Wenn Schönheit gesetzlich geregelt wird

Unkommentiert von der Öffentlichkeit geht die Verbotsorgie der deutschen Politik munter weiter. Wenn das stimmt, was die Medien berichten, so hat die Unionsfraktion einen Antrag vorbereitet, wonach ästhetische Eingriffe bei Minderjährigen nur noch erlaubt sein sollen, wenn sich zwei Ärzte unabhängig voneinander aus medizinischen Gründen dafür aussprechen. Wenn ich Facharzt wäre, würde ich mich dadurch gegängelt und diskriminiert fühlen, doch ich bin nun mal keine "Halbgöttin in Weiß", außerdem begrüsst die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen diesen Schritt. Wie schön, findet nun Ulla Schmidt, die Jeanne d´Arc des deutschen Gesundheitswesens, auch in Fachärztekreisen tapfere Mitstreiter für ihre "Koalition gegen den Schönheitswahn", der ja bekanntlich ein Übel unserer Zeit ist.

Ist diese Zusammenarbeit eine Herzensangelegenheit oder haben wir es hier eher mit einem Fall von kollektiver Mutlosigkeit bzw. vorauseilendem Gehorsam zu tun? Wenn man den Zahlen der oben erwähnten Gesellschaft glauben darf, operieren deren Mitglieder pro Jahr lediglich ca. 16.000 Jugendliche und Kinder. Wer jetzt glaubt, dass diese "OP-Kids" sich Brust-Operationen oder Fettabsaugungen wünschen, der irrt, denn es geht nahezu ausschließlich um Ohrkorrekturen. Chirurgische Eingriffe bei extremen Brustasymmetrien oder Nasendeformitäten seien die Ausnahme. Auch wird die in den Medienberichten angegebene Zahl, dass jährlich 100.000 Jugendliche unter dem 20. Lebensjahr operiert werden, von der Fachgesellschaft angezweifelt. Die Schlange (Politik) starrt auf das Kaninchen (Plastisch-Ästhetische Chirurgen). Doch das Kaninchen kann noch sprechen. Es bittet die Schlange, darauf zu achten, wie sie entsprechende Gesetzestexte formuliert, damit für diejenigen Fälle, in denen eine psychologische oder psychiatrische Indikationen den Eingriff notwendig macht, auch nach der Gesetzesänderung noch Behandlungen möglich sind. Sssssssssss!

Damit wir uns richtig verstehen: Minderjährige haben in der Regel nichts bei einem Plastisch-Ästhetischen Chirurgen verloren. Ethisch verantwortungsbewusst handelnde Fachärzte halten sich auch an Empfehlungen, dass Jugendliche unter 18 keine Brustimplantate oder Fettabsaugungen bekommen sollten. Ich finde es allerdings besorgniserregend, dass der Staat immer mehr in unser aller Privatleben eingreift. Motto: Wir haben zwar keine Lösungen für Eure Zukunftsprobleme und Existenzängste, dafür aber planen wir Euer Alltagsleben konsequent durch. Verbote auszusprechen ist nun mal einfacher, als Visionen zu entwickeln und die Menschen mitzunehmen. Immer öfter beschleicht mich das ungute Gefühl, dass ich mit meiner Sorge in diesem Punkt eine Minderheitenmeinung vertrete. Dass es kommen wird, wie in dem ZDF-Dreiteiler 2057 (siehe ZDF Mediathek 2057 – Teil 1: Der Mensch), ziehen wohl nur kritische Science Fiction-Fans wie ich in Betracht. Wenden wir uns also wieder den schönen Dingen des Lebens zu. Liebe Eltern bzw. potenzielle Eltern, Ihr wollt ja alle schöne Kinder. Legt Euch deshalb bitte keine Kids mit abstehenden Dumbo-Ohren zu, denn eine etwaige chirurgische Korrektur könnte bald zum Höllenritt werden. Falls der Nachwuchs doch flugtaugliche Ohren entwickelt, tackert die abstehenden Dinger einfach fest. Das erspart Euch wenigstens Psychotests, Konsultationen bei Anwälten und Klinkenputzen bei den entsprechenden Fachkliniken.

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