Überraschende und ungewöhnliche Ubahn-Lektüre

Die 12 Minuten von Marienplatz bis Aidenbachstraße und abends zurück beobachte ich sehr gerne meine nicht selbst gewählten Mitfahrer und Mitfahrerinnen. Und ich finde es furchtbar spannend, in den unterschiedlichsten Gesichtern zu lesen: Wer ist gut drauf, wer freut sich auf die Arbeit (zu dieser Uhrzeit wird es in der Regel der Fahrt zur Arbeit sein) oder wer hatte einen schönen Tag, wer lächelt, wer achtet auf die Mitfahrer und wer ist gedankenversunken bei sich oder seiner mitgebrachten Lektüre. Meistens Zeitung: SZ, AZ, tz oder Bild. Selten ein Buch.

Heute war es ein ganz besonderes Buch, das mein Sitznachbar nach Einstieg in die Ubahn aus seiner Tasche holte: die Bibel. Ganz gespannt schaute ich mir den jungen Mann genauer an. Was hat er an? Wie sieht ein Mensch aus, der morgens um kurz vor 9 Uhr die Bibel in der Ubahn liest? Was macht er? Wie lebt er? Wo arbeitet er?Und warum liest er die Bibel?  Irgendwie sah er ganz normal aus. Gerade zu sehr normal und auch lässig. Anfang zwanzig, dicker Strickpulli, coole Mütze und ein kleines Ziegenbärtchen. Hmm, ich rätselte also weiter. Und beobachtete. Dazu hatte er auch noch seinen Ipod ausgepackt und bei der Lektüre Musik gehört. Ich frage ihn einfach, dachte ich mir. Just in dem Moment, als ich mir endlich überlegt hatte, was ich am besten sage und wie ich seine Ipod-Musik übertöne, waren wir schon in Obersendling angekommen und er stieg aus… Lesen Siemens Mitarbeiter jetzt schon die Bibel?

Eine Meinung

  1. Danke, liebe Christiane, für den interessanten Beitrag, der auf schöne Art zum Nachdenken anregt!

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