können die Erkranken selbst tun?
Kaum erträgliche Muskel- und Gliederschmerzen, die ständig wiederkehren. Schon nachmittags sind viele Fibromyalgie-Patienten fix und fertig, nachts rauben ihnen Schmerzen den Schlaf. Viele der Betroffenen haben eine wahre Ärzte-Odyssee hinter sich, bevor – manchmal erst nach vielen leidvollen Jahren – die richtige Diagnose gestellt wird: Fibromyalgie.
Dahinter steckt eine chronische Schmerzerkrankung, die nicht leicht zu erkennen ist. Denn es gibt keinen spezifischen Bluttest und keine Röntgenuntersuchungen für die Diagnose Fibromyalgie-Syndrom (FMS). Wörtlich übersetzt bedeutet Fibromyalgie Faser-Muskel-Schmerz. Betroffen sind rund zwei Prozent der Bevölkerung, größtenteils Frauen zwischen 40 und 60 Jahren.
Die Diagnose ist eine Sisyphusarbeit
Die Diagnose ist für den Mediziner eine echte Sisyphusarbeit. Entscheidend ist die Vorgeschichte des Erkrankten sowie eine gründliche körperliche Untersuchung. Typisch ist, dass schon leichte Druckreize bei den Patienten zu Schmerzen führen. Die genauen Ursachen des Leidens sind bis heute unbekannt. Aber die Spezialisten wissen, dass seelische und körperliche Belastungen eine Rolle spielen. Dadurch kommt es zu einer inneren Dauerspannung. Die Muskulatur verkrampft und löst Schmerzen aus. Diese Schmerzempfindung wird im Gedächtnis gespeichert.
Im Laufe der Zeit dringen die Schmerz-Erinnerungen immer öfter und bei kleinsten Anlässen ins Bewusstsein. Vor allem Stress löst dann schnell die körperlichen Beschwerden aus. Betroffen sind hauptsächlich Frauen, die Haushalt, Kinder und Berufstätigkeit vereinbaren müssen und alles perfekt schaffen möchten. Die meisten Patienten sind leistungsbereit, sensibel und ehrgeizig. Bei einer längeren Überforderung stoßen sie oftmals an Grenzen und entwickeln dann die Erkrankung.
Mit Fitness gegen die Beschwerden
Experten gehen davon aus, dass eine genetische Veranlagung sowie Infekte, traumatische Ereignisse Depressionen, aber auch Bewegungsmangel und Übergewicht für das Fibromyalgie-Syndrom verantwortlich sein können.
Von einer rein medikamentösen Therapie raten die meisten Ärzte ab. Schmerzmittel haben oft erhebliche Nebenwirkungen und versprechen bei Fibromyalgie auf Dauer meist keinen Erfolg. Viele Mediziner geben am Anfang der Behandlung sehr niedrig dosierte Antidepressiva. Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei Fibromyalgie um eine versteckte Depression handelt, aber die Mittel haben eine schmerzstillende Wirkung.
In der Behandlung lernen Patientinnen in erster Linie, ihren Lebensstil zu verändern. Verhaltens- und Sporttherapie kommen zum Einsatz. Besonders wichtig ist, dass die Betroffenen wieder in Bewegung kommen. Weil ihnen alles weh tut, neigen sie nämlich dazu, sich zu schonen. Doch das ist falsch! Ein wohldosiertes Fitnessprogramm lindert Schmerzen und wirkt auch depressiven Verstimmungen entgegen. Am besten sind Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren.
Gibt es Medikamente gegen Fibromyalgie?
Selbst Spezialisten können den Krankheitsverlauf nicht vorhersagen. Bei manchen tritt Fibromyalgie nur vorübergehend auf, bei anderen bleibt sie chronisch oder verschlimmert sich. Aber die Patienten können selbst eine Menge tun: Der Schlüssel zur Genesung ist innere Ruhe. Ziel ist, dass Patienten lernen, es auch mal ruhiger angehen zu lassen und dass nicht immer alles perfekt sein muss. Sobald sie merken, dass der Akku leer ist, sollten sie sich, wenn möglich, für eine Stunde hinlegen. Außerdem helfen Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Yoga.
Fotocredit: Unsplash, 495757, Jesper-Aggergaard
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