Gesellschaftstänze und ihre Ursprünge

Gesellschaftstänze und ihre Ursprünge

Manche Gesellschaftstänze haben es aus ihren Ursprungsländern heraus zu Weltruhm gebracht. Eine kleine Reise zu den Ursprüngen von Salsa, Bachata, Kizomba und Tango unternehmen wir hier.





Salsa: Der etablierteste Latino-Tanz

Salsa bedeutet übersetzt Soße. Und genauso wie beim pikanten Dip handelt es sich beim Tanz um eine Mischung verschiedener Zutaten, den nationalen Tanzeinflüssen. Das brachte dem Gesellschaftstanz nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Namen ein. Damals zogen viele Emigranten aus Kuba, Puerto Rico, Kolumbien und Venezuela nach Nordamerika. In Städten wie New York und Los Angeles trafen sie aufeinander und feierten ihre Herkunft weiter mit den einheimischen Tänzen. Bis heute gibt es beim Salsa verschiedene Stile, die wichtigsten sind der L.A.-Style, New-York-Style und der kubanische Stil. In Kuba entwickelte sich der Tanz aus anderen einheimische Tänzen, dem Danzón und Son. Er entstand dabei aus der Musik heraus. Wer keine Trommel hatte, nutzte einfach seine Körper um mitzumachen.

Bachata: Sinnlicher Paartanz aus Puerto Rico

Wie Salsa steht auch Bachata für eine Musikrichtung und einen dazugehörigen Tanz. Beide stammen aus der Dominikanischen Republik. In der Musik geht es um Liebe, Verrat und Eifersucht. Klar, dass der dazugehörige Tanz zu den sinnlichsten Tänzen der Welt zählt. Der Grundschritt des Tanzes ist sehr einfach: Schritt zur Seite, dass andere Bein nachziehen, Schrittfolge wiederholen, dann zur anderen Seite. Dazu kommt auf den vierten Taktschlag stets eine kleine Bewegung der Hüfte. Wie Salsa und Merengue ist Bachata kein standardisierter Tanz. In der traditionellen Variante kommt viel Fußarbeit hinzu, mit der der Rhythmus der Musik aufgegriffen wird. In Europa hat sich eine sehr sinnliche Variante etabliert, die akrobatisch anmutende Elemente und viele verschiedene Figuren integriert.

Übrigens nicht ganz so etabliert ist der Tanz Merengue. Er stammt auch aus der Dominikanischen Republik. Schrittfolge wie Musik sind sehr simpel gestrickt. Jeder Beat ist betont und die Tänzer verlagern ihr Gewicht dazu kontinuierlich von einem Bein auf das andere. Figuren sind ähnlich der Salsa.

Tango: Leidenschaft aus Argentinien

Wenn Bachata so etwas wie die Prinzessin der Sinnlichkeit darstellt, ist Tango die Königin. Mittlerweile hat er sich als Standardtanz etabliert. Alle Formen aber gehen auf den Tanz aus Argentinien zurück. Von hier aus breitete er sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in der ganzen Welt aus. Der Tanz entstand wie so viele andere kulturelle Bewegungen aus einer Notlage heraus. Er formierte sich in einer Zeit, in der Buenos Aires von vielen Einwandern aus Europa besiedelt wurde. Da es nicht genug Arbeit für sie gab, ließen sie sich am Rand der Städte nieder und trafen sich zum gemeinsamen Musizieren – um der Trauer und Verzweiflung für eine Weile zu entkommen. Zur Musik entstand schnell ein Tanz, bei dem die Männer erst allein aufs Parkett kamen, um ihre Männlichkeit und Stärke zu zelebrieren. Irgendwann kamen die Frauen dazu.

Kizomba: Der „afrikanische Tango“

Anders als viele Gesellschaftstänze, die es bis nach Europa geschafft haben, kommt Kizomba nicht aus Lateinamerika, sondern Afrika, genaugenommen Angola und Kap Verde. In Europa wird der Tanz auch als afrikanischer Tango beschrieben. Er ist ähnlich sinnlich und wird mit dem Brustkorb geführt, Frau und Mann nehmen dazu eine relativ enge Haltung ein, typischerweise berühren sich die Hüften nicht. Deswegen ist der Tanz auch alles andere als sexuell, wie viele Außenstehende ihn nach dem ersten Eindruck beschreiben. Tatsächlich hat er wenig mit den expressiven Latino-Tänzen gemein. Kizomba ist langsamer. Seine Tanzschritte bestehen in gleichmäßigen Gehbewegungen, die kreativ miteinander verbunden werden können. Wer Kizomba tanzt, beschreibt den Tanz gern als Erdung und ein Zur-Ruhe-Kommen im Einklang mit dem Tanzpartner.

Anders als andere Gesellschaftstänze ist Kizomba noch relativ jung, es gibt ihn erst seit circa 40 Jahren. Das macht ihn zu einem spannenden Tanz, denn seine Entwicklung ist lange noch nicht abgeschlossen. Ganz im Gegenteil durch sein Verbreitung in Europa bilden sich aktuell immer mehr Stile heraus: So hat zum Beispiel Paris einen ganz eigenen sehr eleganten Stil geprägt, der seit etwa einem Jahr im Einvernehmen der Szene den Titel „Urban Kiz“ trägt.

Wie bei der Salsa, der Bachata und dem Tango wollte die gesellschaftliche Elite in den Ursprungsländern lange nichts mit dem Tanz zu tun haben. In Portugal, dort wo viele Einwanderer aus Angola und Kap Verde leben, etwa ist Kizomba unter vielen Menschen höchst verpönt. Anders in Deutschland: Hier durchmischen sich wie bei allen anderen Gesellschaftstänzen Nationalitäten, Altersklassen, Berufsstände und gesellschaftliche Schichten. Ihre gemeinsame Sprache ist der Tanz. Mehr braucht es manchmal eben auch nicht.



Bildquelle: Pixabay, 2079964, Bernard-Verougstraete 

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