Vierkanttretlager: An der Nordseeküste den Punk einatmen

Zum ersten Mal kamen sie mir vor zwei Jahren auf dem Immergut Festival unter, genau in dem Jahr ging es auch so richtig mit der ersten EP „Penzion Kanonier“ los.

Vierkanttretlager – irgendwie aufwühlend und erfrischend intelligent, das ist man im Madsen- und Sporti-Wust gar nicht mehr gewohnt. Das Album „Die Natur greift an“ aus 2011 setzte da gleich das Ausrufezeichen, Vierkanttretlager dürfen auch im Longplayer begeistern. Von Unheil schwanger das Albumcover, was bringt nun um, das Natur sein oder das unnatürlich Sein?

Vierkanttretlager: Rau und romantisch weht es an der Nordseeküste

Aus Husum kommen sie, ganz so sehr Hamburg steckt also nicht drin, aber die nordisch raue Luft zieht dennoch durch ihre Musik, bei der man rotbackig in „Drei Mühlen“ mitschunkeln kann oder die sich mit charmanter Ziehharmonika in Songs wie „Fotoalbum“ einatmen lässt. Der Song gibt übrigens auch bald das Zugpferd von Schleswig Holstein für den Bundesvision Songcontest im September 2012.

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Richtgehend romantisch ist das, was sie machen, diese Jungs in den zart sprießenden Zwanzigern, im wohligen Husum wuchsen sie so behütet auf, dass man nicht einmal den gewohnten Zynismus der bitteren, deutschen Indieszene findet, ganz im Gegenteil. Melancholisch klingt es hier, ehrlich und nachdenklich, hier darf man einmal alle Arroganz ablegen und sich den salzig rauen Tränen hingeben, die etwa Songs wie „Gib dem Leben keinen Sinn“ begleiten oder im trüben Kerzenlicht des Morgengrauens flackern im Duett mit Casper auf „Hooligan“.

Punk geht auch so ganz anders

Und live, meine Güte live schraubt sich das in aufwühlende Stürme hoch, da sieht man in der See der fliegenden Glieder kein Land mehr, verirrt sich in den poetisch geschwungenen Texten und hangelt sich an den straff gezogenen Gitarrenriffs entlang. Punk ist so etwas, diese rohe Energie, die sich im Intellekt von Zeilen a la „Am Ende der Eliten sind unsere Köpfe leer “ vereinen und durch jede Pore dringen, selbst den stolzesten Fels in der Brandung bewegen.

Eigentlich mag man sie gar nicht auf dem Bundesvision Songcontest sehen, Perlen vor die Säue, könnte man da meinen, aber vielleicht, nur vielleicht wird es ja den ein oder anderen da draußen geben, der sie dadurch entdeckt, die Husumer Flaschenpost durch die Übertragungswellen zu fassen kriegt und die Kunde weiter trägt, wie ein Leuchtturm diesen Lichtblick junger, wütender, besonnener Energie an verirrte Musikfans gibt.

Und da sag noch einer, früher war alles besser…

[youtube 3-GCOSmzuZY]

Und auf Tour sind sie auch noch:

04.10.2012 Wien, Waves Festival
05.10.2012 München, Atomic Cafe
06.10.2012 Kaiserslautern, Kammgarn
20.10.2012 Bayreuth, Kneipenfestival
21.10.2012 Leipzig, Haus Auensee (Support für Kraftklub)
23.10.2012 Kiel, Halle 400 (Support für Kraftklub)
24.10.2012 Hannover, Capitol (Support für Kraftklub)
25.10.2012 Erfurt, Stadtgarten (Support für Kraftklub)
26.10.2012 Rostock, Moya (Support für Kraftklub)
27.10.2012 Nürnberg, Nürnberg Pop
29.10.2012 Stuttgart, LKA (Support für Kraftklub)
30.10.2012 Erfurt, Stadtgarten (Support für Kraftklub)
01.11.2012 Bielefeld, Bunker Ulmenwall
02.11.2012 Dortmund, Westfalenhalle 1 (Support für Kraftklub)
03.11.2012 Köln, Studio 672
04.11.2012 Kassel, Musiktheater
06.11.2012 Heidelberg, Häll
07.11.2012 Chemnitz, AJZ
08.11.2012 Berlin, Festsaal Kreuzberg
09.11.2012 Hamburg, Molotow
10.11.2012 Kiel, Orange Club
11.11.2012 Bremen, Lagerhaus
13.11.2012 Stuttgart, Schocken
14.11.2012 Konstanz, Kulturladen
15.11.2012 Salzburg (A), Arge Kultur
16.11.2012 Zwettl an der Rodl (A), Becks
17.11.2012 Kirchberg (A), Mamas Bar

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